Grünwald:Kühl wie in Buenos Aires

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Die Musiker schützte ein Zelt vor dem Regen. (Foto: Claus Schunk)

"Quadro Nuevo" begeistern unter freiem Himmel

Von Udo Watter, Grünwald

In der Sommernacht, in der südlichen Vorstadt, vermischt sich der scharfe und melancholische Klang des Bandoneons mit dem sinnlichen Sound des Saxofons. Das Piano entfaltet sanfte Schwermut, der Bass rhythmisiert mit lässigen Pizzikati und die Harfe flirtet temperamentvoll mit ihren musikalischen Compañeros. Tristezza, ein Hauch Todesverliebtheit, aber auch Kraft, Leidenschaft, Emotion. Mitreißend arrangierte Klänge von "Por una cabeza" oder "La Cumparsita", zwei der berühmtesten Tangos überhaupt, steigen in die Dämmerung.

Nein, wir befinden uns nicht in Buenos Aires, dem fiebrigen Epizentrum des Tango, sondern im Innenhof der Burg Grünwald - stimmungsvoll illuminiert, eine dekorative Kulisse, aber statt auf die Casa Rosada, den argentinischen Präsidentenpalast, blicken die Musiker von Quadro Nuevo auf gut 300 in rosa Regenponchos gewandete Besucher. Entstanden ist Quadro Nuevos aktuelles Album "Tango" unter dem inspirierendem Eindruck eines Buenos-Aires-Aufenthalts im südamerikanischen Sommer 2014, im bayerischen Sommer aber tröpfelt der Regen und es ist frisch. Die musikalisch-kulinarische "Grünwalder Sommernacht" ist am Mittwochabend nicht so lau wie erhofft, die Verantwortlichen hatten gezögert, sie unter freiem Himmel stattfinden zu lassen. Aber Rupert Gebhart, Direktor der Archäologische Staatssammlung und Burgherr, fand die richtigen Worte: Er verwies auf die suboptimalen Wetterprognosen - kühl und regnerisch - und meinte dann, diese gälten für Buenos Aires: dort ist gerade Winter. Und nun habe man diese Atmosphäre eben nach Grünwald geholt.

Der Regen hörte dann eh auf und die Virtuosen von Quadro Nuevo - Saxofonist Mulo Francel, Bandoneonist Andreas Hinterseher, Harfenistin Evelyn Huber, Chris Gall (Piano) und D.D. Lowka (Bass) schufen mit einer Mischung aus Arrangements von Tango-Klassikern und Eigenkompositionen eine packende Atmosphäre. Das Dinner - Pasta und Wein - wurde diesmal bereits in der Pause serviert, aber auch danach, beim zweiten Teil des Konzertes, waren fast alle Plätze noch besetzt. Und Quadro Nuevo spielte nicht nur weiterhin versiert auf - etwa Piazzolas "Libertango" - sondern nahm eingedenk des rosa Poncho-Publikums auch bleibende Erinnerungen mit. Mulo Francel: "Ein Anblick, den wir nie vergessen werden."

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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