Garching:Sonderfall Garching

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Ein Gutachten könnte den Weg zum Ärztehaus aufzeigen

Neue Hoffnung beim Ärztehaus: Nach einem erneuten Vorstoß bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) könnten die Karten doch noch einmal neu gemischt werden. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) berichtete im Hauptausschuss, dass möglicherweise ein Gutachten die Dinge wenden könnte. Die Stadträte entschieden, dafür 20 000 Euro in den Haushalt einzustellen.

Es war Armin Scholz (Bürger für Garching), dessen Hartnäckigkeit die Dinge voranbrachte. Er wollte das Urteil der Kassenärztlichen Vereinigung nicht akzeptieren, dass Garching medizinisch gut versorgt sei und somit kein Bedarf für weitere Praxenzulassungen bestehe. Der Stadtrat und Mediziner, der 32 Jahre lang als Kinderarzt in Garching praktizierte, hatte den Bürgermeister überzeugt, die KVR erneut aufzusuchen. Dort trat er als Praktiker auf, der die Verantwortlichen zu überzeugen versuchte, "dass die ärztliche Versorgung in Garching nicht zeitgemäß ist". Scholz führt beispielsweise ein fehlendes Röntgengerät an. Man könne Patienten nur nach Schwabing ins Krankenhaus oder in die Tagesklinik Nord nach München schicken. Ein Unding, wenn Leute gar kein Auto haben. Oder wenn sie dann, was ja nicht unwahrscheinlich ist, im Stau rund um Garching stecken bleiben. Scholz sieht in Garching eine "Sondersituation, die eine Sonderregelung braucht". Der Bürgermeister hätte auch auf die vielen Menschen hingewiesen, die am Business Campus arbeiten oder am Forschungs-Campus. "Das sind bis zu 65 000 Menschen, die versorgt werden müssen."

Scholz ist nicht nur Praktiker, sondern auch Realist. Er sieht, dass es für Ärzte attraktiver ist, sich im Süden Münchens niederzulassen, weil dort mehr Privatpatienten lebten. Er selbst hätte seinen Praxissitz nach Harlaching verkaufen können, doch das wollte er nicht. Seine Praxis gibt es nach wie vor in Garching. Aber es fehlten HNO-Ärzte, Orthopäden, Kardiologen und einige andere Fachrichtungen. Doch die KVR betrachte den gesamten Landkreis und halte Fahrtwege von einigen Kilometern für zumutbar.

Ganz hoffnungslos ist der Fall dennoch nicht. "Sie geben uns recht, aber sie halten sich an die Vorschriften", sagt Scholz. Jetzt prüft die KVB, ob ein Gutachten den Sonderfall Garching belegen könnte und ob die übergeordneten Stellen das auch akzeptieren würden. Wenn ja, und wenn das Gutachten für Garching positiv wäre, könnte das Ärztehaus in der Telschowstraße wieder ein Thema werden. Doch schon zuvor ändert sich etwas an der ärztlichen Versorgung. Die Praxis von Andrea Meißner und Richard Widmer werde wohl im Mai in der Münchner Straße eröffnen, sagte Bürgermeister Gruchmann. In der Praxis Dr. Ludwig wird zudem ein zusätzlicher Arzt eingestellt. Insgesamt seien das zwei mehr als vorher, so Gruchmann.

© SZ vom 14.03.2016 / pa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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