Garching:Mehr Platz auf dem Business Campus

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Schwammstadt: Ein 3500 Quadratmeter großer See sammelt auf dem Business Campus in Garching-Hochbrück das Regenwasser. (Foto: Florian Peljak)

Der Stadtrat bereitet den Weg für weitere Bauprojekte in dem Areal

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Business Campus in Garching wächst stetig, nun bekommt er sogar noch mehr Baurecht, als ursprünglich geplant. Der Stadtrat beschloss am Dienstagabend gegen die Stimmen der beiden Grünen Walter Kratzl und Ingrid Wundrak die Neufassung des Bebauungsplans. Bauausschuss und Stadtrat hatten zuvor ausführlich darüber beraten - auch weil die Baupläne des Campus mit den Plänen zur Weiterführung der Westumgehung kollidierten. Ein in diesem Zusammenhang von Harald Kurzak vorgelegtes Gutachten rät der Stadt allerdings von einem lange diskutierten Brückenbauwerk über die B 471 ab, weil es lediglich überörtlichen Verkehr anziehen würde. Wenn jedoch die Brücke entfällt, ist der Weg für die größere Bebauung am Campus frei.

Der Business Campus wollte durch die Bebauungsplanänderung gleich mehrere Dinge erreichen, wie Geschäftsführer Michael Blaschek erläutert. Zum einen geht es darum, den 60 Meter hohen Turm mit 15 bis 16 Stockwerken im östlichen Teil des Campus zu errichten, anders als ursprünglich geplant - denn vorgesehen war zunächst der Platz am See, wo jetzt das Restaurant Freiraum steht. Außerdem will der Campus-Manager gerne den Parkring hinter dem Restaurant auf einer Länge von 190 Metern um sieben Meter nach außen verschieben. Damit wird der Bauraum im Südwesten ausgeweitet. Dort sollen noch ein Hotel und ein Parkhaus entstehen. Der Campus gewinnt durch die Überarbeitung des Bebauungsplans 36 000 Quadratmeter mehr an Gesamtgeschossfläche, insgesamt sind es dann 265 000 Quadratmeter.

Die Stadträte hatten bereits im vergangenen Jahr über die Bebauungsplanänderung diskutiert, jedoch wollten sie vor einer Entscheidung noch spezielle Gutachten einholen. Vor allem ging es um die Frage, wie mit einer möglichen Verlängerung der Westumgehung in Richtung München durch eine Brücke über die B 471 umgegangen werden sollte. Wollte sich die Stadt diese Option offenhalten, würden sie mit den Bauplänen des Campus an der Zeppelinstraße kollidieren. Professor Kurzak kommt jedoch in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass "das Brückenbauwerk über die B 471 wie ursprünglich geplant die schlechteste aller Varianten ist", wie Bauamtsleiter Klaus Zettl den Ausschuss informierte.

Der Verkehrsexperte hatte in seiner Untersuchung unterschiedliche Szenarien berücksichtigt. Zum einen schloss er die geplante Umfahrung von Dietersheim mit ein, zum anderen untersuchte er außer den Auswirkungen, die sich aus der Bebauung am Business Campus ergeben würden auch jene, die das geplante Wohnbaugebiet in Hochbrück am Kanal nach sich ziehen würden. Zusätzlich hatte er noch den Auftrag, verschiedene Nutzungen der Grundstücke der Landeshauptstadt an der U-Bahn Hochbrück zu berücksichtigen. Dazu ging er von einem Freizeitpark oder von Gewerbe- und Wohnnutzung aus. Sein Ergebnis: Die Bebauung am Business Campus und in Hochbrück sei kein Problem. Der Knotenpunkt an der Kreuzung Zeppelin- und Daimlerstraße mit der B 471 sei in seiner jetzigen Form sehr leistungsstark und könnte diesen Verkehr mit aufnehmen, wie Zettl ausführte. Durch Rechtsabbiegerspuren könnte die Kreuzung noch optimiert werden. Allerdings würde der Kreisverkehr am Ende der Westumgehung auf Höhe Dieselstraße morgens zu einem Engpass. "Da ist eine Lichtzeichenanlage nötig", sagte Zettl. Außerdem stellt der Gutachter fest, eine Gewerbeansiedlung auf den Münchner Flächen würde den Berufsverkehr so erhöhen, dass die Kreuzung an der B 471 nicht mehr in dieser Form ausreichen würde. Besser eigneten sich hier Nutzungen der Freizeitgestaltung, bei der der Verkehr außerhalb der Stoßzeiten anfällt.

Es gibt noch zwei weitere Gründe, den Bebauungsplan von 2005 neu zu fassen. Zettl führte rechtliche Bedenken an, denn seit 2008 seien flächenbezogene Festsetzungen der Geschossfläche in Bebauungsplänen nicht mehr statthaft. Außerdem läuft derzeit noch eine Normenkontrollklage, die ein Eigentümer am Gewerbegebiet angestrengt hat, um die Anzahl der Stellplätze überprüfen zu lassen. Er fordert eine Verringerung, wie das auch andernorts erfolgt sei. Die Stadt hatte dort weniger Stellplätze verlangt, wenn die Mitarbeiter hauptsächlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Wenn die Stadt also den Bebauungsplan neu fasst, kann sie außer der Baurecht- und Flächenerweiterung auch gleich Rechtssicherheit schaffen und die Stellplatzfrage im Sinne der Gleichbehandlung klären.

In Kürze beginnt am Campus der Bau eines weiteren Bürogebäudes mit 30 000 Quadratmetern, wie Michael Blaschek ankündigt. Im nächsten Jahr sollen dann das Hotel und das Parkhaus folgen und danach käme der Turm an die Reihe. "Es wäre der krönende Abschluss für das Projekt Business Campus und ein städtebaulicher Akzent", sagt der Campus-Manager.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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