Gemeindefinanzen:Banger Blick aufs übernächste Jahr

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Kirchheim muss voraussichtlich bereits 2021 ein Defizit im Verwaltungshaushalt ausgleichen, was normalerweise gar nicht vorgesehen ist. 2022 könnte sich die Situation sogar noch zuspitzen

Von Anna Maria Salmen, Kirchheim

Im Jahr 2021 wird die Gemeinde Kirchheim voraussichtlich erstmals ein Defizit im Verwaltungshaushalt verbuchen. Das kündigte Kämmerin Christine Brunner-Ernst vor den Beratungen über die Finanzplanung im Hauptausschuss an. Eine Summe von rund einer halben Million Euro muss demnach wohl durch eine Zuführung aus dem Vermögenshaushalt ausgeglichen werden. Grund für das Defizit sind laut Kämmerin Steuerausfälle infolge der Corona-Krise.

Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind mit 12,5 Millionen Euro um circa 20 Prozent niedriger angesetzt als im laufenden Jahr. Auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer werden voraussichtlich um 500 000 Euro sinken, die Kämmerei rechnet mit einer Summe von circa zwölf Millionen. Aus anderen Steuern erwartet die Rathausverwaltung Einnahmen von rund 34 Millionen - die Summe sinkt im Vergleich zu 2020 um zehn Prozent.

Etwas mehr Geld soll hingegen durch Entgelte wie Müllgebühren, staatliche Zuweisungen sowie Miet- und Pachtverträge in die Kassen gespült werden, die Gemeinde erwartet aus diesen Quellen 6,6 Millionen Euro. Insgesamt liegen die Einnahmen bei rund 41,3 Millionen Euro, die Ausgaben belaufen sich auf 41,8 Millionen. Beide Posten sinken somit jeweils um gut fünf Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr.

Wie in den vergangenen Jahren wird auch 2021 die Kreisumlage den größten Teil der Ausgaben ausmachen: Knapp zwölf Millionen Euro muss Kirchheim voraussichtlich zahlen, das entspricht 28 Prozent der Gesamtausgaben des Verwaltungshaushalts. Fast ein Viertel der Ausgaben ergibt sich durch Zuweisungen und Zuschüsse, die die Gemeinde 2021 in Höhe von knapp zehn Millionen gewähren will. Am meisten Geld ist für Personalkostenzuschüsse an soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten vorgesehen. Diese Ausgaben können laut Rathausverwaltung nicht reduziert werden - es gilt, gesetzliche Verpflichtungen einzuhalten. Vom kommenden Jahr an sollen jedoch die Geschwisterermäßigung bei der Kinderbetreuung und die Defizitübernahmen für die Einrichtungen moderat gesenkt werden.

Die Personalkosten der Gemeinde belaufen sich laut Kämmerei auf knapp neun Millionen Euro. Unter anderem durch den Wegfall von Stellen sowie eine straffe Kalkulation konnte hier laut Rathausverwaltung eine Senkung der Kosten um vier Prozent erreicht werden. Insgesamt, so die Kämmerei, wurden bei den Ausgaben des Verwaltungshaushalts fast durchgängig Kürzungen in Höhe von zehn bis zwanzig Prozent in allen Bereichen vorgenommen.

"Es ist schon ein besonderer Verwaltungshaushalt", sagte Kämmerin Brunner-Ernst mit Blick auf das zu erwartende Defizit. Denn üblicherweise müsse der Verwaltungshaushalt einen Überschuss erwirtschaften. Die Sonderregeln, die aufgrund der Pandemie gelten, erlaubten jedoch einen Ausgleich durch die Zuführung aus dem Vermögenshaushalt. Sorgen bereitet der Kämmerin jedoch der Blick auf das übernächste Jahr: Nach aktuellem Stand liegt das Defizit 2022 bereits bei einer Million, laut Brunner-Ernst eine problematische Summe. Doch die Kämmerin macht Mut: Von 2023 an erwartet sie aufgrund des Zuzugs im Zuge des Projekts Kirchheim 2030 und der Ansiedlung von Firmen eine Erhöhung der Steuereinnahmen.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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