Garching:Vom Gräberhügel zum Maibaumplatz

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Die neueste Tafel zur Garchinger Geschichte zeigt die Entwicklung den alten Ortskern. (Foto: Stadt Garching)

In Garching erzählt das Museum auf der Straße die Geschichte des Ortes. Nun wurde die achte Schautafel enthüllt, die sich der alten Ortsmitte widmet. Weitere sind geplant, etwa zum Römerhof und zum Reaktor

Von Gudrun Passarge, Garching

Natürlich war auch Gowirich wieder anwesend, und das obwohl es auf der neuesten Tafel der Stadt Garching um die neue Ortsmitte geht, also um eine Zeit lange nach dem Gründervater, der um 900 nach Christus herum gelebt haben dürfte. Aber Wiland Geisel alias Gowirich war nur schmückendes Beiwerk, als Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) die achte Tafel des Museums auf der Straße enthüllte. Ortschronist Michael Müller, der die Tafeln inhaltlich gestaltet, den grafischen Part übernimmt Jürgen Pichler, erklärte noch einmal die Vorteile des Museums auf der Straße: "Es muss sich nicht an Öffnungszeiten halten", anders als viele Heimatmuseen, die oft nur am Sonntag geöffnet hätten. "Ich freue mich immer, wenn ich sehe, wie jemand vor den Tafeln stehenbleibt", sagte Müller.

Auf jeder dieser Tafeln hat er ein Stück Ortsgeschichte festgehalten. Den Anfang hat die Hohe Brücke in Hochbrück gemacht, die dem Ort seinen Namen gab. Sie wurde 1696 an der Straße nach Pfaffenhofen gebaut und zuerst "Ingolstater Pruggen" und dann "Hohe Bruckn" genannt. Zwar konnte sich nun die feine Gesellschaft ungehindert auf dem Schleißheimer Kanal in ihren Gondeln chauffieren lassen, aber für die Fuhrwerke stellte die ziemlich hohe Brücke ein Hindernis dar. Oft war es nur möglich, mit zusätzlichen Pferdestärken die Brücke samt Karren zu überqueren. 1887 wurde die Brücke abgebrochen, 1917 wurde die jetzige Brücke gebaut, die den Hochbrückern heute noch gute Dienste leistet, etwa beim beliebten Brückenfest.

Inzwischen hat sich Michael Müller durch die Jahrhunderte gearbeitet. Angefangen beim Jungsteinzeit-Gräberfeld über den Bronzezeit-Grabhügel, den Römischen Gutshof bis zum Bajuwarendorf, auf das eine Tafel in der Nähe des Werner-Heisenberg-Gymnasiums hinweist. Dort in der Nähe haben Gowirichs Vorfahren in einem Dorf mit Langhäusern gelebt, vermutlich wurde es um 600 nach Christus angelegt. Die Spuren der Holzpfosten sind auch heute noch im Boden zu erkennen, außerdem zeigt eine Rekonstruktion auf der Tafel, wie die Häuser wohl ausgesehen haben.

Zwischen Gowirichs Mannen und der sechsten Tafel ist ein kleiner Zeitsprung. Es geht mit der Mühle am Mühlenpark weiter. Sie wurde um 1234 bereits erwähnt, 1877 gründeten 35 Bauern die Mühlengenossenschaft, damit sie über das Wasser des Mühlbaches verfügen konnten. Im 20. Jahrhundert gab es außer der Getreidemühle ein Sägewerk und eine Turbine zur Erzeugung von Strom. 1970 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt, das Betriebsgebäude abgerissen und der heutige "Mühlenpark" eingerichtet, schreibt Müller.

Die siebte Tafel am Maibaumplatz berichtet Interessantes aus der jüngeren Vergangenheit des Straßendorfes Garching, das an der Landstraße zwischen München und Freising lag. Rund um die alte Pfarrkirche St. Katharina gruppieren sich die Häuschen des Dorfs, die auch heute noch jeder kennt. Wie zum Beispiel die Alte Schule. Sie wurde aus den Steinen der alten Antonuskapelle errichtet und diente um 1810 als Mesnerhaus. Nach 1893 war sie Gemeindekanzlei und Feuerwehrhaus. Auf der alten Aufnahme von 1956 ist auch noch die Molkerei zu sehen, die 1976 abgerissen wurde, das Schulhaus, die Kramerei Hagn, das alte Pfarrhaus und vieles mehr. Wer mehr über seinen Wohnort erfahren möchte, kann also leicht einen Spaziergang mit einem Museumsbesuch kombinieren.

Ein Ende der Serie ist noch nicht in Sicht, geplant sind auch noch Tafeln beispielsweise zum Römerhof oder zum Forschungsreaktor. Eine Garchingerin machte bei der Enthüllung der achten Tafel den Vorschlag, doch auch der neuen Gowirich-Statue am Rathausplatz eine Tafel zu gönnen, "wer von auswärts kommt, weiß gar nicht, wer das sein soll". Tatsächlich wurde eine Schweizer Familie schon rätselnd davor gesichtet. "Ein Typ mit Bart" beschied die Frau, wobei offen ist, ob sie wegen der vielen Strahlen auf den Bart kam, oder ob sie tatsächlich ein Gesicht mit Bart gesehen hat.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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