Grasbrunn:Bilder für die Integration

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Der bunte Indianer stammt aus der Feder einer 14-jährigen Künstlerin. Karin Bales-Pfrang malt selbst und hat die Ausstellung im Kulturcafé initiiert. (Foto: Claus Schunk)

"Kunst geht in jeder Sprache", zeigt eine Ausstellung vom Flüchtlingen im Kulturcafé

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Nicht zu kommunizieren, gehe nicht, postulierte schon der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Ein wenig Englisch, ein paar Worte Deutsch und einige Handzeichen - sich zu verständigen geht immer, egal aus welcher Gegend der Welt man stammt. Das beweisen die Flüchtlingskinder in Grasbrunn. Karin Bales-Pfrang sagt: "Interkultureller Austausch ist auch ohne Sprachkenntnisse möglich." Die 63-Jährige ist Sprecherin des Kulturcafés Grasbrunn und auch im örtlichen Helferkreis Asyl Grasbrunn-Vaterstetten aktiv. Gemeinsam mit Conny Murl und Barbara de Carlo hat sie Malkurse für Flüchtlingskinder veranstaltet. Die Ergebnisse können von diesem Mittwoch, 17 Uhr an, begutachtet werden. Das Kulturcafé Grasbrunn stellt die Bilder in ihrem Raum im Bürgerhaus Neukeferloh aus.

Wenn Kinder Politik machen könnten, würde wahrscheinlich vieles auf der Welt friedlicher ablaufen. Denn Kinder unterscheiden nicht nach Hautfarbe, Religion oder Herkunft; sie nehmen die Dinge so, wie sie sind. Und wenn Kinder malen, dann bringen sie genau das zu Papier. Sie malen einfach das, was sie denken. Die Ausstellung im Kulturcafé ist bunt und fröhlich, aber keinesfalls traurig, wie es sich vielleicht vermuten ließe. Szenen aus Kriegsgebieten, von Flucht oder Vertreibung finden sich nicht unter den Bildmotiven. Ganz im Gegenteil: Die Bilder bringen die Besucher vielmehr zum Staunen und natürlich zum Lächeln. Mystische Geister, spannende Fluggeräte oder ein farbenfroher Indianer zieren die Wände des Kulturcafés.

Jeder der kleinen Künstler im Alter von sechs bis 14 Jahren kommt aus einem anderen Land: aus Syrien, Eritrea, Sierra Leone oder Afghanistan. "Sie malten einfach drauf los", erzählt Bales-Pfrang. Für die 63-Jährige ist eines wichtig: Die Kinder sollten sich einfach begegnen. Denn: "Musik und Kunst prägen Menschen und unterstützen sie bei ihrer Integration, stärken ihr Selbstbewusstsein und bringen Entspannung im Moment."

Zu der Ausstellung im Kulturcafé kam es, weil Karin Bales-Pfrang nicht nur im Helferkreis Asyl, sondern auch im Kulturcafé der Gemeinde Grasbrunn aktiv ist und sozusagen als Schnittstelle beider Einrichtungen fungierte. Weil das Kulturcafé alle drei Monate immer wieder neue Bilder ausstellt und in den Malkursen mit den Flüchtlingskindern so viele Werke entstanden waren, kam Bales-Pfrang die Idee, eine Ausstellung zu machen.

Das Motto der Ausstellung "Kunst geht in jeder Sprache" zeige anschaulich, dass Integration nicht so schwierig sei. Das Geheimnis seien kleine Schritte, sagt Bales-Pfrang. Die 63-Jährige ist selbst neben ihrem Beruf in der IT-Branche seit vielen Jahren Künstlerin. Sie ist überzeugt, dass Malen integriert.

Seit dem Frühjahr hat sie mehrere Ferienmalkurse für Flüchtlingskinder geleitet. Doch auch Jugendliche und Erwachsene zeigten Interesse und malten kurzerhand mit. Die Gruppe, etwa acht Kinder, zwei Jugendliche und zwei Erwachsene, traf sich im Containerdorf an der Kfz-Zulassungsstelle oder im Ministrantenraum der Pfarrkirche. Die Ausstattung für die Kurse übernahmen Bales-Pfrang, Murl und de Carlo aus eigener Tasche.

Damit die Bilder schön präsentiert werden können, startete Bales-Pfrang einen Aufruf. Innerhalb eines Tages, berichtet sie, seien genügend Rahmen gespendet worden, um alle Bilder zu fassen. Wenn die Ausstellung am 30. Januar 2016 endet, erhält jeder Künstler sein Bild gerahmt wieder.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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