Ein knapp 100 Meter langer Radweg, der nachts beleuchtet, im Winter beheizt werden kann und im Jahr etwa 12 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Was ein bisschen nach Science Fiction klingt, ist bei Erftstadt in Nordrhein-Westfalen längst Realität. In Grasbrunn dagegen wird es so schnell keine futuristische Radlstrecke geben - das Bundesumweltministerium hat einen Förderantrag des Landkreises hierfür abgelehnt.
Seit die Fraktion der Grünen im Juli 2017 den Antrag auf Errichtung eines Solarradwegs an der Kreisstraße M 25 in Grasbrunn gestellt hat, begeistert diese Idee viele Kreispolitiker. Im April 2019 stellte die Verwaltung dem Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur ein entsprechendes Modell vor, das Gremium entschied sich mehrheitlich, Fördermöglichkeiten für das Projekt prüfen zu lassen - schließlich würden die Kosten bei mindestens 657 000 Euro liegen, wie die Verwaltung errechnet hatte. Für einzelne Kreisräte wie den Ottobrunner Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) war die Idee schon damals "konzeptionell eine Fehlgeburt", er kritisierte, das sei "eine ganz offensichtliche Verschwendung öffentlicher Mittel, dass es nur so kracht".
Im Gegensatz zu Loderer sprach sich neben der Grünen-Fraktion auch Landrat Christoph Göbel (CSU) in der betreffenden Sitzung klar für einen Solarradweg aus, er sprach davon, ein Zeichen für den Klimaschutz setzen zu wollen. Letztlich einigte man sich darauf, die Umsetzung von entsprechenden Fördermöglichkeiten abhängig zu machen.
Genau das hat nun aber nicht geklappt. Das Bundesumweltministerium begründete die Absage einerseits mit einem Formfehler, so habe die eingereichte Projektskizze "die formalen Anforderungen des Förderaufrufs nicht erfüllt", weshalb eine fachliche Prüfung des Projektvorschlags nicht erfolgt sei. Nach telefonischer Rückfrage beim Ministerium habe sich dann noch herausgestellt, dass das Programm für kommunale Klimaschutz-Modellprojekte keine Förderung von Elektromobilität vorsieht. Bei dem Solarradweg in Grasbrunn wäre das Laden von E-Bikes ein Bestandteil des Projekts gewesen. Was die Projektskizze angeht, so habe die Verwaltung nur unzureichende Angaben vom Hersteller über Idee, Neuartigkeit, Projektablauf und mögliche geplante Kooperationen erhalten und die Skizze deshalb, wie es aus dem Landratsamt heißt, "improvisiert und selbständig" erstellt.
Die gute Nachricht: Der Radweg ist mittlerweile längst in Betrieb und funktioniert in seiner ursprünglichen Eigenschaft als Fahrbahn auch ohne die Oberfläche aus Photovoltaik-Modulen.