Grünwald:Nicht bei uns

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Bürgermeister Jan Neusiedl erwägt einen Anbau an das Gymnasium. (Foto: Claus Schunk)

Anwohner drohen mit Klage gegen Haus für junge Flüchtlinge

Von Lenka Jaloviecova, Grünwald

Wir haben nichts gegen Flüchtlinge, aber bei uns sind sie fehl am Platz: So argumentieren Nachbarn gerne, wenn es um die Einrichtung neuer Unterkünfte geht. In Grünwald gilt dies nun auch für ein Haus, in dem zwölf unbegleitete minderjährige Asylbewerber wohnen sollen. Anwohner drohen sogar mit einer Klage.

Bei der Bürgerversammlung am Dienstag war die Unterbringung von Asylbewerbern das beherrschende Thema in der Diskussion. Mitte November kommen 300 Flüchtlinge nach Wörnbrunn in eine für zwölf Monate angemietete Traglufthalle. Sobald Wohnungen im Landkreis München bezugsfertig sind, werden manche ausziehen, Neuankömmlinge nehmen ihren Platz in der provisorischen Sammelunterkunft wieder ein. Grünwald selber muss nächstes Jahr 250 Flüchtlinge unterbringen. Wo und wie, weiß selbst der Bürgermeister nicht. Eines steht für den Gemeinderat seit September jedoch fest: Das Haus an der Laufzorner Straße 30 wird abgerissen, ein neues für 1,6 Millionen Euro gebaut. Es soll an einen gemeinnützigen Verein vermietet werden, der dort zwölf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen wird. Das wollen die unmittelbaren Nachbarn so nicht hinnehmen - obwohl sie das Projekt und Konzept ausdrücklich loben. "Aber da ist ein kleiner Aussetzer passiert", sagt Josef Eisvogel.

Der Jurist argumentiert, dass der Charakter ihrer kleinteiligen Familiensiedlung durch diesen Bau nicht mehr bewahrt werde. "Es ist ein falscher Ort für ein derartiges Projekt", lässt ein anderer Bürger verlauten. Und Anwohnerin Johanna Kraus befürchtet, dass der gemeinnützige Verein das angemietete Haus nicht so schnell aus der Hand geben werde. Zwar haben Eisvogel und seine Mitstreiter ihren Antrag, das Projekt in einem anderen Teil der Gemeinde umzusetzen, während der Bürgerversammlung zurückgenommen. Sie wollen jedoch, egal wie das Landratsamt den Bauantrag behandelt, gegen dieses Vorhaben juristisch vorgehen. "Mit großen Aussichten auf einen Verwaltungsgerichtsprozess", davon ist Eisvogel überzeugt. Dabei gehe es ihm nicht um die Flüchtlinge. Zwölf pubertierende Asylbewerber oder zwölf pubertierende Deutsche - das mache schließlich keinen Unterschied.

Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) beantwortete detailliert alle Fragen der Antragsteller und fügte an, dass in anderen Wohngebieten auch soziale Projekte laufen, die am Anfang skeptisch betrachtet wurden, nun aber alles reibungslos funktioniere. Zudem werde beim Bau der äußerliche Charakter der Siedlung bewahrt und eine Nachnutzung für Wohnzwecke ermöglicht. Einer Nachbarin, deren Grundstück an die Laufzorner Straße 30 unmittelbar angrenzt, hat der Bürgermeister schon einmal eine hohe Hecke versprochen.

Gut 45 Minuten hatte Neusiedl zuvor über die angenehmen Themen in der Gemeinde gesprochen, etwa die Fertigstellung der Trambahn 25 und den Umbau des nun barrierefreien Derbolfinger Platzes. In der Nacht, wenn die Straßenbahn nicht mehr verkehrt, werde künftig zudem einmal pro Stunde ein Nachtbus nach Grünwald fahren, so der Bürgermeister. Mehr gebaut wird in der Kommune auch, im Vergleich zum vergangenen Jahr. Ein gemeindliches Bauobjekt, das 2017 fertiggestellt werden soll, ist das Mehrgenerationenhaus. Mit 56 Wohneinheiten, Büroräumen für soziale Träger und Kindergarten sowie einem Café soll dort ein soziales Zentrum in der Tobrukstraße entstehen. Wegen der steigenden Nachfrage wird kommendes Jahr auch in Wörnbrunn auf dem ehemaligen Pferdehof ein Kindergarten eröffnen, sowie ein weiterer Hort in der Dr.-Max-Straße. Neusiedl zieht sogar in Betracht, das Gymnasium demnächst zu erweitern, wenn die Anmeldezahlen weiterhin wachsen.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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