Grünwald:Sinnesräume in Wörnbrunn

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Die Architekten Jens Oldenbourg (links) und Thomas Stroh erfüllt schon ein wenig Stolz, wenn sie sich im Rohbau des neuen Kindergartens befinden. (Foto: Angelika Bardehle)

Wo einst das Wirtschaftsgebäude des Forsthauses stand, entsteht bis September Grünwalds neuester Kindergarten. Die Gemeinde nimmt dafür nahezu fünf Millionen Euro in die Hand - und die Architekten mussten aufgrund des Platzmangels ein wenig tricksen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Wenn die Architekten Tom Stroh und Jens Peter Oldenbourg vom Architekturbüro Stroh und Oldenbourg in Grünwald über die Baustelle gehen, sind sie bereits voll Stolz erfüllt. Denn der Rohbau steht und das Wichtigste am neuen Kindergarten ist schon erkennbar. Bezogen werden soll er zum neuen Schul- und Kindergartenjahr im September, Richtfest wird am 17. Februar gefeiert. "Wenn ich sehe, was aus unseren Plänen geworden ist, bin ich immer ganz überrascht", sagt Tom Stroh beim Besuch der Baustelle in Wörnbrunn. Im positiven Sinne natürlich. Denn noch vor gar nicht so langer Zeit saßen die beiden Männer mit ihren Zeichenstiften vor einem leeren Blatt Papier.

"Es war durchaus eine sportliche Herausforderung", sagen die beiden über den Auftrag, in dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Forsthauses Wörnbrunn einen zweigruppigen Kindergarten unterzubringen. Denn der geometrische Grundbaukörper sollte mit Rücksicht auf das unter Denkmalschutz stehende Forsthaus genau in derselben Größe bleiben, obwohl das alte Gemäuer abgerissen wurde. Es gab also ein streng umrissenes Viereck von 15 mal 30 Metern, in dem alles Notwendige untergebracht werden musste. Doch da wandten die beiden gleich mal ein paar Tricks an, um die Fläche doch zu vergrößern. So entwarfen sie im Eingangsbereich einen Rundbau, der sich in den Erker schiebt und als Mehrzweckraum genutzt werden kann. Er wird zwei große halbrunde Türen haben, die man öffnen und damit den Flur integrieren kann. Es wird auch eine Bühne geben, so dass hier viele Feiern stattfinden können. Zweiter Trick, der die Grundfläche vergrößert, sind zwei Erker, je einer pro Kindergartengruppe. "Die zwei Erker sind wie zwei Schubladen und bestehen aus ganz viel Glas", sagen Stroh und Oldenbourg. Die beiden Tricks vergrößern also nicht nur die Fläche, sondern verschönern auch das ganze Gebäude.

Einfallsreich ist die Architektur ohnehin. In jedem der Gruppenräume gibt es eine Galerie, auf die die Kinder mit einer Treppe gelangen. Sie sind dann auch gleich auf der Ebene des Dachgeschosses, in dem sich die Schlaf- und Sinnesräume, also beispielsweise Musikzimmer und Ruheecken, befinden. Die Galerie ist mit Geländern und Netzen gesichert, so dass niemand herunterfallen oder Spielzeug hinunterwerfen kann. Jede Gruppe hat außerdem noch einen kleinen "Intensivraum". "Im Erdgeschoss ist quasi der Action-Bereich", sagt Tom Stroh augenzwinkernd. Aus dem Garten gelangen die Kinder durch die Garderobe, wo sie ihre schmutzigen Schuhe ausziehen können, und dann erst in die Gruppenräume. Oben dagegen gibt's die Bereiche für den Mittagsschlaf und zum Ausruhen, Bücher Anschauen und Musizieren. Man kann man dort verdunkeln und Lichteffekte anschalten.

Einen besonderen Platz hat auch die Leiterin des Kindergartens. Sie sitzt gleich im Eingangsbereich und kann durch ein großes Fenster in beide Gruppenräume schauen, jedenfalls zum Teil. Sie wird den Überblick haben über alles, was dort geschieht. Ein Personalraum mit Teeküche und Besprechungstisch ist für alle Erzieherinnen da. Es gibt natürlich auch eine Küche, in der allerdings nicht gekocht, sondern das Essen nur aufbereitet wird. Im Keller ist die Technik untergebracht, aber nicht nur. Dort gibt es auch einen Werkraum, der mit einem Lichtgraben erhellt wird.

Das ganze Gebäude ist außerdem behindertengerecht ausgestaltet, also mit Aufzug. Gekostet hat das Projekt die Gemeinde bisher 4,7 Millionen Euro. Von September an werden 50 Kinder in den Genuss dieser Investition kommen. Damit die Eltern sie auch problemlos bringen und abholen können, gibt es auch einen eigenen Parkplatz.

Tom Stroh und Jens Peter Oldenbourg wenden sich dann wieder anderen Projekten zu. Außer dem Grünwalder Kindergarten Struwwelpeter, dem Hort Life und dem Feuerwehrhaus inklusive Wohnungen haben sie schon zahlreiche Einfamilienhäuser und Villen entworfen, gerne mit Extras wie Tiefgarage oder Wellnessbereich. Ein bisschen Luxus darf's in Grünwald und Umgebung eben durchaus sein, verraten die beiden.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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