Garching:Zurück auf der Erde

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War 199 Tage und 17 Stunden im Weltall: Samantha Cristoforetti spricht vor Studenten der TU in Garching über ihre Reise zur internationalen Raumstation. (Foto: Florian Peljak)

Samantha Cristoforetti, einst selbst Studentin in Garching, erzählt von ihrem Flug zur internationalen Raumstation

Von Lisa Marie Wimmer, Garching

Eine zierliche und hübsche Frau mit kurzen schwarzen Haaren in einem blauen Overall steht wild gestikulierend und strahlend vor dem bis zum letzten Platz gefüllten Saal der Technischen Universität München in Garching. Samantha Cristoforetti ist eine ehemalige Studentin der TU. Sie studierte per Austauschprogramm von 1996 bis 2001 in Garching. Doch das ist nicht der Grund für den Trubel, den die quirlige Referentin am Donnerstag auslöste. Die Luft- und Raumfahrttechnikerin war nämlich im Weltraum. In der Nacht des 23. November 2014 startete sie von Kasachstan aus als Astronautin zusammen mit zwei männlichen Kollegen für 200 Tage ins Weltall, zur internationalen Raumstation ISS. Damit hält die 39-Jährige derzeit den Rekord für Langzeitflüge von Frauen im All.

"Ich habe viele Stunden in diesem Hörsaal verbracht. Aber so voll habe ich es hier noch nie gesehen", scherzte die gebürtige Italienerin in perfektem Deutsch. Neben Deutsch und ihrer Muttersprache spricht sie außerdem noch fließend Englisch, Französisch und Russisch. Das Publikum wirkt gefesselt, als die 39-Jährige von ihrem Start vor einem halben Jahr ins Weltall erzählt. Viele der Studenten haben auch den Traum, einmal Astronaut zu werden. Auch Cristoforetti hatte diesen Wunsch von Kindesbeinen an. Sie sagt: "Ich durfte 200 Tage im Weltraum verbringen und das war das große Abenteuer meines Lebens. Davon habe ich geträumt, seitdem ich ein Kind war."

An die Gedanken, die sie sich vor dem Start machte, kann sie sich immer noch erinnern: "Ich hatte erwartet, dass ich nervös werde, aber es war eine Zeit der absoluten Freude." Direkt nach dem Start ist sie dann eingeschlafen, erinnert sie sich: "Ich kann wirklich überall schlafen." Im Gegensatz zu den meisten Astronauten, die es vorziehen, sich während des Fluges anzuschnallen, nahm die ausgebildete Kampfpilotin die Schwerelosigkeit entspannter: "Ich habe es bevorzugt, die Augen zuzumachen, zu schweben und zu schlafen."

Während ihres Vortrages blendet Cristoforetti Bilder ein. Viele private Schnappschüsse von ihr und der Crew sind zu sehen. Auf einem Bild sind die drei Astronauten mit vor ihnen schwebenden grünen Äpfeln zu sehen. Doch dies sei eine Ausnahme gewesen, erzählt sie. Größtenteils mussten sie typische Astronautennahrung zu sich nehmen, die sie mit Campingnahrung vergleicht. Aber hin und wieder wurden von der Erde aber auch Päckchen mit frischem Obst oder Gemüse zur Raumstation geschickt.

Wie geplant beendete die Crew ihre Mission nach exakt 199 Tagen und 17 Stunden. "Der Rückflug auf die Erde war ein Abenteuer für sich", erinnert sich die 39-Jährige. "Er war sehr dynamisch. Wenn man nicht wüsste, was auf einen zukommt, würde man denken, dass man stirbt." Duschen war während der sieben Monate im Weltraum nicht möglich. Daher interessiert einen Zuschauer, wie die erste Dusche für die Italienerin auf der Erde war. Cristoforetti erzählt, dass sie sich darauf gefreut habe, dann aber alles anders kam, weil ihr persönlicher Arzt, der "Flight surgeon", der sie während der 200-tägigen Futura-Mission begleitet hatte, die ganze Zeit vor der Dusche blieb - aus Sorge, sie könne kollabieren.

Ohnehin sei die erste Zeit auf festem Boden ein weiteres Abenteuer gewesen. "Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag", sagt Samantha Christoforetti lachend.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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