Grünwald:Immer in Bewegung

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Der TSV Grünwald ist der drittgrößte Sportverein im Landkreis. Sein Angebot erreicht Kleinkinder ebenso wie über 90-Jährige. Am Samstag stellen die einzelnen Abteilungen ihre Arbeit bei einem Tag der offenen Tür vor

Von Claudia Wessel, Grünwald

So ein Pilatesball ist ein schönes Spielzeug. Er ist so weich, dass man ihn mit den Fingern einer Hand packen und ihn ganz einfach über den Kopf, durch die Beine und hinter den Rücken bewegen kann. Er eignet sich auch dafür, ihn mit dem Rücken an die Wand zu drücken und sich damit selbst zu massieren. Da er sehr leicht ist, tut man niemandem weh, wenn man ihn wirft. All das machen an diesem Nachmittag um 15 Uhr sieben Frauen und ein Mann in der Gymnastikhalle der Martin-Kneidl-Grundschule in Grünwald. Drei von ihnen sind über 90 Jahre alt, zwei über 80.

Gymnastik Ü 90? Okay, ins Schwitzen kommt man nicht wirklich, wenn man da mitmacht. Aber einige Dehnungen werden schon verlangt. Und Aufmerksamkeit. Und Reaktion. Etwa beim Zuwerfen der Bälle. Dann Zuwerfen durch Reifen. Dann zwei Bälle gleichzeitig werfen. Und schließlich mit rollenden Reifen im Kreis laufen.

Der Kurs "Seniorengymnastik" mit Übungsleiterin Ilona Möhl ist eins von sieben Angeboten der Gymnastikabteilung des TSV Grünwald für Erwachsene. Insgesamt hat der Verein 28 Abteilungen, 4200 Mitglieder, 60 Prozent davon Grünwalder, und mehr als die Hälfte Kinder. Von diesen sind jeweils etwa 500 in der Fußballabteilung und beim Turnen, 400 weitere Kinder sind Mitglied in der Hockey-Abteilung. 120 Übungsleiter, die meisten von ihnen mit einer Ausbildung des Bayerischen Landessportverbands, trainieren hier Groß und Klein.

In der Helmi-Mühlbauer-Halle schaukeln die Kleinkinder. (Foto: Angelika Bardehle)

Vorsitzende ist Christine Paeschke, CSU-Gemeinderätin, Zweite Bürgermeisterin und eine Seltenheit. Denn: "Es gibt nur wenige Frauen an der Spitze von Sportvereinen", sagt Paeschke. Sie kam durch Zufall an das Amt. Als im Jahr 2000 ihr Vorgänger Alfred Ruoff aufhörte, wurde Paeschkes Mann Heinz Gress gebeten, zu kandidieren. Er war jedoch zu der Zeit krank und bat seine Frau, ihn quasi zu vertreten. "Dann bin ich hängen geblieben", lacht Paeschke. Ganz einfach sei es nicht gewesen, als Frau in einem Sportverein anerkannt zu werden, bekennt die Vorsitzende, "vor allem bei den Fußballern." Und wie hat sie es dann doch geschafft? "Mit Kommunikation", sagt sie. "Das Fußballspielen hab ich nicht angefangen."

Paeschkes Sport im TSV, in dem sie auch vorher schon Mitglied war, waren Aerobic und Aqua Aerobic. Inzwischen ist sie auf Yoga umgestiegen. Und da sie das lieber morgens übt, geht sie dafür zur Volkshochschule. Aber die sei ja gar keine Konkurrenz für den TSV, versichert sie. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur VHS und ergänzen uns gut", sagt sie. Als Vorsitzende hat sie auch vielleicht nicht wirklich die Zeit, viele Kurse zu absolvieren. Beschwerden, Wünsche, Baumaßnahmen, Kleinkram und einmal im Monat Vorstandssitzung sind die Dinge, mit denen sie beschäftigt ist. Wozu ja auch noch ihre Ämter in der Gemeinde kommen. Alles in allem ist man im drittgrößten Sportverein des Landkreises aber sehr zufrieden und hat weder Nachwuchs-, noch Finanz-, noch Raumprobleme. Die Mitgliedsbeiträge sowie kleine Zuschüsse vom Landratsamt und von der Gemeinde bringen die Sportler gut durchs Jahr. Die Helmi-Mühlbauer-Halle, die der Gemeinde gehört, darf der Verein kostenlos nutzen.

Nebenan in der Gymnastikhalle der Martin-Kneidl-Grundschule werfen sich Seniorinnen die Bälle zu. (Foto: Angelika Bardehle)

Natürlich sind die Mitglieder mal weniger, mal mehr engagiert. Weil sie zurzeit sehr engagiert sind, wird es zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder einen Tag der offenen Tür mit Sommerfest geben. Zahlreiche Gruppen haben dafür Vorführungen einstudiert.

Die Damen vom Seniorenturnen dagegen machen ihre Übungen lieber unter sich, ohne Vorführstress und vor allem ohne Leistungsdruck. "Das gefällt uns ja so gut", sagt Erna Zykla, 91, und übrigens die Mutter von Christine Paeschke, dass Ilona immer sagt: Machen Sie nur, was Sie können!" Zykla geht seit vier Jahren regelmäßig zu dem Termin am Donnerstag. "Manchmal ist man zwar müde und denkt, ach je, jetzt soll ich auch noch turnen." Aber wenn man dann doch hingehe, habe man immer Spaß. Und vor allem: "Hinterher fühle ich mich immer besser als vorher, viel lockerer." Auch Annemarie Horn, 82, die seit 40 Jahren Mitglied im TSV ist, ist begeistert von der abwechslungsreichen Seniorengymnastik und ihrer Wirkung. "Wenn ich andere in meinem Alter sehe, wie die daherkommen . . ." sagt sie. Also jetzt gibt's erst noch ein paar Liegestützen an der Wand und ein paar Übungen mit den Reifen, teilweise auch im Sitzen. Dann gehen die Frauen beschwingt nach Hause. Nebenan in der Helmi-Mühlbauer-Halle geht es dagegen noch quirlig weiter. Da haben sich gerade die Ein-bis Vierjährigen zum Kinderturnen getroffen.

Der Tag der offenen Tür mit Sommerfest des TSV Grünwald findet statt am Samstag, 18.Juli, um die und in der Helmi-Mühlbauer-Halle, Dr.-Max-Straße 20. Von 12 Uhr an es gibt Vorführungen diverser Abteilungen, am Abend eine Party.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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