Grünwald:Eine Frage der Würde

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Flecken verunzieren Urnenwand am Grünwalder Friedhof

Sehr würdevoll ist das Ambiente nicht, in dem zur Zeit der Verstorbenen Franz X. Haberl, Franz Engelmann oder Karola Storr-Le Mare gedacht wird. Es sieht aus, als würde neben den kleinen Tafeln an der nördlichen Urnenmauer auf dem Grünwalder Waldfriedhof, die für sie und weitere angebracht sind, Blut herab laufen. Dietmar Jobst, Gemeinderat der Parteifreien, wurde von Bürgern darauf angesprochen und hat mit Hilfe von Fachleuten herausgefunden, woran es liegt: Es handelt sich bei den Striemen nicht um Farbe, sondern der rote Sandstein der oben aufliegenden Platten wird vom Regen ausgeschwemmt.

Das sei ein fachlicher Fehler oder auch Pfusch, wie Jobst bei einer Ortsbegehung mit einem Steinmetzmeister erfahren hat. Das Problem sei, dass der Sandstein vorher nicht gesäubert worden sei. Jobst hat aber noch ein anderes Problem: Der Bauausschuss hatte im November 2017 eigentlich ganz andere Maßnahmen zur Sanierung beschlossen als die, die dann vorgenommen wurden. Nämlich, dass "der Charme der Urnenmauer" und die Mauer selbst erhalten bleiben sollten. Die Mauer sah vorher laut Jobst genauso aus wie die an der großen Urnenwand auf dem Friedhof und hätte nur gereinigt werden sollen.

Stattdessen ist die nördliche Wand aber inzwischen hell verputzt, was leider den roten Streifen einen besonders wirkungsvollen Hintergrund bietet. Statt des roten Sandsteins sei eigentlich Granit als Abdeckung geplant gewesen, so Jobst. 155 000 Euro hatte der Bauausschuss des Gemeinderats für die Sanierung genehmigt. "Jetzt wird es sicher noch mal teurer", so Jobst. Vor allem aber ärgert es ihn, dass der Gemeinderat nie von den Planänderungen erfahren hat.

Peter Kleßinger, stellvertretender Bauamtsleiter, sieht es nicht so tragisch. Die Beseitigung der Mängel sei bereits in Arbeit, versichert er, man müsse aber auf wärmeres Wetter warten. Auf Kosten werde man nicht sitzen bleiben, denn diese würden alle von dem Steinmetz übernommen, der die Sanierung gemacht habe. Erklären könne sich dieser die Schlieren übrigens nicht, so Kleßinger, er habe so was noch nie erlebt. Zur Zeit untersuche er eine der Sandsteinplatten. Auch für einen sauberen Putz werde der Steinmetz aufkommen.

© SZ vom 13.03.2019 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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