Grünwald:Sorgen-Abend

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Grünwalds Bürgerhaus platzt bei der Infoveranstaltung über Asyl aus allen Nähten

Von Lenka Jaloviecova, Grünwald

Eine Frage aus dem Publikum konnte Jan Neusiedl mit deutlicher Überzeugung beantworten. Nein, in seiner Gemeinde werde demnächst definitiv keine Moschee errichtet, sagte der Grünwalder CSU-Bürgermeister. Sogar ein kleines Schmunzeln huschte ihm dabei über das Gesicht. Das war ansonsten am Donnerstagabend selten der Fall.

Hunderte Menschen waren ins Bürgerhaus zur Informationsveranstaltung zum Thema Asyl geströmt. Der Platz reichte nicht aus, manche saßen auf den Treppen, andere draußen im Foyer, wohin die Veranstaltung auf eine Leinwand übertragen wurde. "So voll habe ich das Bürgerhaus in meiner Amtszeit noch nie gesehen", sagte Neusiedl. "Dieses Thema bewegt die Menschen nun einmal."

Sehr vielen Fragen mussten sich Neusiedl und Landrat Christoph Göbel (CSU) stellen. Denn im November soll die Traglufthalle in Wörnbrunn bezugsfertig sein. Dann werden dort, auf einer Fläche von etwa 72 auf 36 Meter, 300 Flüchtlinge untergebracht. Das Procedere soll dann so aussehen: Diejenigen, für die bereits eine Unterkunft im Landkreis München zur Verfügung steht, werden ausziehen, andere kommen nach. Zwölf Monate lang wird auf diese Art und Weiße verfahren - für diese Zeit hat der Landkreis die Traglufthalle, die mit Aufenthaltsraum, Sitzecken, sanitären Anlagen und Schlafkojen ausgestattet ist, angemietet. "Ein Sicherheitsdienst, der idealerweise die Sprache der Flüchtlinge spricht, wird vor Ort sein, sowie mehrere soziale Fachkräfte, die die Asylbewerber tagsüber betreuen", erläuterte Göbel.

In Grünwald selbst wohnen derzeit 51 Flüchtlinge, vor allem im Süden der Gemeinde. Nächstes Jahr soll die Kommune weitere 250 aufnehmen - laut Schlüssel des Landratsamtes. Eine Alternative gibt es nicht.

Die Bürger artikulierten vor allem Sorgen um ihre Sicherheit. Die provozierende Frage eines Familienvaters, ob Gemeinde und Landkreis ein Konzept hätten, damit seine Frau und Töchter angesichts des Frauenbildes, das Muslimen nachgesagt werde, weiterhin im Wald spazieren und laufen gehen können, erntete Beifall, aber auch Kopfschütteln. Der Landrat sagte, er sei froh, dass sich jemand traute, genau diese Frage zu stellen. Vernetzung sei sein Stichwort. Der Landrat will mit deutschen Imamen und muslimischen Religionslehrern zusammenarbeiten. "Von Anfang an sollen sie in der Traglufthalle den Flüchtlingen unsere westlichen Werte und die Verfassung näher bringen."

Grünwalds Polizeichef Andreas Aigner konnte die Anwesenden nur zum Teil beruhigen. "Bis jetzt gibt es keinen Grund zur Aufregung, ich warne zudem vor Spekulationen. Wenn im Moment Straftaten passieren, dann eher unter den Flüchtlingen selbst, nicht gegenüber der Bevölkerung", verdeutlichte Aigner, dessen Leute jeden Tag auch in der Pullacher Traglufthalle nach dem Rechten sehen. Unterstützendes Personal bekommt die Grünwalder Polizeiinspektion in nächster Zeit erst einmal nicht.

Eine andere Herausforderung kommt künftig noch auf alle Gemeinden des Landkreises zu: Im Moment seien es viele Männer, die ankommen. "Die wollen natürlich, dass ihre Familien nachkommen, und diese sind oft sehr groß", so der Landrat. Konkrete Zahlen, wie viele Menschen in den Landkreis kommen werden, kennt er selbst nicht. Eines ist klar: Drei Monate nachdem Asyl beantragt worden ist, besteht für die Kinder der Flüchtlinge Schulpflicht. Die Kleinen haben denselben Anspruch auf einen Betreuungsplatz wie Einheimische. Neusiedl versuchte, die Mütter im Saal zu beruhigen. Kapazitäten seien in Grünwald vorhanden, "wenn nicht auf einmal 50 Kinder desselben Alters ankommen".

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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