Grasbrunn:Backen und bügeln wie anno dazumal

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Alte Kohle-Bügeleisen und andere Küchenhelfer aus Großmutters Zeiten zeigen Josef Karl und der Heimatkreis in einer Ausstellung im März. (Foto: Claus Schunk)

Eine Ausstellung des Heimatkreises Harthausen zeigt, wie mühsam die Hausarbeit vor hundert Jahren war

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Harthausen vor 100 Jahren: es gibt kein Smartphone, keinen Computer, keine Elektrizität - aber trotzdem Stress. Was wir heute nebenbei erledigen, musste Großmutter früher mit viel Aufwand mit der Hand machen: kochen, putzen und waschen. Der Heimatkreis Harthausen unternimmt eine Reise in eine Zeit ohne Elektrogeräte und lässt den anstrengenden Alltag des beginnenden 20. Jahrhundert für drei Tage wieder aufleben. In einer Ausstellung von Dienstag, 5. März, bis Donnerstag, 7. März, zeigt der Verein den "Haushalt von Oma" im Bürgerhaus Harthausen. Der Eintritt ist frei.

Josef Karl, der erste Vorsitzende des Heimatkreises, ist begeistert von Brauchtum und Heimatkunde - und der Ausstellung. Denn: "Wir leben in einer Zeit, in der Hilfsmittel und Maschinen im Alltag eines Haushalts zu Massenkonsumgütern wurden und nicht mehr wegzudenken sind", sagt er. Nur selten mache man sich Gedanken darüber, wie unsere Vorfahren ihren Haushalt bewältigten.

Um das zu ändern, startete der 62-Jährige im Januar einen Aufruf in Harthausen, in dem Wissen, dass viele Leute alte Geräte und Gegenstände im Keller stehen haben, wie sie einst die Großeltern nutzten. Ein Klassiker sei das massive Kohlebügeleisen, welches es bei der Ausstellung im März selbstverständlich auch zu sehen gibt. Im späten 19. Jahrhundert wurden diese Bügeleisen in vielen Haushalten verwendet. In einen Hohlraum über der Bügelplatte wurden glühende Kohlen gefüllt. "Das war oft viel zu heiß", erzählt Josef Karl. Nur gut, dass damals noch keine Kunststofffasern in die Kleidung vernäht worden seien - ansonsten wäre der Stoff geschmolzen, meint Karl.

In den vergangenen Wochen hat sich bei Josef Karl einiges angesammelt: Mehr als hundert Geräte, alle mechanisch und ohne Elektrik versteht sich, hat er bisweilen zusammen. "Es ist eine große Bandbreite", sagt der Landwirt zufrieden. Neben einigen schweren Bügeleisen finden sich handbetriebene Mixer, eine mechanische Waage und ein altes Butterfass unter den nostalgischen Teilen. Die Ausstellungsstücke reichen bis in die 1960er Jahre. Dann nämlich, sagt Karl, habe die Technisierung eingesetzt.

Für den Heimatkundler sind die Stücke, die auf den ersten Blick ein wenig nach Flohmarkt-Krimskrams ausschauen, alles andere als "wertlose Gegenstände". Viele dieser Geräte verstaubten leider unbeachtet. Dabei erzähle jeder Gegenstand eine eigene Geschichte. Was für uns heute selbstverständlich im Supermarkt steht, wurde früher mit großem Aufwand selbst gemacht, gekocht oder eingeweckt: Surfleisch zum Beispiel oder Kraut. "Die Ausstellung soll den Besuchern zeigen, wie mühevoll die Hausarbeit früher gewesen ist", sagt Karl, der selbst hin und wieder Brot wie vor 100 Jahren backt.

Seit 18 Jahren ist Josef Karl Vorsitzender des Heimatkreises Harthausen. 137 Mitglieder zählt der Verein aktuell, der 1993 gegründet wurde und sich größtenteils die Ortsheimatpflege auf die Fahnen geschrieben hat. Immer wieder bietet der Verein im Bürgerhaus Ausstellungen zu bestimmten Themen an. 2011 etwa wurde die Entwicklung von Gut Möschenfeld und der Wallfahrtskirche Sankt Ottilie seit dem 17. Jahrhundert gezeigt. Zur 1200-Jahrfeier von Harthausen vor zwei Jahren gab es eine große Landwirtschaftsausstellung des Vereins.

Viele der gesammelten Raritäten der vergangenen Jahre lagern bei Josef Karl zu Hause oder im Archiv des Vereins im Harthauser Bürgerhaus. Anfang März können die neuesten Stücke besichtigt werden. Nicht alle gehen in den Besitz des Vereins über. Denn einige Harthauser wollen ihre Raritäten nach der Ausstellung wieder zurück. Das jedoch freut Josef Karl: "Viele schätzen die Gegenstände dann ganz neu und lassen sie nicht mehr achtlos im Keller liegen."

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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