Gräfelfing:Integration im Container

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Gräfelfing plant Betreuerbüro und Schulungsraum neben der Flüchtlingsunterkunft

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Am Ende des Tages ist die Unterbringung der Flüchtlinge doch einfach ein banales und sogar ziemlich gutes Geschäft. Den Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man nach Gräfelfing blickt. Die Gemeinde hat ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem ein Investor ein Flüchtlingswohnheim für rund 200 Personen baut. Die Kommune möchte unbedingt auch einen Mehrzweck- und Schulungsraum verwirklicht sehen, um die Integration zu fördern. Doch dann müsste der Investor auf acht Betten verzichten, was unter dem Strich 350 000 Euro entgangene Mieteinnahmen in zehn Jahren bedeutet - rund 2900 Euro im Monat, die die Gemeinde dem Investor bezahlen müsste. Dies lehnte die Kommune ab.

Die Integration der Flüchtlinge ist vor allem Aufgabe der Kommunen. Gräfelfing will dafür auf eigene Kosten extra einen Mitarbeiter einstellen, der im künftigen Flüchtlingswohnheim am Neurieder Weg als Ansprechpartner fungiert. Sein Büro soll er am besten direkt im Flüchtlingswohnheim haben, wünscht sich die Gemeinde. Hier sollen auch ein Mehrzweckraum als Treffpunkt und Räume für Sprachkurse und andere Schulungen integriert werden, nicht zuletzt, um dem Helferkreis Asyl Platz für seine ehrenamtliche Arbeit zu bieten. Im Ferienausschuss verknüpften die Gräfelfinger Gemeinderäte die Zustimmung zum Bau des Heims mit der Forderung, diese Räume dort einzurichten.

Dies ist jedoch nicht möglich, wie Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) in der jüngsten Gemeinderatssitzung klarstellte. Ursprünglich habe es eine Richtlinie gegeben, die solche Extraräume in Wohnheimen vorgesehen habe. Sie sei aber gekippt worden, zugunsten von mehr Betten. Der Investor ist also nicht zu verpflichten, die Räume vorzuhalten. Besteht die Gemeinde darauf, müsste sie die entgangenen Mieteinnahmen für acht Personen, die sonst in dem Erdgeschoss der zur Diskussion stehenden Doppelhaushälfte untergebracht werden können, bezahlen. Zu viel Geld, ließ Wüst durchblicken. "Wir wollen aber nicht verzichten", sagte die Bürgermeisterin und plädierte dafür, das Projekt "selbst in die Hand zu nehmen". Nun soll auf einer direkt an das Grundstück angrenzenden Fläche ein Container aufgestellt werden, um so die gewünschten Räume zu schaffen. Ein Container würde grob geschätzt 150 000 Euro kosten. Vielleicht habe die Gemeinde auch noch einen im Bestand, stellte Wüst in Aussicht.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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