Garching:Private Unterkunft unerwünscht

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Noch leben die Flüchtlinge in provisorischen Containern am Echinger Weg. Sie sollen durch ein größeres Haus ersetzt werden. (Foto: Sonja Marzoner)

Der Landkreis baut die provisorische Wohnanlage für Flüchtlinge in Garching aus. Deshalb ist die Stadt gegen die Unterbringung weiterer Asylbewerber in einem Büro- und Ladengebäude. Verhindern kann sie diese jedoch nicht

Von Gudrun Passarge, Garching

81 Flüchtlinge wohnen derzeit in provisorischen Containern am Echinger Weg, 144 könnten einmal auf diesem Grundstück untergebracht werden. Der Bauausschuss hat gerade einstimmig die Wohnanlage aus hochwertigeren Containern genehmigt, die der Landkreis dort errichten will. Doch möglicherweise kommen noch mehr Flüchtlinge nach Garching. Zähneknirschend haben die Stadträte eine zusätzliche, private Flüchtlingsunterkunft genehmigt, mit einer Einschränkung versehen: "Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss weist den Antragsteller darauf hin, dass in der Stadt Garching die Unterbringung von Flüchtlingen an anderer Stelle bereits genehmigt wurde und dort für den Fall einer Bedarfssteigerung auch ein entsprechendes Flächenerweiterungspotenzial gesichert ist. Das Gremium sieht somit keinen Bedarf für die Errichtung einer zusätzlichen Unterkunft für Flüchtlingsfamilien in Garching."

In dem Antrag auf Vorbescheid geht es um ein Büro- und Ladengebäude in der Maier-Leibnitz-Straße 2 und 4. Dort soll nach dem Willen des Antragstellers eine Gemeinschaftsunterkunft mit 56 Betten in Sechs-, Vier- und Zwei-Bett-Zimmern und diversen Gemeinschaftsräumen geschaffen werden. Der Bauausschuss hatte den Antrag bereits im Oktober 2014 mehrheitlich abgelehnt, doch das Landratsamt machte die Stadt darauf aufmerksam, dass die Unterkunft in einem allgemeinen Wohngebiet genehmigungsfähig sei. CSU-Fraktionssprecher Jürgen Ascherl hatte seine Probleme mit dem Antrag. "Wir sagen, dass wir grundsätzlich keine zweite Unterkunft für Flüchtlinge haben wollen, stimmen aber zu. Das ist in etwa so wie: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Wenn Flüchtlinge dort reinkommen, dann können wir das auch nicht verhindern." "Aber es geht um die eindeutige Aussage, dass die Stadt das nicht wünscht, sonst sagt der Bürger wieder, wir hätten das genehmigt", erklärte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Er setze auf das Wort des Landrats, dass Flüchtlingsunterkünfte nur im Einvernehmen mit den Kommunen angemietet würden. Allerdings sah Ingrid Wundrak (Grüne) das Problem, keinen Einfluss auf die Verteilung der Flüchtlinge zu haben. Die Zuweisung übernehme die Regierung von Oberbayern. "Wenn sie Platz brauchen, dann kann uns das blühen." Sie verstehe die Logik nicht, warum die Stadt zustimmen müsse. Ascherl versicherte sich: "Wenn wir nicht zustimmen, würden wir eine Rüge vom Landratsamt kriegen, richtig?" Allein die Grünen wollten sich davon nicht beeindrucken lassen. "Es geht um die Tatsache, dass hier eine Unterkunft gemacht werden soll, für die kein Bedarf besteht", sagte Fraktionssprecher Hans-Peter Adolf. Die beiden Grünen stimmten als einzige gegen die Gemeinschaftsunterkunft in der Maier-Leibnitz-Straße.

Ähnlich war die Diskussion auch schon beim Vorhaben der Familie Ostler gelaufen, die am Professor-Angermair-Ring eine Unterkunft für 200 Flüchtlinge errichten will. Nach der Zustimmung durch den Garchinger Bauausschuss hat das Landratsamt jedoch die Voranfrage noch nicht abschließend bearbeitet. Dafür kann der Landkreis jetzt seine eigene Planung vorantreiben. Das geplante Haus am Echinger Weg soll etwa 100 Asylbewerbern und 44 anerkannten Flüchtlingen Platz bieten. Es hat drei Etagen, ist zwölf Meter breit und 54 Meter lang. Vorgesehen sind 16 Familienzimmer, zwei behindertengerechte Zimmer, 30 Einzel- und acht Doppelzimmer, drei Gemeinschaftsküchen, Büro- und Verwaltungsräume, Wasch- und Gemeinschaftsräume. Auch ein Spielplatz ist auf etwa 200 Quadratmetern geplant. Derzeit leben 13 Kinder in den Containern.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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