Nachdem im April Charlotte Seitner ihr Lebensmittelgeschäft in Neukeferloh geschlossen hatte, blieb eine große Lücke in der Gemeinde. Viele Bürger wünschen sich bis heute einen neuen Dorfladen für den größten Ortsteil Grasbrunns - die nächste Einkaufsmöglichkeit, eine Tengelmann-Filiale, gibt es nur im Technopark. Der große Wunsch vieler Grasbrunner, in einem Laden am Ort einzukaufen, könnte sich nun bald erfüllen.
Nach Angaben des Rathauses werden derzeit Gespräche mit Bewerbern aus der Gemeinde geführt, die einen neuen Dorfladen aufbauen wollen. Und auch ein Ort ist offenbar schon gefunden: die ehemalige und leer stehende Feuerwehrgarage unter dem Rathaus an der Lerchenstraße 1.
Eine Bewerberin stammt aus Neukeferloh, will ihren Namen zwar noch nicht in der Zeitung lesen, hat aber bereits ein Konzept: Sollte der Gemeinderat ihr den Zuschlag geben, die Räume unter dem Verwaltungsgebäude zu mieten, wolle sie dort ein Kauf-Café aufbauen, verrät sie. Die Grasbrunnerin will dann regionale Produkte anbieten. "Ein Laden, in dem jeder die nötigsten Lebensmittel bekommt", wie sie der Süddeutschen Zeitung erzählt. Außerdem soll ein Café entstehen, in dem Backwaren sowie kleine Speisen verkauft werden. Auch Sitzplätze soll es geben.
In dem Kauf-Café sieht die Bewerberin eine große Chance für Grasbrunn: Weil die Kommunikation in der Gemeinde nach dem Aus des Nahkaufs von Charlotte Seitner fehle, solle ein neuer Ort, eine "Begegnungsstätte für Jung und Alt", entstehen. Vor allem die zentrale Lage und der barrierefreie Zugang der Räume könnte den Bürgern aus Neukeferloh gelegen kommen. Einen Laden unter dem Rathaus zu realisieren, sei für die Bewerberin im nächsten Jahr vorstellbar. Dafür müsste die Gemeinde die ehemalige Feuerwehrgarage jedoch entsprechend umbauen lassen.
Nachdem die Feuerwehr im vergangenen Jahr in ihr neues Gebäude am Grasbrunner Weg gezogen war, steht die ehemalige Unterkunft unter dem Rathaus bisher leer. Für ein großes Lebensmittelgeschäft sei die ehemalige Feuerwehrgarage zu klein, sagte der Bürgermeister, Klaus Korneder (SPD). Doch ein Dorfladen mit Imbiss und kleinem Café könne er sich "sehr gut vorstellen". Darüber entscheiden muss letztendlich der Gemeinderat, der Umbau bedeutet einen "hohen finanziellen Aufwand", sagte der Bürgermeister. "Wir haben die Bewerber gebeten, dass sie uns einen Geschäftsplan vorlegen." Die Pläne würden derzeit geprüft. Es gebe insgesamt zwei Interessenten, bestätigte der Verwaltungschef. Vermeiden wolle Korneder, dass viel Geld von der Gemeinde investierte werde und der Laden auf Dauer nicht funktioniere.
Dritter Bürgermeister Michael Hagen (CSU) begrüßte die Idee, einen Dorfladen unter dem Rathaus zu errichten. Bereits vor Jahren habe der CSU-Ortsverband mit ähnlichen Vorschlägen geworben, damals sei die Verwaltung jedoch wenig interessiert gewesen. Die Gemeinde hatte lange Zeit andere Pläne mit der freien Fläche unter dem Rathaus. Zwei ausgelagerte Abteilungen - die Gemeindewerke Grasbrunn und die Projektentwicklungs-GmbH - sollten dort untergebracht werden. Derzeit sind die Büros in Grasbrunn am St.-Ulrich-Platz 4 beheimatet.
Weil die Gemeinde im September das Sparkassengebäude an der Saarlandstraße gegenüber dem Rathaus kaufte, gibt es jetzt mehr Platz. Ob die ausgelagerten Gemeindewerke und die Projektentwicklungs-GmbH dort unterkommen werden, steht noch nicht fest. Wahrscheinlicher sei es, so der Grasbrunner Rathauschef Korneder, dass beispielsweise das Bürgerbüro, also Abteilungen der Verwaltung mit viel Kundenverkehr, in das Sparkassengebäude ziehen. Der SB-Automat der Sparkasse und die in dem Gebäude ansässige Arztpraxis bleiben weiterhin bestehen, wie Korneder sagt.