Garching:Kulturgenuss mit Nebenwirkungen

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Zelt statt Bürgerhaus: Noch bis Anfang Mai finden die Garchinger Kulturveranstaltungen in dem Provisorium statt. (Foto: Florian Peljak)

Anwohner ärgern sich über Lärm und Parkchaos rund um das Theaterzelt, das während der Sanierung des Bürgerhauses als Ersatzspielstätte dient. Der scheidende Kulturreferent Wolfgang Windisch weist die Kritik zurück

Von Mariella Kockler und Gudrun Passarge, Garching

Laute Bässe bis nach Mitternacht und platt gefahrene Wiesen am Hüterweg: Das Theaterzelt am Bürgerpark, das seit Februar als Ersatzspielstätte für das Garchinger Bürgerhaus dient, ruft bei manchem Anwohner derzeit mehr Verdruss als kulturellen Hochgenuss hervor. Wegen unvorhersehbarer Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten musste die Wiedereröffnung des Bürgerhauses auf Mai verschoben werden. Um den Kulturbetrieb in Garching trotzdem weiter am Laufen zu halten, baute die Stadt das beheizte Theaterzelt auf. Dieses sei sowohl schallisoliert als auch lichtundurchlässig und garantiere somit eine "angenehme Atmosphäre", wirbt die Stadt Garching auf ihrer Homepage.

Zumindest von der Schallisolation sind einige Anwohner der nahegelegenen Häuser nicht überzeugt: Das Theaterzelt sei mehr zu einem Partyzelt geworden, beklagt Anwohner Oleg Mukhanov. Die Musik, insbesondere die wummernden Bässe, seien oftmals bis spät in die Nacht in der angrenzenden Wohnsiedlung zu hören und raubten ihm den Schlaf: "Beispielsweise am Weiberfasching bin ich noch um ein Uhr nachts davon wach geworden, der Fasching der Feuerwehr ging bis früh um vier", sagt Mukhanov. Er ärgert sich über die Stadtverwaltung, die "ohne Rücksichtnahme auf die Anwohner" auch werktags Veranstaltungen bis weit nach Mitternacht genehmige und somit eine erhöhte Lärmbelästigung in Kauf nehme.

Ein Vorwurf, der den scheidenden Kulturreferenten der Stadt Garching, Wolfgang Windisch, aus allen Wolken fallen lässt, wie er sagt. Im Sommer seien auf dem Festplatz schon lautere Bands aufgetreten, noch dazu in einem Zelt mit deutlich dünnerer Außenwand. "Da hat es bisher noch keinerlei Beschwerden gegeben", sagt Windisch.

Doch nicht nur die Lautstärke, auch das Parkraumkonzept rund um das Theaterzelt lässt laut Anwohner Mukhanov zu wünschen übrig: Die Besucher hätten aufgrund der wenigen Parkplätze meist keine andere Möglichkeit, als am Rand des Hüterwegs halb in der Wiese zu parken. Diese sei deshalb mittlerweile total platt gefahren.

Vergangenen Freitag gab es aufgrund einer Veranstaltung mit mehreren hundert Besuchern eine Vielzahl an Falschparkern und Verstöße gegen das dort bestehende Durchgangsverbot, wie die Polizeiinspektion Oberschleißheim bestätigt. Das sei jedoch an Veranstaltungsörtlichkeiten generell nicht ungewöhnlich, betont die Polizei. Die Verkehrssituation sei im Vorhinein außerdem sehr wohl gut durchdacht worden, sagt Windisch: Für das Theaterzelt gebe es insgesamt 130 Parkplätze. Zudem werde ein Shuttleservice zwischen Stadtmitte und Zelt angeboten und umfangreich auf die bequeme Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln hingewiesen. Bei der Veranstaltung am vergangenen Freitag habe es sich um eine Lehrlingsverabschiedung mit Gästen aus ganz Bayern gehandelt. "Eine vergleichbare Veranstaltung ist, solange das Zelt noch steht, nicht absehbar und bei unseren eigenen Veranstaltungen hat es mit dem Shuttle bisher auch prima geklappt", betont Windisch.

Trotzdem hat die Stadt daraus gelernt: In Zukunft werden Ordner den anfahrenden Verkehr lenken; sobald der Parkbereich voll ist, werde keiner mehr in den östlichen Hüterweg einfahren können, kündigt Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD)

an. Dem Garchinger Stadtrat ist die chaotische Park- und Verkehrssituation rund um den Bürgerpark nicht neu; ein Antrag der CSU für ein neues Verkehrskonzept am Hüterweg liegt bereits vor. CSU-Fraktionssprecher Jürgen Ascherl schildert die derzeitige Situation als "äußerst gefährlich" und spricht von "mehr als chaotischen" Zuständen. Östlich des Brunnenwegs werde der Weg von Autos, Radfahrern und Fußgängern gemeinsam genutzt. "Es wurde uns mehrfach von durchaus grenzwertigen Situationen zwischen Fußgängern und Fahrzeugführern berichtet", schreibt er in seinem Antrag. Durch Bürgerpark und Theaterzelt sei die Situation außerdem noch verschärft worden.

Die CSU schlägt deswegen vor, den östlichen Bereich des Hüterwegs so einzustufen, dass alle Verkehrsteilnehmer ihn gefahrlos nutzen können. Das gelte auch für Landwirte. "Zudem sollte überprüft werden, wie die Parksituation geregelt werden kann." Gruchmann sagte im Stadtrat dazu, der Termin für eine Besprechung, wie die Probleme zu lösen sind, stehe schon fest. Dabei soll nach eindeutigen Regelungen gesucht werden.

Dass die Besucher des Theaterzelts davon noch profitieren, ist unwahrscheinlich. Anfang Mai zieht das Garchinger Kulturprogramm bereits wieder zurück ins Bürgerhaus.

© SZ vom 27.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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