Grasbrunn:Die Latte liegt hoch

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Grasbrunns Freie Wähler machen beim Bau einer Sporthalle Druck. Der bleibt auch im günstigsten Fall finanziell ein Kraftakt

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Wenn die Gemeinde Grasbrunn eine Turnerin wäre, dann würde sie jetzt zweifelnd und zögernd vor der Reckstange stehen, die ihr Trainer höher gehängt hat. Oder vor dem Pferd, und der Trainer würde ihr zurufen: Nun spring endlich! Der Trainer wäre in diesem Fall die Freie Wählergemeinschaft (FWG). Die hat mit ihren Anträgen, die alte Schulturnhalle abzureißen und durch eine neue, größere Sporthalle für Schule und TSV zu ersetzen, sozusagen den Wettkampf eröffnet und die anderen Parteien im Gemeinderat inklusive Bürgermeister zu einem Felgaufschwung gezwungen: Ein Arbeitskreis wurde bereits gegründet, die Nachfrage bei Schule und Turnverein erhoben, Gemeinderatssitzungen wurden zu dem Thema abgehalten.

Mit ersten Trainingserfolgen: Der Bedarf wurde inzwischen vom Gemeinderat anerkannt, ein Hallenbau wird selbst von den bisherigen Zweiflern wie Bürgermeister Klaus Korneder und seiner SPD seit kurzem nicht mehr grundsätzlich abgelehnt. Das ist sozusagen eine Rolle rückwärts. Schließlich hatte man schon mal den Bau einer neuen Halle erwogen, das bereits angesparte Geld dann aber für die drängendere Erweiterung der Schule ausgegeben.

Nun hat die FWG die Latte noch einmal höher gelegt. Diesen Montag lud sie drei Experten zu einer Diskussion ein, um zu belegen, dass eine neue Turnhalle möglich und vor allem finanzierbar sei. Auf die Pflicht folgte sozusagen die Kür. In der Sportgaststätte am Stadion - wo sonst? - informierten Beate Ullrich, Stadtkämmerin von Bad Wörishofen, und Volker Schüssler, Steuerberater, Sportmanager und Vorsitzender der Baseballer Deggendorf Dragons, wie es der Kurort im Allgäu trotz knapper Kassen geschafft hat, für 5,2 Millionen Euro eine Dreifachturnhalle zu bauen. Und der Architekt Werner Steib, der bayernweit schon zahlreiche Turnhallen gebaut hat und mit FWG-Gemeinderätin Ingrid Röser persönlich bekannt ist, präsentierte sogar schon gleich eine Planung für Grasbrunn: für einen Neubau auf dem Asphaltplatz neben der jetzigen Halle an der Leonhard-Stadler-Straße in Neukeferloh.

Wie die Grasbrunner Sporthalle finanziert werden soll, ist noch vollkommen offen. Planer Werner Steib zeigte dennoch, wie sie einmal aussehen könnte. Skizze: Büro Steib (Foto: Büro Steib)

Der Abend brachte zwar nicht den Umschwung, doch ein paar Erkenntnisse bleiben: Staatliche Zuschüsse gibt es allenfalls für eine Zweifachhalle, weil diese sich an den Schüler- und Klassenzahlen bemessen. Soweit die Pflicht. Für die Kür, also eine Halle, die sich in drei Felder unterteilen lässt, mit Tribüne, Kraft-, Fitness-, Vereins- und Gruppenräumen muss die Gemeinde alleine aufkommen. Die Gesamtkosten für eine solche 30 mal 48 Meter große Halle würden bei schätzungsweise 5,8 Millionen Euro liegen. Davon müsste Grasbrunn wiederum etwa 4,5 Millionen Euro selbst tragen.

Klar wurde auch: Eine neue Halle kann nur unmittelbar neben der Schule liegen. Sobald der Weg für die Schüler länger als zehn Minuten ist, gibt es keine staatlichen Zuschüsse mehr. "Eine Schulturnhalle gehört an die Schule", sagte auch Architekt Steib und erteilte damit Überlegungen seitens der Grasbrunner CSU, die neue Halle am Stadion zu errichten, eine klare Absage. "Wenn Sie die Halle hier draußen bauen, haben Sie keine Chance." Und klar wurde noch eines: Ein Hallenbau bleibt ein finanzieller Kraftakt. Auch wenn Grasbrunn das Bad Wörishofener Modell kopiert.

Architekt Werner Steib hat in Bayern viele Turnhallen gebaut. Einer Halle am Stadion erteilte er eine Absage. (Foto: Claus Schunk)

Die Kneippstadt hat für ihre neue Halle eine gemeinnützige GmbH gegründet, was bei Bau und Betrieb steuerliche Vorteile hat. Aber auch bei diesem Modell und trotz niedriger Zinsen müsste Grasbrunn schon gewaltige Klimmzüge unternehmen, wie der TSV-Vorsitzende und SPD-Gemeinderat Ulrich Hammerl feststellte. Man solle den Bau nicht "klein rechnen", sagte Hammerl und plädierte für den Fall, dass der Gemeinderat politisch einen Grundsatzbeschluss für einen Neubau fassen sollte, in den nächsten Jahren erst einmal Rücklagen zu bilden. Denn so groß der Wunsch nach einer größeren, modernen Halle bei Grasbrunns Sportlern ist, für Hammerl seht auch fest: Eine finanzielle Beteiligung des TSV an der Halle kommt allenfalls in sehr geringem Maße infrage. "Die Schmerzgrenze ist erreicht." Erst jüngst hat der TSV die Mitgliedsbeiträge kräftig erhöht.

Und so bleiben auch nach diesem Abend viele Fragen offen. Neben der finanziellen selbst die nach dem genauen Standort in der Gemeinde. Man sei für weitere Ideen, Modelle und Wege offen, sagte FWG-Vorsitzender Johannes Seitner. Auch was den Standort betreffe. Der FWG komme es nur darauf an, dass die Halle zügig gebaut werde. Da war er wieder, der Trainer, der Druck macht.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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