Grasbrunn:Mittagsbetreuung scheitert an Eltern und Lehrern

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Die Rektorin wollte der Gemeinde Grasbrunn einen Mehrzweckraum überlassen. Doch dagegen gibt es massiven Widerstand

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Zwei Monate vor Schuljahresende muss die Gemeinde Grasbrunn nicht nur einräumen, dass zum September voraussichtlich 24 Grundschüler keinen Platz in Mittagsbetreuung oder Hort finden; die Suche nach einer Notlösung offenbart zudem einen schweren Konflikt zwischen Schulleitung, Lehrerkollegium und Elternbeirat. Eigentlich sollte der Gemeinderat am Dienstagabend der Einrichtung von zwei weiteren Gruppen für je zwölf Kinder im Mehrzweckraum der Schule zustimmen, doch dann erfuhren die Ratsmitglieder, dass Lehrer und Elternbeiräte diese von der Gemeindeverwaltung und Rektorin Christine Neumann ausgehandelte Lösung ablehnen.

Michael Hagen (CSU) hatte unmittelbar vor der Sitzung nach eigenen Worten von Konrektorin Angelika Lange erfahren, dass sich gegen die Umnutzung des Raumes im Lehrerkollegium keinesfalls nur "Widerstände" regten, wie es im schriftlichen Sachvortrag der Verwaltung zur Gemeinderatssitzung hieß. "Fakt" sei vielmehr, so Hagen, "dass das gesamte Kollegium dagegen ist". Das bestätigte auch die Klassenlehrerin Martina Maier, die mit zwei Elternbeiräten zur Sitzung ins Rathaus gekommen war. Da die Schule über keine Aula verfüge, sei der Mehrzweckraum für das Schulleben unverzichtbar. Dort fänden Projektarbeiten, Theateraufführungen, Computerunterricht und Elternabende statt. Die Elternbeiräte beklagten zudem, dass die Aufgabe des Mehrzweckraumes zugunsten der Mittagsbetreuung von der Schulleitung vorab "in keiner Weise kommuniziert wurde". "Vor einer Entscheidung wollen wir zuerst gehört werden", so ihre Forderung. Ein vor der Gemeinderatssitzung angesetztes Gespräch mit dem Elternbeirat war angeblich kurzfristig von der Rektorin abgesagt worden.

In einem Schreiben an die Gemeinde hatte Rektorin Christine Neumann ihre Sicht mitgeteilt, wonach der Unterricht an der Schule durch den Wegfall des Mehrzweckraumes nicht wesentlich beeinträchtigt werde.

Bürgermeister Klaus Korneder sowie seine Stellvertreterin Iris Habermann (beide SPD) lehnten es ab, sich in innerschulische Angelegenheiten einzumischen, noch dazu in Abwesenheit der Rektorin. Sie verwiesen zudem auf die Notlage jener 24 Eltern, die im Herbst einen Betreuungsplatz für ihre Kinder nach dem Unterricht bräuchten. "In Notsituationen muss man zusammenrücken", sagte Habermann. Ihr Fraktionskollege Ulrich Haimerl verwies zum Vergleich auf den TSV, der zugunsten der Mittagsbetreuung ebenfalls sein Vereinsstüberl und einen Gymnastikraum opfere. Dass sich die Gemeinde grundsätzlich nicht in innerschulische Belange einmischen solle, diese Ansicht vertrat auch Thomas Michalka (Bürger für Grasbrunn, BfG). Die Schilderungen aus dem Elternbeirat und dem Lehrerkollegium seien jedoch "höchst irritierend". "Wenn das ganze Kollegium und der Elternbeirat nicht dafür sind, dann läuft was verkehrt", beharrte auch CSU-Gemeinderat Hagen, der öffentlich den "kooperativen Führungsstil" von Rektorin Neumann infrage stellte.

Weil ein Ja des Gemeinderats zur Umwandlung des Mehrzweckraumes an einem Stimmenpatt scheiterte, folgte die große Mehrheit schließlich einem Kompromissvorschlag von Bernhard Bauer (CSU) und Hannes Bußjäger (Freie Wähler): So segnete das Gremium die nötigen Ausgaben für die Erweiterung der Mittagsbetreuung und die Ausschreibung von zwei Personalstellen ab, legte sich aber nicht auf die Räumlichkeiten fest.

Über diese will man vor einer Entscheidung zusammen mit Vertretern der Schule noch einmal sprechen. Nachdem die Gemeinde der Schule bereits die Nutzung von Räumen im Bürgerhaus und Rathaus angeboten hatte, brachte Stephanie Prokop von der Gemeindeverwaltung auch Räume in dem Hausmeisterhaus an der Birkenstraße ins Gespräch.

Der unerwartete Engpass bei der Schülerbetreuung ist eingetreten, weil entgegen einer anderslautenden Prognose in der "Kinderwelt" in Neukeferloh doch keine Kindergartengruppe frei wird. In dieser hätte nach den Planungen der Gemeinde stattdessen im September eine Hortgruppe eingerichtet werden sollen. Nach Abschluss der Anmeldungen steht allerdings fest, dass alle vier Gruppenräume im September weiter für den Kindergarten benötigt werden.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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