Garching:Stadt schafft Platz für Kinder

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Im Neubaugebiet "Kommunikationszone" soll die vierte Grundschule entstehen

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Universitätsstadt wächst und wächst. Bis 2020 prognostiziert der Stadtentwicklungsplan 21 000 Einwohner für Garching und 200 Grundschulkinder mehr. Doch die bisherigen Schulen sind gut ausgelastet, erst zum jetzigen Schuljahr hat die Stadt die Sprengel geändert, um der Grundschule Ost Luft zu verschaffen. 200 Kinder mehr, das entspreche einer zweizügigen Grundschule, erklärte der neue stellvertretende Geschäftsleiter Helmuth Kammerer im Stadtrat. Diese Schule soll nach dem Willen der Stadträte in der sogenannten Kommunikationszone gebaut werden, dem geplanten Neubaugebiet zwischen der TU und der Stadt. Und zwar gleich mit drei Zügen, um Spielraum für die Zukunft zu haben.

Momentan besuchen 244 Kinder die dreizügige Grundschule West, 299 die dreizügige Grundschule Ost und 73 die einzügige Grundschule in Hochbrück. "Aktuell kommen wir mit den vorhandenen Räumlichkeiten hin", erläuterte Kammerer, verwies jedoch auf den prognostizierten Bedarf für das Schuljahr 2021. Da der Schwerpunkt des Bevölkerungswachstums im Norden liege, etwa in der Kommunikationszone, wo einmal 2800 Neubürger leben könnten, biete es sich an, dort auch eine Schule zu bauen. Eingeplant sind in dem Baugebiet bereits 16 400 Quadratmeter mit einer möglichen Geschossflächenzahl von 6000 Quadratmetern. Die Idee der Verwaltung ist nun, in der Kommunikationszone eine dreizügige Schule Nord zu bauen, eventuell mit Inklusionsklasse, und dann die Kinder der Grundschule Ost dorthin umzuquartieren. Danach könnte die Grundschule Ost generalsaniert oder sogar neu gebaut und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden. Sollten bereits Engpässe auftreten, bevor alle Schulbauprojekte beendet wären, sei beispielsweise eine Auslagerung der Klassen in andere Schulen, zum Beispiel auch ins Gymnasium denkbar, sagte Kammerer.

Weit gediehen sind auch schon die Überlegungen zum pädagogischen Konzept. Hier war Susanne Norkauer, die Leiterin der Grundschule West, beauftragt, ein Papier auszuarbeiten, das sie mit der Verwaltung abgesprochen hat. Besonders im Fokus stand die Art der Ganztagsbetreuung, die von 2018 an vorgeschrieben ist. Eltern bekommen von diesem Zeitpunkt eine "Ganztagsgarantie", die bis zum 14. Lebensjahr gilt. Cornelia Otto, im Rathaus zuständig für den Bereich Kinder, Jugend und Soziales, erläuterte, warum sich für die Grundschule Nord eine Kombination aus offener Ganztagsschule bis 16 Uhr an vier Tagen und Hort bis 18 Uhr jeden Tag und in den Ferien anbiete. Alternativ könnten Kinder auch die "intensive Hausaufgabenbetreuung durch die Junge Integration" besuchen, die Kinder mit Migrationshintergrund in Kleinstgruppen fördert.

Otto bezog sich unter anderem auf die Erfahrungen in der Grundschule West, die eine gebundene Ganztagsbetreuung anbietet. Dort beklagten Eltern besonders die mangelnde Buchungsflexibilität. Beim gebundenen Ganztag findet auch am Nachmittag Schulunterricht statt, der Freistaat bringt dazu zwölf Lehrerstunden ein. Eine Befreiung ist in der Regel nicht möglich. Das bringt Eltern und Kinder in Bredouille, wenn etwa Vereinsangebote vor oder um 16 Uhr beginnen.

Im Stadtrat entbrannte eine Debatte darüber, ob nun die gebundene oder die offene Ganztagsschule die bessere Form sei. Hans-Peter Adolf, Fraktionssprecher der Grünen, hielt es für "absolut zwingend" eine gebundene Ganztagsschule anzubieten, nur so könne Integration gelingen. Und auch Ulrike Haerendel (SPD) wollte wissen, ob das Modell der Grundschule West damit gescheitert sei. Otto verneinte. "Es läuft sehr erfolgreich", betonte sie, es gebe eben nur den Malus der Buchungsunflexibilität. Diskutiert wurde auch über die Kosten, wobei mancher den Verdacht hegte, der Freistaat fördere eher den offenen Ganztag, weil er für den gebundenen mehr Lehrer zur Verfügung stellen müsste. Für die Stadt seien die Kosten bei beiden Angeboten gleich, erläuterte Otto, sie nannte insgesamt 11 000 Euro für die Klassen eins bis vier. Für sie sei Pluralität das Stichwort, den Eltern diese Kombination an der neuen Grundschule anzubieten. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) erwiderte auf Adolfs Ausführungen noch, dass die Eltern frei entscheiden könnten, die gebundene Ganztagsschule sei nicht zwingend. Zudem müssten mindestens 13 Kinder dafür angemeldet werden, um eine Klasse bilden zu können.

Doch das seien alles "ungelegte Eier", sagte Josef Euringer, Fraktionssprecher der Bürger für Garching, und forderte die Abstimmung. Der Grundsatzbeschluss für den Bau der Schule wurde einstimmig gefasst. Wenn es auch noch einige Anregungen gab. So wünschte sich der Zweite Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching), dass die Grundschule Nord einen anderen Namen bekommt, statt einer Himmelsrichtung eher den einer Person. Und Albert Biersack forderte, die Architektur von vorneherein so zu gestalten, dass später Erweiterungen möglich seien. Dazu sollte insbesondere auch das Grundstück groß genug sein.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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