Garching:Kunst nach Vorschrift

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Ehrenamtliche Kulturschaffende in Garching müssen Projekte vorfinanzieren. Zuschüsse aus dem städtischen Fördertopf werden nur ausbezahlt, wenn Belege eingereicht sind. Suche nach Lösungen

Von Gudrun Passarge, Garching

Mit nur einer Gegenstimme (Salvatore Disanto, CSU) hat der Hauptausschuss des Garchinger Stadtrats noch zwei zusätzliche Kulturprojekte in diesem Jahr mit Mitteln aus dem Kulturfördertopf bedacht. So bekommt der Chor St. Severin 1200 Euro für das große Jahreskonzert und die Kunstaktion im Bürgerpark, geplant vom Kunst-Kompass München Nord, wird mit 4000 Euro unterstützt. Verschiedene Ansichten wurden allerdings zur Frage geäußert, wie die Zuwendung erfolgen soll. Der Sprecher der Arbeitsgruppe Kultur, Herbert Becke, konnte sich nicht mit seiner Forderung durchsetzen, die Beträge komplett zu überweisen.

Insgesamt 25 000 Euro hatte Garching in diesem Jahr für seine ehrenamtlichen Kreativen und Kulturschaffenden eingeplant. Doch es brauchte zwei Runden, um den ganzen Betrag zu verteilen. Die Arbeitsgruppe Kultur, die sich aus Vertretern der Stadt und Kulturschaffenden zusammensetzt, prüft jeden Antrag sehr streng, ob er auch den Kriterien entspricht. Auch diesmal gab es Absagen. Der Verein "Lebendige Ortsmitte Garching", der jeweils 500 beziehungsweise 200 Euro für den Sommerabend in Weiß und für das Open-Air-Kino während der Bürgerfestwoche beantragt hatte, ging leer aus. Abgelehnt wurde auch der Antrag für das Projekt Wellenreiter des Vereins Blue Art, der gerne zwei Beamer mit dem Zuschuss finanziert hätte. Da jedoch im Kulturtopf noch ein Rest von circa 11 500 Euro verbleibt, plädierte Becke dafür, diesen zur Anschaffung eines Beamers zu nutzen, der bei Bedarf allen Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt werden könne. Der Hauptausschuss war einverstanden.

Anders sah es jedoch bei den Zahlungsmodalitäten der Zuschüsse aus. Becke hatte zuvor ein flammendes Plädoyer für die ehrenamtlichen Kulturschaffenden in der Stadt gehalten. Der Grund: Der Kämmerer habe argumentiert, er könne das Geld jeweils nur nach Vorlage der einzelnen Belege auszahlen. Das sei ein großes Problem für die Vereine, die so in Vorleistung gehen müssten. "Das ist völlig praxisfern", sagte Becke nach der Sitzung und schob seine Befürchtung nach: "Wenn diese Regel nicht geändert wird, werden einige Projekte nicht stattfinden können." Erschwerend sei auch die Tatsache, dass bewilligte Mittel, werden sie nicht im Haushaltsjahr ausgeschöpft, verfallen. Der Fotograf hatte sich umgehört und in München und beim Bezirk Oberbayern nachgefragt. Beide würden ihren Künstlern und Vereinen das Geld im Vorhinein komplett zukommen lassen, berichtete er im Ausschuss. Die Verwendungsnachweise würden nachgeliefert, so wie es auch Garching in der ersten Verteilungsrunde gehandhabt hat. Becke forderte, diese Regelung so beizubehalten, was nur die beiden Grünen unterstützten.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), der auch in der Arbeitsgruppe Kultur sitzt, sprach sich stattdessen für Einzelfallentscheidungen aus. Er wies auf die Gefahr hin, dass sich ein Verein auflöst, "dann ist das Geld weg" - immerhin handele es sich um Steuergeld. Das sahen auch die CSU, die SPD und die Bürger für Garching so. Joachim Krause (SPD) meinte, vielleicht könne man ja auch einen Vorschuss gewähren, was auch Gruchmann in Aussicht stellte bei Vereinen, mit denen "ein Vertrauensverhältnis besteht".

Florian Baierl, Sprecher der Unabhängigen Garchinger, forderte statt Einzelfallentscheidungen klare Regeln in der Satzung. Der Bürgermeister sagte in Richtung Becke, "der Stadtrat hat sich schon bewegt, jetzt überspannen wir mal den Bogen nicht". Er versprach, dass die Verwaltung sich kundig mache, wie es anderswo gehandhabt wird, "und dann finden wir eine Lösung".

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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