Garching:Vertrauen ist gut, Kontrolle ist teuer

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Die Garchinger Stadträte wollen sich nicht darauf verlassen, dass der neue Belag der A 9 die versprochene Minderung des Lärms bringt. Doch die Autobahndirektion misst nicht nach. Und eine eigenes Gutachten würde 3000 Euro kosten

Von Gudrun Passarge, Garching

Ein gewisses Misstrauen war spürbar, als die Garchinger Stadträte die Vertreter der Autobahndirektion Süd in die Mangel nahmen. Es geht um die Messungen auf der A 9 und den Nachweis, dass die Lärmminderung durch den neuen Belag mindestens fünf Dezibel ausmacht. Früher bekam die Stadt jährlich die Messergebnisse des Lärmpegels zugeschickt, doch seit der Erneuerung des Belags 2013 und 2014 ist das passé. "Mir fehlt der Anfangspunkt", bemängelte SPD-Fraktionschef Joachim Krause und forderte wenigstens eine Messung zur Kontrolle. Und Hans-Peter Adolf, sein Kollege von den Grünen, erinnerte an die Zusagen aus dem Planfeststellungsbeschluss.

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", umschrieb auch Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) die Haltung einiger Stadträte. Doch die Vertreter der Autobahndirektion Rupert Schmerbeck, zuständiger Sachgebietsleiter Straßenoberbau und Frank Frischeisen, als Sachgebietsleiter für die Planung, beharrten auf ihrem Standpunkt. Der alte Belag war 2005 auf der A 9 aufgebracht worden, es handelte sich damals um einen zweilagigen offenporigen Asphaltbelag, der eine Lärmminderung um mindestens fünf Dezibel erreichen sollte. Tatsächlich wurde diese Lärmminderung auch erreicht, wie die jährlichen Messungen belegten, aber "das war eine Ausnahme in Garching. Hier wurde gemessen, weil der Belag nicht genormt war", erklärte Frischeisen. Die neue, einlagige Oberfläche ist dagegen genormt, wie Schmerbeck klarstellte. Hier gelte die Aussage des Landesamts für Umweltschutz, dass erst nach acht Jahren gemessen werden müsse. "Wenn er vorher kaputtgehen sollte, würden wir natürlich vorher schon messen", sagte Frischeisen.

Grünen-Chef Adolf war mit dieser Aussage keineswegs zufrieden. Er zitierte aus dem Planfeststellungsbeschluss von 2004, wonach die Autobahndirektion sich verpflichtet habe, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um zu garantieren, dass der Belag dauerhaft eine Lärmreduzierung von fünf Dezibel erreiche. Dazu gehörten beispielsweise auch eine Reinigung genauso wie Prüfungen in geeigneten Abständen durch das Landesamt für Umweltschutz. "Wenn ich Sie richtig verstehe, dann verlassen Sie sich auf den Hersteller und sagen, das passt schon." Die Autobahn, die an Garching vorbeiführt, weise eine exorbitant hohe Nutzung auf, Adolf wollte deswegen wissen, ob das auch berücksichtigt worden sei. "Warum weigern Sie sich so zu messen?", fragte er.

Schmerbeck und Frischeisen versicherten, dass bei diesem Belag, zu dem schon viele Erfahrungswerte vorlägen, nie gemessen werde. Und eine Reinigung sei gar nicht möglich. "Der Belag ist technisch korrekt ausgeführt worden", sagte Schmerbeck, "die fünf Dezibel Lärmminderung werden auf jeden Fall erreicht, mit Sicherheit sogar deutlich übertroffen." Und Frischeisen bat um "ein bisschen mehr Vertrauen". Er fügte hinzu, wenn die Behörden Messungen machen würden, die nicht zielführend seien, "dann kommen alle und wollen Messungen. Das ist der Grund, warum wir uns wehren, hier zu messen." Selbst wenn das Landesamt der Autobahndirektion keine Rechnung für eine solche Messung stellen würde, "so wären es doch Steuergelder".

CSU-Fraktionssprecher Jürgen Ascherl regte an, dann könnte Garching doch selbst eine Firma beauftragen. "Wir haben nichts zu verstecken", antwortete Frischeisen, die Autobahndirektion werde sicherlich kooperieren, wenn Garching das in die eigene Hand nehmen wolle. Schmerbeck nannte Kosten von zirka 3000 Euro dafür. Bürgermeister Dietmar Gruchmann berichtete von den Echinger Nachbarn, die ein Gutachten dazu in Auftrag gegeben hätten: "Die Werte wurden darin bestätigt." So bleibt es wohl dabei, dass die erste Messung in fünf oder sechs Jahren vorgenommen wird, abhängig vom Straßenzustand.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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