Grasbrunn:Fahrgemeinschaft zum Einkaufen

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Matthias van Rosum stellte auf Einladung von Gerd Schauerbeck und Annemarie Weinberger (von links) einen Lieferservice im Bürgerhaus vor. (Foto: Claus Schunk)

In Neukeferloh gibt es kein Lebensmittelgeschäft mehr. Doch die Senioren im Ort wissen sich zu helfen

Von Sara della Malva, Grasbrunn

Essen muss jeder, einkaufen auch. Doch was, wenn es in der Nähe keine Einkaufsmöglichkeiten gibt? Dann muss man, so wie die Einwohner des Grasbrunner Ortsteils Neukeferloh, erfinderisch werden. Seit Charlotte Seitner vor einem Jahr ihren Tante-Emma-Laden im Ort schloss, gibt es in Neukeferloh kaum noch eine direkte Nahversorgung. Übrig geblieben sind nur ein Getränkemarkt und ein Metzger. Die nächste Einkaufsmöglichkeit bietet sich erst jenseits der Bundesstraße 304 beim Tengelmann im Technopark. Gerade für Senioren ist das zum Teil eine Herausforderung, die sie alleine nicht bewältigen können. Deshalb tun sie sich in Neukeferloh zusammen.

"Manche von uns sind nicht mehr so gut zu Fuß oder gar nicht mehr mobil. Für die ist ein Einkauf im weiter entfernten Technopark nicht möglich", sagt der 75 Jahre alte Vorsitzende des Vereins Seniorentreff, Gerd Schauerbeck. Was also tun? Die Antwort formuliert Schauerbecks Stellvertreterin Annemarie Weinberger, 62, die ebenfalls in Neukeferloh wohnt. "Die Gemeinschaft ist unsere Lösung." Die Senioren bilden Fahrgemeinschaften zum Einkaufen oder erhalten Unterstützung aus Familie und Nachbarschaft. So gehe das Kind, Enkelkind oder der Nachbar für die Senioren einkaufen, die es selbst nicht mehr können, sagt Weinberger.

Die neuste Idee des Seniorentreffs Neukeferloh: Lebensmittelbestellungen übers Internet. Bei einem Vortrag konnten sich die Senioren im Bürgerhaus über das Angebot einer Firma informieren. "Wir wollen eine weitere, moderne Alternative zum normalen Einkauf aufzeigen und jene informieren, die dieses Problem betrifft", sagt Gerd Schauerbeck. Mit der Gemeinde sind die Senioren wegen der fehlenden Nahversorgung keinesfalls im Clinch. "Wir sind realistisch und wissen, dass sich ein Einkaufsladen im Ort finanziell nicht rentieren würde. Wir wollen nicht, dass die Gemeinde Geld verbrennt", sagt Annemarie Weinberger. Realistisch und flexibel, so wollen die Senioren bleiben.

Die Gemeinde Grasbrunn hat in der Vergangenheit schon verschiedene Versuche unternommen, das Nahversorgungsproblem zu lösen. "Wir haben verschiedene Betreiber von Lebensmittelketten kontaktiert - alle haben abgewunken. Es sei finanziell nicht rentabel", erklärt Zweite Bürgermeisterin Iris Habermann (SPD). Es habe auch eine öffentliche Ausschreibung unter den Bürgern gegeben, ebenfalls ohne Erfolg. Neben der personellen Frage ist auch die der Räumlichkeiten kompliziert. Die Idee, die ehemalige Feuerwehrgarage zu nutzen, sei aufgrund der hohen Umbaukosten nicht realisierbar gewesen, sagt Habermann. Das Fehlen einer Anlieferzone sei schließlich das Ausschlusskriterium für das Gebäude der ehemaligen Sparkasse gewesen. Da in absehbarer Zeit keine gewerbliche Lösung in Aussicht ist, findet es die Zweite Bürgermeisterin "sehr gut, dass die Initiative und das Engagement zur Lösungsfindung auch von den Senioren kommt".

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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