Grünwald:"Der Erdwärme geht's gut"

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Südlich der Geothermiezentrale in Laufzorn sollen weitere Bohrungen erfolgen. (Foto: Claus Schunk)

Andreas Lederle, Geschäftsführer des Geothermiebetriebs der Gemeinde Grünwald, zeichnet ein positives Bild der aktuellen Situation: Die Mängel der Anfangszeit seien behoben, der Zuspruch der Bürger groß

interview Von Claudia Wessel, Grünwald

181 Millionen Euro hat der Grünwalder Gemeinderat für die Erdwärme Grünwald genehmigt, 180 Millionen sind jetzt verbraucht. "Der investive Teil ist damit abgedeckt", versichert Geschäftsführer Andreas Lederle. Im Gemeinderat stellte er jetzt den Wirtschaftsplan für die Jahre bis 2019 vor. Nicht alle Gemeinderäte waren begeistert, SPD, Grüne und PBG beklagten Unwirtschaftlichkeit.

Wie geht's der Erdwärme wirtschaftlich?

Andreas Lederle: Der Erdwärme geht's gut. Wir sind, was die vertriebliche Entwicklung angeht, sehr gut unterwegs. Wir haben dieses Jahr 175 Verträge abgeschlossen, geplant waren 150, damit sind wir ein schönes Stück über Plan. Wir hatten vergangenes Jahr 203 Verträge, auch damals waren nur 150 geplant. Der Zuspruch aus der Bürgerschaft ist ungebrochen hoch. Wir haben in den letzten fünf Jahren bereits 820 Kunden über einen Hausanschluss an die Fernwärme angeschlossen und versorgen damit 1600 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Grünwald. Wir planen 1700 Hausanschlüsse, es sieht danach aus, dass wir das auch schaffen. In Grünwald gibt es etwa 3200 Gebäude. Nicht anschließen werden wir Oberdill, Wörnbrunn und Gasteig, weil die zu weit weg sind. In 2017 wird der Netzausbau abgeschlossen sein, wir werden dann insgesamt 64,5 Kilometer Leitungen für das Fernwärmenetz, rund 30 Kilometer Hausanschlussleitungen und rund 5,3 Kilometer für die Verbindung nach Unterhaching gebaut haben.

Die Grünwalder Geothermie hat eine Besonderheit.

Wir sind das einzige Geothermieunternehmen in unserer Region, das ein vollständige flächendeckendes Netz plant und damit allen Bürgern des Ortes die Möglichkeit zum Anschluss gibt. Wir betreiben auch als erste eine Verbundleitung zu einem benachbarten Geothermieunternehmen, nämlich Unterhaching. Und wir haben seit Ende 2014 ein Organic-Rankine-Cycle-Kraftwerk, das grünen Strom erzeugt.

Andere Unternehmen haben offenbar oft Probleme mit Anlagen und daher Ausfälle aufgrund von Verkalkung der Rohre, Grünwald aber nicht. Woran liegt's?

Obwohl wir Förderraten von mehr als 100 Liter pro Sekunde bei einer Temperatur von 127 Grad haben, haben wir das Problem tatsächlich nicht. Aber wir wissen nicht, warum. Die TU untersucht das gerade. In Unterhaching hat man das Thema aber. Die Verkalkungen führen dazu, dass man die Anlagen etwa einmal im Jahr reinigen und für ein paar Tage stilllegen muss. Das führt in dieser Zeit dann zu einem Einnahmeausfall.

Es gab offenbar auch in Grünwald viele Störquellen. Welche sind das?

Geburtswehen und Anlaufschwierigkeiten gab es im ersten Betriebsjahr beim Stromkraftwerk und bei der Stromversorgung der Pumpe. Seit einigen Monaten läuft alles störungsfrei.

Sie wollten im Gemeinderat die Zahlen von 2015 nicht nennen. Wieso? Sind sie so schlecht?

2015 war wegen der Anlaufschwierigkeiten beim Stromkraftwerk noch kein Referenzjahr, wir werden künftig in einem stabileren Fahrwasser fahren. Es wurde zu wenig Strom erzeugt, weil die Fehler noch zu Unterbrechungen führten. Die Wärmeversorgung aus Thermalwasser lief aber immer weiter, das möchte ich betonen, da gab es keine Unterbrechungen.

Die Gemeinderäte beklagen, dass man den Wirtschaftsplan nicht versteht. Was werden Sie ändern?

Wir werden in den nächsten Plan die konkretere Zahlen zur Entwicklung der gebauten Trassenmeter, der Zahl der neuen Hausanschlüsse und der insgesamt angeschlossenen Wohn- und Gewerbeeinheiten einbauen.

Angeblich ist der Plan zu optimistisch. Stimmt das?

Wir sehen die jetzige Planversion als realistisch an. Wir gehen davon aus, dass wir 2016 im Schnitt 120 Liter pro Sekunde fördern werden, entweder für Fernwärme, den Verkauf zu unserem Partner nach Unterhaching oder zur Stromerzeugung. Richtig ist, dass wir hohe Investitionen in die Infrastruktur hatten und noch haben. Dafür nutzen wir die Zuweisungen der Gemeinde. Doch wir decken heute bereits aus den Wärme- und Stromerlösen unsere laufenden Kosten.

Braucht man wirklich 1,5 Geschäftsführer ?

Wir haben 1,2 Geschäftsführer und das brauchen wir auch. Die 0,2 nimmt der Leiter des Bauamts ein und das ist eine wichtige Schnittstelle zur Gemeinde.

War die Beteiligung an der Unterhachinger Geothermie ein Fehler, da nicht wirtschaftlich, wie ebenfalls zahlreiche Gemeinderäte beklagen?

Die Technik in Unterhaching ist alles andere als trivial. Wir haben die Problemzonen erkannt und gehen davon aus, dass wir die Zuverlässigkeit innerhalb von zwei Jahren herstellen werden.

Andreas Lederle ist Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald. Die Geothermie versorgt bereits 1600 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Grünwald muss Unterhaching einen Kredit von 600 000 Euro geben aufgrund von Schäden an der Anlage. Was ist genau passiert? Wann kommt das Geld zurück?

Hintergrund ist ein Schaden an der Stromerzeugungsanlage in Unterhaching. Dort ist Ende 2014 ein Ammoniak-Sammelbehälter implodiert und musste neu hergestellt werden. Dadurch gab es einen Stillstand von vier Monaten, da ein Spezialbauteil angefertigt werden musste, es entstand ein Fehlbetrag von 1,2 Millionen Euro. Beide Gesellschafter mussten je 600 000 Euro zwischenfinanzieren. Das wird aber von einer Versicherung bezahlt, auf das Geld wartet man noch.

Es gibt anscheinend grundlegende Probleme mit der Verkalkung der Anlagen, die TU forscht daran. Gibt es schon Aussichten auf Erfolg?

Es gibt ein Forschungsprojekt unter Beteiligung des Bundes, um das Thema Verkalkung gerade hier im Molassebecken zu lösen. Eine Idee ist der Zusatz von Stoffen, die Verkalkungen verhindern.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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