Grünwald:Die Tennisfreunde müssen warten

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Verein darf zumindest vorerst nicht auf Plätzen im Freizeitpark spielen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Tennis und Grünwald - das ist keine einfache Kombination, wie am Dienstagabend im Gemeinderat eine zweieinhalbstündige Diskussion zeigte. Wolfgang Kuny (CSU) erinnerte dabei an das Jahr 1984. Damals sollten auf der Oberen Eierwiese Tennisplätze entstehen, was einen heftigen Bürgerprotest auslöste. In einer Bürgerversammlung ging es seinerzeit laut Kuny so hoch her, dass sogar ein Notartzeinsatz nötig wurde. Die Nachbarn wollten einfach keine Tennisspieler. "Sie mögen das Schlaggeräusch nicht", so Kuny.

Um die Geräusche, die Tennis und anderer Sport verursachen, ging es auch in der Gemeinderatssitzung. Der Verein Tennisfreunde Grünwald hatte auf der Bürgerversammlung im Oktober den Antrag gestellt, die Tennisanlage an der Dr.-Max-Straße im gemeindeeigenen Freizeitpark nutzen zu dürfen. Die Gemeinde hatte dazu eine rechtliche Würdigung in Aussicht gestellt, die am Dienstag in Form eines Gutachtens der Rechtsanwaltskanzlei Messerschmidt und Partner vorgetragen wurde.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die immissionsschutzrechtliche Situation im Bereich des Grünwalder Freizeitparks bereits jetzt "konfliktträchtig" sei. In anderen Worten: Wenn dort noch mehr Tennisspieler aufkreuzen, wird es vermutlich zu laut und der gesamte Freizeitpark könnte in Gefahr geraten. Außerdem könnte ein neuer Verein auf der Tennisanlage als Nutzungsänderung gelten, die neue Prüfungen durch das Landratsamt zur Folge haben könnte. Das zumindest wiederholte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) gebetsmühlenartig immer wieder: Wenn die bisherige Nutzung durch die gewerbliche Firma Elter Sports durch die Tennisfreunde ergänzt würde, könnte sich der Bebauungsplan ändern, sodass das Landratsamt den gesamten Park erneut immissionsschutzrechtlich prüfen lasse - wobei herauskommen könnte, dass es zu laut ist. "Ich möchte keine schlafenden Hunde wecken", sagte Neusiedl. Denn dann riskiere man Nutzungseinschränkungen wie es sie etwa auch auf dem Sportgelände des Gymnasiums gibt. Dort mussten die Sportflächen tiefer gelegt werden, sie dürfen nur bis 20 Uhr genutzt werden und Publikumsveranstaltungen sind nicht gestattet. Die bisher von Elter genutzte Tennisanlage genieße aber bisher noch das Altanlagenprivileg, da sie vor der 1961 eingeführten, damals neuen Bayerischen Bauordnung errichtet wurde. Das sollte man nicht gefährden, sagte Neusiedl. Auch habe Elter einen Vertrag bis 2030.

Man solle trotzdem versuchen, etwas für die Tennisfreunde zu tun, wünschten sich dagegen unter anderem Michael Ritz (FDP), Dietmar Jobst von den Parteifreien und Achim Zeppenfeld (SPD). Jobst wies auf einen Widerspruch hin: Elter Sports hatte den Tennisfreunden eine Sommermitgliedschaft angeboten, mit der sie auf den Plätzen im Freizeitpark spielen könnten. "Aber wenn die 300 Mitglieder der Tennisfreunde mit Elter-Sommermitgliedschaft spielen, ist es doch auch zu laut, oder nicht?"

Jobst stellte den Antrag, die Abstimmung zu verschieben und zuvor die beiden Tennis-Gruppen, Verein und Elter, an einen Tisch zu bekommen. Der Antrag wurde abgelehnt. Zeppenfeld konnte jedoch die Mehrheit dafür gewinnen, langfristige Lärmschutz-Maßnahmen für den Freizeitpark zu prüfen, um aus dem Dilemma mit der Lärmbelästigung von Nachbarn herauszukommen. "Es gibt inzwischen sehr moderne Lösungen", sagte Zeppenfeld, es müssten keine hässlichen Lärmschutzwände sein. Weiterhin stimmte die Mehrheit schließlich dafür, die alleinige Nutzung der Tennisplätze an der Dr.-Max-Straße durch die Tennisfreunde abzulehnen. Allerdings soll sich Neusiedl nun bei Elter erkundigen, ob dieser einige Stunden seiner Nutzung an die Tennisfreunde abgeben möchte.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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