Grasbrunn:Kinderwelt bleibt in kommunaler Hand

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Grasbrunn hält an Trägerschaft für die Kita fest und billigt neues Konzept

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Der Streik in den kommunalen Betreuungseinrichtungen ist beendet - auch in Grasbrunn. Das freut nicht nur die Eltern und Kinder, auch das streikende Personal kann aufatmen. Schuldgefühle habe jeder, berichtete Marc Freimann. Er ist der stellvertretende Leiter der Kinderwelt Grasbrunn. Für ihn waren die vergangenen Wochen "nicht leicht". Denn im gesamten Landkreis München wurde am längsten in der Kinderwelt gestreikt.

Einige Eltern sind über den Ausstand so verärgert, dass sie mit der Einrichtung jetzt auf Kriegsfuß stehen. Dennoch schenke die breite Masse der Kinderwelt weiterhin das Vertrauen, sagte Freimann. So auch die Gemeinde Grasbrunn. Vereinzelt gab es zwar die Vermutung, die Kinderwelt könnte in private Trägerschaft übergehen, um unter anderem zukünftige Streiks zu verhindern. Außerdem sei eine solche Einrichtung für die Gemeinde sehr teuer. "Natürlich wird immer wieder verdeutlicht, dass der Weg mit eigenen Kitas nicht immer der einfachste und finanziell günstigste ist und dass die Möglichkeit zur Vergabe der Kitas in fremde Trägerschaft existiert", sagte Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Der Gemeinderat wolle aber, wie bisher, die Einrichtung tragen.

Eine Vergabe an einen privaten oder karitativen Träger sei "nicht ernstlich diskutiert" worden und "ist derzeit auch nicht vorgesehen", stellte Korneder klar. Auch die Qualität der Einrichtung sei keinesfalls außer Acht zu lassen.

In der Kinderwelt gibt es aktuell einen Anstellungsschlüssel von eins zu acht. Dieser gibt Auskunft, wie viele Betreuungsstunden von Kindern auf eine Arbeitsstunde des pädagogischen Personals entfallen und ist in der Kinderwelt überdurchschnittlich gut. Marc Freimann: "Bildung gehört in staatliche Hand. Und wir sind eine Bildungseinrichtung." Ein kommunaler Träger ist aus seiner Sicht "besser als ein freier". Gründe sind für Freimann, dass ein kommunaler Träger keine eigenen Interessen habe und neutral sei.

Am Dienstagabend stimmte der Grasbrunner Hauptausschuss einem neuen Konzept für die Kinderwelt Grasbrunn zu. Die neue pädagogische Linie, die gemeinsam mit dem Kreisjugendamt und dem Elternbeirat entstand, präsentierte der stellvertretende Leiter Freimann. Darin wird insbesondere an die Förderung von Individualität und Kreativität der Kinder appelliert. Grundlage ist dabei das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. Gänzlich neu werde die Portfolio-Arbeit sein, wie Freimann ankündigte. Dabei werden die Entwicklungsschritte der Kinder noch intensiver beobachtet und dokumentiert werden. In Beobachtungsbögen soll, so ist es dem Konzept zu entnehmen, beispielsweise die Sprachentwicklung genau protokolliert werden. So etwas gelte als "Instrument für pädagogische Fachkräfte", heißt es.

Im Gemeinderat rief das Konzept nachdenkliche Stimmung hervor. Ob dabei nicht "wertvolle Zeit" verloren gehe und das Ganze nicht "überbürokratisiert" sei, wollte Julia Blanck (SPD) wissen. Freimann räumte ein, dass die Gefahr bestehe. Und dass man in der Kinderwelt in diese Falle auch schon getappt sei. Die Portfolio-Arbeit soll demnach aber in Zukunft forciert und angepasst werden. "Wir müssen das gut organisieren", sagte Freimann. Natürlich gehe die Betreuung vor. Ulrich Hammerl (SPD) fügte an, dass Portfolio eine Arbeit mit dem Kind und nicht über das Kind sein müsse.

Bildungsexperten wie zum Beispiel Burkhard Gniewosz von der Ludwig-Maximilians-Universität München bewerten diese Portfolio-Arbeit für bestimmte Bereiche als gut und sinnvoll. Schwierig könne es aber werden, das Ganze richtig umzusetzen. Was häufig fehle, seien die Fachkräfte dafür.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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