Garching:Raum für Forschung und Fußball

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Auf dem Garchinger Campus steht fast immer irgendwo ein Baukran - das wird auch so bleiben. (Foto: Florian Peljak)

Durch Neubauten und eine Verdichtung soll der Campus in Garching in den nächsten 25 oder 30 Jahren massiv wachsen. Auch für den Wunsch der Studenten nach einem Sportplatz ist im Masterplan "Science City" Luft. Schwierig könnte aber die Bewältigung des Verkehrs werden

Von Gudrun Passarge, Garching

Auf dem Campus der Universitätsstadt Garching gibt es immer irgendeine Baustelle, ganz gleich, wann man vorbeischaut. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern - im Gegenteil. Der Masterplan "Science City" umschreibt das gesamte Areal zwischen Ludwig-Prandtl-Straße und Wiesäckerbach, westlich von der B 11 vorläufig noch begrenzt. "Wir sprechen von einer Verdoppelung der Baumasse", sagt Mark Michaeli, der nicht nur den Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land innehat, sondern der auch ein eigenes Planungsbüro in der Schweiz betreibt. Bei der Vorstellung des Masterplans auf dem Campus wurde deutlich, dass die Mitarbeiter und Studenten vor allem eine Sorge haben: den Verkehr.

Zusammen mit Ute Schneider vom Schweizer Architekturbüro KCAP Architects und Planners stellte Michaeli ihr Konzept im Exzellenzzentrum der TU vor. Die beiden Planer betonten, ihr Ziel sei gewesen, ein Grundgerüst für eine langfristige Entwicklung für die nächsten 25 oder 30 Jahre anzulegen, damit der Campus wachsen könne. So etwa rechnet Michaeli mit noch drei oder vier Fakultäten der TU, die sich noch in Garching ansiedeln könnten. Außerdem gebe es viele Drittnutzer, also Dienstleister, aber auch Forschungsinstitute, Labore und Spin-offs, die Platz auf dem Campus finden müssten.

Besonderes Augenmerk legten die Planer auf die Fläche südwestlich von der Maschinenbau-Fakultät. Die räumliche Anordnung der Gebäude beschrieb Schneider mit zwei L, die ineinandergreifen und so ein großzügiges Quadrat bilden. Dadurch könne jede Fakultät ihren eigenen Eingang haben, zugleich würden aber auch Synergien zwischen den Einrichtungen geschaffen. So sollen Innenhöfe als Nischen und Rückzugsräume dienen, Quartiersplätze als Treffpunkt. Insgesamt soll auf dem Campus verdichtet, zum Teil aber auch völlig neu gebaut werden. Beispielsweise steht auch eine zweite Mensa im neuen Teil zur Debatte.

Bei der Planung haben die Fachleute sowohl die Grünverbindungen zum Wiesäckerbach und zur Isar im Blick, wie auch neue Wegeverbindungen. Beim Verkehr setzen sie stark auf öffentliche Anbindungen, etwa die U-Bahn, ein verbessertes Bussystem, selbst eine Seilbahn wurde in dem Plan vorgeschlagen. Außerdem werde über ein TUM-Elektrovelo diskutiert, sagte Schneider. Fahrradwege und Fußwege sollten ausgebaut werden, "sehr feinmaschig", wie Schneider betonte.

Die Zuhörer hatten an den Rahmenplänen nichts auszusetzen, fragen sich aber, wie denn künftig bei so vielen Mitarbeitern und Studenten die Verkehrsströme bewältigt werden sollen. Schon jetzt arbeiten und lernen etwa 25 000 Menschen am Campus und die U-Bahn sei zu Stoßzeiten überfüllt. So sagte etwa ein Mitarbeiter des Forschungsreaktors FRM II: "Wir machen uns Sorgen um die Verkehrsanbindung." Zumal dann, wenn Galileo, die neue Mitte im Campus mit seinem Hörsaal für mehr als 1500 Leute, fertiggestellt sei. Er wollte wissen, ob nicht zusätzlich ein Außenring geplant werden könne. Schneider erklärte, sie hätten konkrete Vorgaben bei der Planung gehabt, die sich aber ändern könnten, "wenn der Druck groß genug ist, dann können wir noch mal diskutieren". Michaeli allerdings sah als Hindernis für einen Außenring die wertvollen Landschaftsschutzgebiete im Norden, "da ist es nicht möglich, durchzufahren".

Die Planer berichteten von zehn bis elf Parkhäusern, die künftig den Autofahrern einen Stellplatz sichern sollen. Insgesamt seien 5200 Parkplätze in Parkhäusern vorgesehen, 1100 im Außenbereich. Zwei kleinere Parkhäuser nördlich der Fakultät für Chemie seien schon in Vorbereitung, Ende 2018 könnte der Bau beginnen. Konkreter sind auch die Pläne für die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik. Mitte Mai 2016 könnte ein Preisgericht den Gewinner des Architektenwettbewerbs küren. "14 Tage später beginnt die Planung", sagte Michaeli. Die Fertigstellung sei nicht vor 2020 zu erwarten.

Bliebe nur noch die Frage eines Studentenvertreters zu klären: "Man hat uns schon seit Jahren einen Fußballplatz versprochen. Kommt der?" Es seien auch Sportflächen im Rahmenplan vorgesehen, antwortete Schneider. Sie verglich den Rahmenplan mit einer Operation am offenen Herzen. "Das Gerüst ist so, dass viel machbar ist." Fußballspielen wäre zum Beispiel vor dem geplanten Neubau der Elektrotechnikfakultät möglich. Der Student nickt, die Antwort gefällt ihm offenbar. Noch besser fänden die Zuhörer allerdings, wenn Informationen zu all den geplanten Neuerungen auf einer Homepage nachzulesen wären. Dazu sagte Andreas Battenberg, Pressesprecher der TU in Garching, er hoffe, auf der Seite forschung-garching.de künftig auch über Bauprojekte aktuell berichten zu können.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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