Grünwald:Ein mutiger Mann

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Jan Neusiedl (CSU), Veronika Diem, Hubertus Lindner (PBG) (von links). (Foto: Angelika Bardehle)

Grünwald erinnert an den Widerstandskämpfer Thomas Max

Nach der Aktion an jenem verhängnisvollen Tag war Thomas Max schon wieder zu Hause. Alles schien erfolgreich gelaufen zu sein. Doch als der Arzt danach erneut das Haus verließ, um einem Verletzten zu helfen, kehrte er nicht mehr zurück. Max wurde vor 70 Jahren von HJ-Angehörigen erschossen. Der Grünwalder Mediziner, nach dem eine Straße in der Gemeinde benannt ist, an der zahlreiche wichtige Gebäude liegen, war Mitglied der Freiheitsaktion Bayern, die wenige Tage vor Kriegsende auch in Grünwald aktiv war.

In den Morgenstunden des 28. April 1945 erfuhren die Rundfunkhörer im Großraum München, dass die Gruppe, die sich Freiheitsaktion Bayern (FAB) nannte, die Macht übernommen habe. "Achtung, Achtung!", tönte es aus dem Äther, "Sie hören den Sender der Freiheitsaktion Bayern . . . Beseitigt die Funktionäre der nationalsozialistischen Partei! Die FAB hat heute Nacht die Regierungsgewalt erstritten." So wurde in Grünwald der NS-Ortsgruppenführer Karl Müller im Rathaus eingesperrt. Er wurde jedoch befreit und dabei eine der Personen verletzt, die ihn bewacht hatten. Um diese zu verarzten, hatte man Dr. Max erneut gerufen. Er wurde aber bereits unterwegs zum Rathaus von der HJ aufgehalten und nach einem heftigen Wortwechsel von hinten erschossen.

Bis heute wird der Aufstand unterschiedlich bewertet. Während die einen die FAB als Teil des deutschen Widerstands würdigen, kritisieren andere, die Aktion sei dilettantisch organisiert worden und habe unnötige Todesopfer gefordert. An die Geschichte des mutigen Namensgebers der Straße, an der unter anderem das Bürgerhaus Römerschanz und die Martin-Kneidl-Grundschule liegen, erinnerte die Gemeinde Grünwald jetzt, 70 Jahre nach der Tat, in einer Gedenkveranstaltung, zu der auch die Tochter von Thomas Max, Verena von Kerssenbrock, gekommen war. Am Tag seines Todes war sie sechs Jahre alt. Am Gedenkstein legte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) einen Kranz nieder, anschließend sprach die Historikerin Veronika Diem. Sie hat ihre Dissertation über die Freiheitsaktion Bayern geschrieben und 78 Folgeaktionen der Rundfunkdurchsagen an diesem Morgen dokumentiert - man hatte dafür den "Großsender Ismaning" besetzt. Die Siegesgewissheit der Durchsagen täuschte jedoch. Diem erhielt für ihre Dissertation den Dorothee-Fliess-Preis für Widerstandsforschung.

© SZ vom 04.05.2015 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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