Gestüt Matthof:Toter Hengst - war es die Stute?

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Der Tod des hochdekorierten Zuchthengsts "Kabarettist" sorgt auf dem Gestüt Matthof für Aufregung. Die Polizei hat nun eine Verdächtige - und empört damit die Züchterin.

Anna Günther

Die Münchner Polizei ist sicher: Der tschechische Zuchthengst "Kabarettist" ist Opfer seines aufdringlichen Liebeswerbens geworden. Eine von acht auserwählten "WelshB"-Pony-Damen muss sich den stürmischen Romeo mit einem Huftritt vom Hals geschafft haben.

Ponygestüt Matthof: Die Polizei hat nun eine Erklärung für den Tod von Zuchthengst "Kabarettist". Hofbesitzerin Birgit Matt hingegen vermutet Mord. (Foto: Region.LKN)

Mitte Mai hatte der Stallknecht den Dunkelfuchs am helllichten Tag tot auf der Koppel des Ponygestüts Matthof gefunden - mit einem kleinen, tiefen Loch im Kopf. Hofbesitzerin Birgit Matt vermutete zunächst, dass das 10.000 Euro teure Tier erschossen worden sei. Die Polizei konnte das jedoch schnell ausschließen.

Die Fakten deuten eindeutig auf einen Unfall hin, so lautet die Erkenntnis der zuständigen Ermittler. Sowohl die Obduktionsergebnisse als auch die Umstände der Tat sprechen für den Tritt einer Stute, betont ein Sprecher des Polizeipräsidiums und verweist auf einen ähnlichen Fall aus dem Brucker Land.

Vor Jahren sei dort ein Hengst an den gleichen Verletzungen gestorben - eine Stute hatte seine Avancen zu energisch abgewiesen. Die Ermittlungen im Ismaninger Fall seien damit abgeschlossen, erklärt der Polizeisprecher. Der Verdacht auf einen menschlichen Täter habe sich nicht bestätigt.

Gestütsbesitzerin Birgit Matt sieht die Lage anders und nimmt ihre Stuten in Schutz. Das Verletzungsmuster spreche nicht für einen derartigen Tritt, außerdem trügen die Ponydamen keine Hufeisen. Sie vermutet eine menschliche Ursache, glaubt aber nicht an einen wahllos mordenden Pferdehasser im Ismaninger Moos, der unter den Tierfreunden kurzzeitig Angst und Schrecken verbreitet hat. "Irgendjemand muss es gezielt auf 'Kabarettist' abgesehen haben", betont die Züchterin.

Wer genau dahinter stecken könnte, weiß Birgit Matt jedoch nicht. Aber es sei auffallend, dass es das einzige fremde Pony getroffen habe. Die Gestütsbesitzerin hatte den Hengst zeitweise ausgeliehen. Die anfängliche Wut auf eine mordende, "kranke Kreatur" - wie es auf der Internetseite des Matthofs heißt - ist mittlerweile der Resignation gewichen. "Wie es genau passiert ist, werden wir wohl nie erfahren", beklagt Matt.

Der hochdekorierte "Prämienhengst" vom tschechischen Gestüt "Zitna" sollte nur zwei Monate in Ismaning zu Gast sein und acht Stuten decken. In Bayern habe der Dunkelfuchs nur sehr wenige, aber qualitätsvolle Nachkommen, erklärt Matt. Deshalb habe sie sich den mehrfach ausgezeichneten Hengst als Vater der nächsten eigenen Welsh-Fohlen "eingebildet" und ihn aus dem Böhmerwald ausgeliehen. Dass ausgerechnet dieses Tier sterben musste, wertet die Ismaninger Ponyzüchterin als "großes Unglück".

Seit Jahren kommen "Pachthengste" zum Decken auf den Matthof und noch nie sei etwas passiert. Für alle Fälle sei "Kabarettist" aber versichert gewesen, denn beim Liebesspiel unter Ponys kann es durchaus ruppig zugehen. Der Hengst hatte seine "Pflichten" schon fast erfüllt und sollte wieder auf seine heimatliche Koppel in den Böhmerwald zurückkehren.

Aber der Tod des Hengstes war nicht umsonst. Denn die letzte Mission von "Kabarettist" war erfolgreich: Sieben Stuten sind tragend und werden in knapp einem Jahr ihre Fohlen zur Welt bringen. In diesem Jahr sind auf dem Matthof bereits elf Welsh-Fohlen und fünf kleine Shetland-Ponys geboren worden. Trotz des tragischen Vorfalls freut sich Pferdezüchterin Birgit Matt auf die Nachkommen von Ponyhengst "Kabarettist", die sie auf Leistungsschauen natürlich auch vermarkten will. Den kleinen Welsh-Ponys sollen jegliche Chancen gewährleistet werden und "mit dem Stammbaum werden sie nicht in der Versenkung verschwinden", betont Birgit Matt entschlossen.

© SZ vom 29.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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