Gewerbeschau:Unterföhring aus der Vogelperspektive

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Gerade Kinder finden das Innenleben eines Hubschraubers faszinierend. Bei der Gewerbeschau in Unterföhring gab es aber auch sonst viel zu entdecken. (Foto: Stephan Rumpf)

Nach sieben Jahren Pause findet wieder eine Gewerbeschau statt. Besucher können mit dem Hubschrauber fliegen und ein Sender stellt seine Baupläne vor

Von Anna Hordych, Unterföhring

Noch vor einigen Wochen ist der Helikopter über Grönland und das Kaukasusgebirge hinweggeflogen, aber am Samstag steht er in Unterföhring vor dem Bürgerhaus. Der dunkel glänzende Hubschauer, in dessen Fensterfront sich das helle Sonnenlicht spiegelt, wirkt auf den ersten Blick deplatziert - doch wie sich herausstellt, erfüllt das Fluggerät mit den ausladenden Rotorblättern inmitten des Zentrums an der Münchner Straße durchaus einen Zweck; anlässlich der Gewerbeschau in der Gemeinde im Münchner Norden kann jeder, der den Wunsch verspürt, am Sonntag an einem zehnminütigen Rundflug über die Dächer der 11 500-Einwohner-Stadt teilnehmen.

Vorausgesetzt man besitzt ein Ticket. Stattliche 50 Euro kostet ein Ausflug mit der Maschine, die von einem professionellen Piloten gelenkt wird. Doch nichtsdestotrotz ist das Interesse groß; eine regelrechte Schlange hat sich am Samstagvormittag vor dem Hubschrauber gebildet. Während die einen kurz entschlossen ein Billet kaufen, wägen andere Familien noch ab, ob die Kinder auch am folgenden Tag wirklich Lust verspüren, die Heimat Unterföhring, die nun nach sieben Jahren wieder eine Gewerbeschau veranstaltet, aus der Vogelperspektive zu betrachten. So auch Christian Fischer, Vater von den Zwillingen Max und Jago, die gerade ehrfürchtig auf den weichen Polstern in der Flugkabine Platz genommen haben. "Wir denken lieber noch drüber nach", gibt der 46 Jahre alte Christian Fischer zu Protokoll, "wie auch beim Achterbahnfahren kann es sein, dass man sich eine halbe Stunde lang um Tickets bemüht, aber die beiden nicht mehr wollen, wenn es später darum geht, einzusteigen", berichtet der Vater mit Blick auf die sechsjährigen Söhne, welche die knifflige Technik aus Schaltern und Knöpfen völlig in Atem hält.

Gerade fragen sie, was es denn mit der weißen Kugel auf sich habe, die deutlich sichtbar an der Spitze des Helikopters befestigt ist. In diesem Fall kann Andreas Goldhofer Auskunft geben. Er vertritt das Unternehmen HTM Helicopters und war noch vor Kurzem mit dem Hubschrauber im Kaukasus zum "Heliskiing". Dabei lassen sich Ski- und Snowboardfahrer in Höhen transportieren, von wo aus sie den Tiefschnee unberührter Pisten durchpflügen können. Abseits derart sportlicher Programme kommt der Helikopter nicht selten für die Bavaria-Filmstudios in Grünwald zum Einsatz, um Luftaufnahmen zu drehen. Hier wartet sogleich die Antwort, die sich Max und Jago erbaten, denn Andreas Goldhofer und seine Kollegen benötigen die eiförmige Linse unterhalb des Cockpits, um zu filmen.

Allgemein spielen Aufnahmen aus luftiger Höhe an diesem Samstag in Unterföhring eine zentrale Rolle: Ein spektakulärer Video-Trailer von Pro Sieben Sat 1 illustriert den Besuchern drinnen im Bürgerhaus, wie der geplante, neue Mediencampus östlich des S-Bahnhofs von oben aussehen wird; die schnellen, effektvollen Kamerabilder münden in einer krassen Aufsicht, die eine flammende, rote Sieben erkennen lässt. Sie ergibt sich aus dem Ensemble leuchtender Bauelemente. Nicht zuletzt wegen dieser visuellen Sprache, die man eher aus dem Action-Genre kennt, zählen die Baupläne des Dax-Konzerns zu den Hauptattraktionen der diesjährigen Gewerbeschau und ziehen gerade junge Besucher trotz des warmen Wetters umgehend zu einem Gespräch an den rot-weißen Stand der privaten Fernsehanstalt.

Nebenan bespielen Banken, Vereine, aber auch traditionelle Familienunternehmen die Ausstellungsfläche. Der alteingesessene Unterföhringer Steinmetz Günter Peischl beispielsweise, der auf diese Weise hofft, "das Interesse neu hinzugezogener Bürger zu wecken". Peischl wird an diesem Tag auch für seine 15-jährige Mitgliedschaft im Gewerbeverein geehrt. Zuerst jedoch verkauft der Steinmetz einen kleinen Elefanten aus Stein, der seinen Stand geschmückt hat. Daraufhin macht er sich auf den Weg zur Bühne, wo ihn eine Urkunde und ein Freiflug mit dem Helikopter erwarten.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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