Grasbrunn:Neugierde statt Vorurteile

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Sandra Maadadi, 36, ist Wirtschaftsjuristin. Sie spricht fünf Sprachen, war 14 Jahre in der interkulturellen Bildungsarbeit tätig. (Foto: privat)

Sandra Maadadi über den Umgang mit anderen Kulturen

Interview von Trang Dang, Grasbrunn

Was ist Kultur? Wie kann man mit Menschen anderer Kulturen umgehen? Warum kommt es immer wieder zu interkulturellen Konflikten? Über diese Fragen will Sandra Maadadi vom Asylhelferkreis Grasbrunn/Vaterstetten mit Teilnehmern eines Workshop zum Thema "Ich und die anderen" am Samstag im Neukeferloher Bürgerhaus, Leonhard-Stadler-Straße, diskutieren. Aktive Mitarbeit in praktischen Beispielen und Simulationen ist erwünscht.

SZ: Was verstehen Sie unter dem weitgefassten Kulturbegriff?

Sandra Maadadi: Kultur hat für mich was mit einem Arrangement von Menschen zu tun. Wir sehen oft durch die Kulturbrille: Wie drückt sich die Kultur nach außen aus? Neben dem Offensichtlichen wie Feiertagen und Essenskultur gibt es aber auch Verborgenes wie Werte und Normen. Kultur bemisst sich auch daran und das kann man nicht immer greifen.

Warum der Workshop?

Ich interessiere mich mehr als die Hälfte meines Lebens für andere Kulturen. Ich möchte anderen zeigen, sich Fremdem mit Neugierde und Offenheit zu nähern. Es nicht als befremdlich, sondern erst einmal als andersartig zu sehen und nicht vorschnell zu urteilen. Jeder bringt einen kulturellen Hintergrund mit. Daher auch "Ich und die anderen". Ich möchte Aha-Effekte und Denkanstöße mitgeben.

Haben Menschen Berührungsängste?

Immer mal wieder kommt es vor, dass die Leute beruflich wie privat kulturelle Auseinandersetzungen erfahren. Sie fühlen sich abgestoßen oder angezogen. Doch siesollten das für sich reflektieren, andere Blickwinkel und Möglichkeiten erkennen.

Welche Empfehlung können Sie geben?

Jeder sollte das für sich überlegen, ob er vom Typ her introvertiert oder extrovertiert ist. Da kann sich jeder selbst positionieren und sich bewusst dem Thema nähern. Jeder macht, ob medial oder kulturell, seine Erfahrungen und sollte sich fragen: Woher stamme ich? Was sehe ich und wie wirkt es auf mich? Auch: Wie wirkt es, wenn ich Kritik äußere und ehrlich bin? Das deuten Thailänder als unhöflich, anders als Deutsche. Oder wenn ein Mann aus dem arabischen Raum mir die Hand nicht geben will. Aus seiner kulturellen Gegebenheit will er mir Respekt zeigen.

Welche Barrieren neben der Sprache lassen sich überwinden?

Es gibt viele Barrieren. Die Frage ist, wie ich dem Andersartigen begegne und es mit Neugierde von außen erkunde. Hier spielt die nonverbale Kommunikation eine große Rolle. Ein Lächeln zeigt in jeder Kultur dasselbe: dass man dem anderen wohl gesonnen ist.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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