Grasbrunn:450-Euro-Kräfte für den Helferkreis

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Grasbrunns CSU schwenkt um und beantragt sogar eine zweite Stelle

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Der Hilferuf des Helferkreises Asyl ist erhört worden: Ein Jahr - und eine Landtagswahl - später hat der Grasbrunner Gemeinderat beschlossen, den Ehrenamtlichen bezahlte Kräfte zur Seite zu stellen. Auf diese Weise sollen die freiwilligen Helfer wenigstens ein Stück weit entlastet werden. Eine erste Bitte des Helferkreises war im vergangenen Dezember noch mit großer Mehrheit vom Gemeinderat abgelehnt worden. Dieses Mal stimmten nur die Freie Wählergemeinschaft (FWG), die Bürger für Grasbrunn (BfG) und Jonas Meißner von den Grünen dagegen.

Dass die von Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) vorgeschlagene Stellenschaffung jetzt durchging, lag an der CSU: Sie verhalf dem von der SPD unterstützten Vorschlag zu einer klaren 12:5-Mehrheit. Vor einem Jahr hatten noch drei CSU- und zwei SPD-Gemeinderäte gegen bezahlte Helfer gestimmt. Noch überraschender ist aber: Auf Antrag von Paul König (CSU) wird es der Gemeinde ermöglicht, sogar zwei bezahlte Helfer einzustellen und nicht nur einen, wie es Korneder vorgeschlagen hatte. Beide Helfer sollen als geringfügig Beschäftigte für 450 Euro im Monat angestellt werden. Einschließlich Nebenkosten und Puffer werden für die Teilzeitstellen im Haushalt 16 000 Euro eingeplant. Vor einem Jahr war noch die Stelle eines Integrationsbeauftragten in Höhe von 25 000 Euro im Jahr vorgesehen gewesen.

Geht es nach CSU-Gemeinderat König, soll eine der Stellen Helferkreissprecherin Fritzi Netter bekommen. Damit solle ihr ehrenamtliches Engagement honoriert werden. Netter leitet zusammen mit Josef Stettner den Asylhelferkreis Vaterstetten-Grasbrunn, der sich seit bald vier Jahren um Flüchtlinge in beiden Gemeinden kümmert. Aktuell sind dies 218, davon 68 an fünf Standorten in Grasbrunn. Von den ehemals vielen hundert Helfern sind laut Stettner und Netter nur noch einige Dutzend übrig. Die Folge ist, dass beide nach eigenen Worten "beinahe Vollzeit" in der Flüchtlingsbetreuung arbeiten, aber unentgeltlich. Von bezahlten Integrationshelfern erhoffen sie sich Unterstützung und Entlastung bei der Betreuung ihrer Schützlinge im Alltag. Diese ist, wie Stettner und Netter dem Gemeinderat erläuterten, auch nach Jahren noch sehr zeitintensiv. Zugleich erfahren sie von den Integrationskoordinatoren im Landratsamt nach eigener Schilderung kaum Unterstützung. Auch Vaterstetten hat unlängst zwei Stellen für den Helferkreis bewilligt.

FWG und BfG mochte all das nicht zu überzeugen. So bemängelte Hannes Bußjäger (FWG) eine "Ungerechtigkeit" gegenüber anderen Ehrenamtlichen, etwa bei der Feuerwehr. Auch diese leisteten jeden Monat unentgeltlich viele Stunden. Durch eine einseitige Bezahlung von Integrationshelfern könnten sie sich "weniger wertgeschätzt" fühlen, warnte er. Bußjäger äußerte zudem Zweifel am "Integrationswillen" vieler Asylbewerber. Ähnlich argumentierte Johann Hiltmair (BfG), der sich ausdrücklich als "Kritiker der Merkelschen Flüchtlingspolitik" bekannte. Er stellte infrage, warum sich die Gemeinde überhaupt um die Integration von Flüchtlingen bemühen solle, wenn die meisten ohnehin keine dauerhafte Bleibeperspektive hätten.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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