Glyphosat:Die richtige Dosis

Landwirte befürworten fünf Jahre Übergangszeit für Glyphosat

Von Christina Hertel, Landkreis

Die EU-Mitgliedstaaten haben die Zulassung für Glyphosat um fünf Jahre verlängert. Das Pflanzenschutzmittel ist umstritten, weil es möglicherweise krebserregend ist. Auch Deutschland stimmte der Verlängerung zu - eine Entscheidung, die manche Landwirte im Landkreis enttäuscht, andere erleichtert.

"Wir brauchen diese Übergangszeit zum Umdenken. Von null auf hundert - das geht nicht", sagt Kreisbauer Anton Stürzer. Die Landwirte müssten sich Alternativen überlegen, zum Beispiel wie sie den Boden auf mechanische Art und Weise bearbeiten könnten. Auch die Industrie brauche die Zeit, um ein Pestizid, das ähnlich wie Glyphosat wirkt, zu entwickeln. Ähnlich sieht das Landwirt Johann Keller, der mit der Agrar Grasbrunn einen der größten landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis verwaltet: "Ich bin mir sicher, dass nach den fünf Jahren Schluss ist und dass es auch ohne Glyphosat geht, aber jetzt haben wir wenigstens Zeit, uns komplett umzustellen." Auch die Wissenschaft sollte aus seiner Sicht die Zeit nutzen, um endgültig zu klären, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht. Momentan liegen verschiedene Gutachten vor, die sich gegenseitig wiedersprechen.

Enttäuscht über die Entscheidung ist dagegen der Ismaninger Landwirt Nikolaus Kraus. Er ist außerdem Gemeinderat und Landtagsabgeordneter der Freien Wähler. Diese stellten im Kreistag vor kurzem den Antrag, dass der Landkreis München auf seinen Flächen Glyphosat verbieten soll. Auch er fordert nun, dass die nächsten fünf Jahre genutzt werden sollten, um die Grundlage für eine glyphosatfreie Landwirtschaft zu legen. Vorstellen könnte sich Kraus etwa, dass der Staat die Anschaffung von Maschinen, die Landwirte zur Unkrautbekämpfung einsetzen können, finanziell fördert.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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