Garching:Max Mannheimer als Pate

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Mittelschule soll Namen des Holocaust-Überlebenden tragen

Von Gudrun Passarge, Garching

In Garching könnte bald die erste Max-Mannheimer-Schule in Deutschland stehen, wie Ulrike Haerendel (SPD) sagt. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend nach einer kontroversen Debatte gegen vier Stimmen einem entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt. Zuvor hatten sich Lehrer, Schüler und Eltern der Mittelschule mit einer Namensänderung einverstanden erklärt. Haerendel lobte Mannheimer als Persönlichkeit, die viel geleistet habe in den Schulen. Der ehemalige KZ-Häftling und Holocaust-Überlebende habe es verstanden, "die Aussage ,Nie wieder' den Kindern so zu vermitteln, dass sie es auch verstehen".

Mannheimer, der zuletzt in Haar lebte, war noch kurz vor seinem Tod 2016 im Garchinger Gymnasium, berichtete Haerendel. Dort hätten die Schüler mucksmäuschenstill seinen Ausführungen gelauscht. "Er war jemand, der das Verzeihen gelebt hat", würdigte auch Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) den Verstorbenen. Das wollte auch Manfred Kick (CSU) nicht in Abrede stellen, er habe "große Hochachtung" vor dem Verstorbenen. Dennoch fand er, Garching könne bei der Suche nach einem Schulnamen eine andere Wahl treffen. Er machte den Vorschlag, eher Physiker oder Forscher aus dem universitären Umfeld als Namensgeber zu wählen, "weil das gut zu Garching passen würde". Allerdings hielten ihm andere Stadträte entgegen, dass ja schon das Werner-Heisenberg-Gymnasium einen Physiker ehre, "es steht uns gut zu Gesicht, wenn wir eine Schule nach einer moralischen Instanz benennen", sagte Gerlinde Schmolke (SPD). Grünen-Sprecher Hans Peter Adolf stimmte zu: "Es ist ein Unterschied, ob wir einen Physiker als Leitbild für die Kinder haben oder eine moralische Autorität."

Aus anderen Gründen lehnten Josef Euringer und Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft, beide Bürger für Garching, die Namenswahl ab. Kraft hatte selbst einen Antrag gestellt, für die geplante Grundschule Nord einen geeigneten Namen zu finden und die anderen Grundschulen demgemäß ebenfalls umzubenennen. Seine Idee war, die Identität der Schulen zu stärken, indem sie nach Straßen, Ortsteilen oder Persönlichkeiten benannt würden.

Das allerdings hatten die Grundschulen West, Ost und Hochbrück einhellig abgelehnt. Sie wollten keinen neuen Namen, da die alten gut eingeführt seien. Die Schulgemeinschaft identifiziere sich schon seit Generationen mit diesem Namen, schrieb etwa die Grundschule Ost. Euringer argumentierte, er habe nichts gegen eine Ehrung von Max Mannheimer, aber jetzt würde die Mittelschule aus dem Komplex in West herausgerissen, obwohl sie im selben Gebäude wie die Grundschule sei, was auch Kraft missfiel. Das letzte Wort hat nun die Regierung von Oberbayern, sie entscheidet, ob es bald die Max-Mannheimer-Mittelschule in Garching gibt. Der Bürgermeister deutete an, dass die Schule den Namen auch als Verpflichtung sehe, noch mehr Integration zu leben, nicht nur in der Schule, sondern auch in der Stadt.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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