Gartenbauverein Unterhaching:Ein duftender Strauß fürs Wohlbefinden

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An Mariä Himmelfahrt werden traditionell Kräuterbuschen gebunden. Unter Anleitung einer Naturpädagogin sammeln Interessierte in Neubiberg zahlreiche Gewächse, denen Heilwirkung nachgesagt wird. Nur die Königskerze bleibt ungepflückt - sie steht unter Naturschutz.

Von Andreas Sommer, Unterhaching

Zuerst die blauen Blüten des Natternkopfs, dessen Wurzeln früher als Sud gekocht zur Behandlung von Schlangenbissen verwendet wurden. Dazu ein Stängel mit den kleinen gelben Blüten der Goldrute, die in der Naturheilkunde bei Nierenbeschwerden Anwendung findet. Im Infineon-Park in Neubiberg lassen sich auf der Wiese Dutzende verschiedene Heilkräuter entdecken - wenn man weiß, wie sie zu erkennen und zu nutzen sind.

Sieglinde Schuster-Hiebl, Gesundheitsberaterin und Naturpädagogin, kennt sich aus mit den heimischen Heilpflanzen. Sie betreute auch heuer mit ihrer Expertise das traditionelle Kräuterbuschen-Sammeln am Tag vor Mariä Himmelfahrt des Gartenbauvereins Unterhaching.

Nötig sind noch Blutweiderich, wilde Möhre, Kamille und natürlich auch Schafgarbe, die hilfreich bei Krämpfen und Frauenleiden ist. So wächst der Strauß mit Kräutern, die nicht nur seit vielen Jahrhunderten bei den unterschiedlichsten Gebrechen Heilung versprechen, sondern im Verbund auch optisch durchaus ansprechend sind. Die zweite Vorsitzende des Vereins, Regina Tramm-Jula, betont aber, dass der Feiertag zwar der Anlass sei, aber auch ohne religiöse Motivation mitgesammelt werden dürfe. Einige suchten die Pflanzen nur für die eigene Nutzung im Arzneimittel- oder Küchenschrank. Denn auf der Wiese wächst auch so manches in freier Natur, was im eigenen Kräuterbeet, meist kultiviert und gezüchtet, als Gewürz heranwächst. Wohlriechender Thymian zum Beispiel oder wilder Salbei.

Tradition aus vorchristlicher Zeit

Die Tradition des Kräutersammelns Mitte August geht sogar schon auf vorchristliche Zeiten zurück. "Eigentlich ist es ein heidnischer Brauch. Die Kirche hat ihn nur übernommen", sagt Tramm-Jula. Folgt man den kirchlichen Bräuchen, so muss der Buschen aus einer heiligen Zahl an Kräutern bestehen. Drei, beispielsweise, für die Dreifaltigkeit. Oder zwölf, wie die Anzahl an Jüngern, die Jesus begleiteten, oder ein Vielfaches dieser Zahlen. Außerdem soll ein Strauß dann unbedingt eine Königskerze beinhalten. "Aber die lassen wir heute bitte stehen, denn die steht unter Naturschutz", warnt Schuster-Hiebl direkt vorweg. Die Pflanze, die bei der Wundheilung und als Schleimlöser dienlich sein kann, sollte man nur in den Buschen aufnehmen, wenn sie im eigenen Garten wächst.

Außerdem müssen Pflanzen, die in den Sträußen gesammelt werden, nach Schuster-Hiebls Ansicht nicht zwingend eine direkte medizinische Wirkung haben. Schöne Blüten würden der Seele guttun und somit doch wieder dem Wohlbefinden dienen, sagt sie.

Mariä Himmelfahrt wird als Beginn des sogenannten Frauendreißigers gesehen. In dieser Phase zwischen dem 15. August und dem 14. September, Mariä Geburt, sollen die Sommerkräuter ihre stärkste Wirkung haben. "Danach zieht sich die Kraft in die Wurzeln zurück, dann sind die Heilpflanzen, die ihre Wirkstoffe in den Knollen haben, besonders stark", weiß Schuster-Hiebl zu berichten.

© SZ vom 16.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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