Gerhard Nörr wird 80:Schampus für den Herrn Pfarrer

Lesezeit: 2 min

Gerhard Nörr war von 1981 bis 2001 Pfarrer der evangelischen Thomaskirche in Grünwald. Nach vielen Umzügen in seinem Leben blieb er im Ruhestand Grünwald treu. (Foto: Claus Schunk)

Grünwalds langjähriger Seelsorger feiert an diesem Montag seinen 80. Geburtstag mit Orgelvesper und Sektempfang

Von Claudia Wessel, Grünwald

Er hat die Osternacht, also den Gottesdienst um 5 Uhr früh, in Grünwald eingeführt und die Predigtvorbesprechung. Bei letzterer durften etwa 15 interessierte Grünwalder bereits die Predigt für den kommenden Sonntag sehen, mit Pfarrer Gerhard Nörr darüber diskutieren und Änderungsvorschläge machen. An diesem Montag wird der Pfarrer im Ruhestand, der von 1981 bis 2001 in der Evangelischen Thomaskirche tätig war, 80 Jahre alt. Seinen Jubeltag wird er mit einer Orgelvesper um 18 Uhr in der Thomaskirche feiern. Und natürlich mit einem anschließenden Sektempfang.

Wenn Pfarrer Gerhard Nörr zurückblickt auf sein Leben, fallen ihm natürlich all die geistlichen Leistungen ein, die er vollbracht hat - siehe oben. Aber auch so manches skurrile Erlebnis kommt dem durchaus humorvollen Mann, der diese Eigenschaft auch in seinen Predigten zeigt - er hält immer noch Gottesdienste - wieder in den Sinn. Etwa seine Vikarzeit in der Steiermark, als ein katholischer Vikar bei einer Beerdigung ins Grab fiel. Und Nörrs eigene Aufregung angesichts dieser Geschichte, als er kurz danach bei einer Beerdigung an einem eisigen Wintertag auf einer glitschigen Bohle über das offene Grab gehen musste. Anders als der Kollege hat er es jedoch geschafft, heil am anderen Ende anzukommen.

Da war auch die Beerdigung in Windsbach, wo Nörr später tätig war, bei der ein Seil riss und der Sarg zu Boden polterte. Oder der Tag in Moosach, wo er seine nächste Station hatte, als die Zeugen Jehovas bei ihm klingelten und ihn bekehren wollten. Eine lange Diskussion über die Dreieinigkeit folgte, wie sich Nörr grinsend erinnert. Nach Windsbach, wo er übrigens seinen Lohn zum Teil noch durch Eiersammlung bei den Bauern und Holzlieferungen erhielt, folgte Würzburg. Hier erinnert er sich noch an den sehr erfolgreichen Kindergottesdienstkreis, aus dem sieben Leute in den Pfarrdienst gingen.

Seine letzte Station war dann Grünwald. Hier musste Nörr "mit Ausnahmen umgehen", also etwa Menschen beerdigen, die nicht in der Kirche waren. Anfangs tat er dies noch ohne Talar, später dann doch mit. Aber immer beharrte er auf eine "ordentliche Spende" für die Kirche, wenn er schon einem Nichtmitglied diesen Dienst erwies. In seinem Konfirmandenunterricht hatte Nörr auch viele Promi-Kinder.

Einmal, erinnert er sich, hat er einen jungen Mann rausgeschmissen. Seine Mutter war evangelisch, der Vater katholisch und von Beruf Pornofilmproduzent. Nach dem Rausschmiss rief die Mutter an und kündigte an: "Jetzt treten wir alle aus!" Dann aber meldete sich der Konfirmand selbst mit den Worten: "Herr Pfarrer, Sie kennen meine andere Seite noch nicht!" Er kam zurück und wurde erfolgreich konfirmiert. Zur Belohnung gab's dann für den Pfarrer von der Mutter "eine Flasche vom besten Schampus, den es damals gab". Auch eine Art von Spende.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: