Garching:Fahrt ohne Grenzen

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Sonja Rube, SWM-Projektleiterin für City2Share, kündigt den Test der Idee im Frühjahr 2018 an. (Foto: Privat)

Autonomes Carsharing der Zukunft: Das Mobil kommt zu den Kunden und parkt eigenständig an der Stromtankstelle

Von Nadja Tausche, Garching

Wie man das Konzept autonome Fahrzeuge mit Elektroautos und Carsharing verbindet, das lotet das Projekt City2Share momentan in München aus. Statt ein eigenes Auto zu besitzen, sollen Interessierte für eine bestimmte Strecke ein Auto buchen können. Sie benutzen das Auto für eine Fahrt und stellen es wieder ab, ganz wie bei einem normalen Carsharing-Dienst. Das Auto soll allerdings selbständig und ohne Fahrer zum Kunden fahren, danach allein parken und sich auch ohne Zutun von Menschen an dafür vorgesehenen Stationen wieder aufladen können. Wie das funktionieren soll, hat Florian Dandl von der Universität der Bundeswehr München jetzt in Garching erklärt.

"Das Ziel ist, private Fahrzeuge zu ersetzen", sagte Dandl. Autonomes E-Car-Sharing sei neben dem öffentlichem Nahverkehr und dem Fahrrad eine Möglichkeit, umweltschonend voranzukommen und gleichzeitig den Verkehr zu entlasten. An dem Projekt sind verschiedene Partner beteiligt, darunter die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), der Paket-Dienstleister UPS und der Autohersteller BMW.

Das Projekt wird durch das Programm "Erneuerbar Mobil - Förderung von Forschungsvorhaben zum Thema Elektromobilität" vom Bundesumweltministerium gefördert. Um die Idee zu testen, ist geplant, in München im Frühling 2018 vier sogenannte Mobilitätsstationen aufzustellen, wie Sonja Rube, Projektleiterin bei den Stadtwerken München (SWM), sagt. An den Stationen gebe es unter anderem Carsharing-Parkplätze und Ladestationen für Elektroautos. Von 2019 an seien dann Versuche mit autonomen Autos geplant, sagt Rube. Dazu sollen Sondergenehmigungen eingeholt werden. Laufen die Versuche gut, soll auch der Münchner Landkreis mit den Stationen versorgt werden: "Unser Ziel ist, dieses Mobilitätsangebot auch ins Umland zu bringen", so Rube.

Sollten die elektrischen Carsharing-Autos tatsächlich irgendwann autonom fahren, könnte man dadurch einige Fahrzeuge einsparen. Wie viele genau, dazu hat Dandl eine Studie durchgeführt: 500 Buchungen der Plattform Drive-Now könnten durch etwa 150 bis 250 autonome E-Carsharing-Fahrzeuge ersetzt werden. Das gilt für das Untersuchungsgebiet von Drive-Now, also die Stadt München mit Teilen Garchings und Unterföhrings. Zwar sind bei autonom fahrenden Autos von Carsharing-Diensten genauso viele Autos auf den Straßen unterwegs wie bei herkömmlichen. Allerdings fielen die Fahrzeuge weg, die ungenutzt auf Parkplätzen stehen, weil die Autos ständig von einem Kunden zum nächsten fahren würden, erklärt Dandl.

Bis die Carsharing-Autos allerdings wirklich ohne Fahrer fahren, kann es noch dauern. Es gibt fünf Stufen der Automatisierung, wie Dandl sagt: Bei Stufe 5 ist das Auto voll automatisiert und kann komplett ohne Kontrolle durch einen Menschen fahren. "Wir werden in näherer Zukunft nicht über Stufe 2 hinausgehen", sagt Dandl. Diese entspricht zum Beispiel einem Einparkassistenten, wie es ihn heute schon gibt. Sowohl technisch als auch juristisch sei da noch einiges zu tun, denn nach dem aktuellen Gesetzesentwurf der Bundesregierung bleibt der Mensch verantwortlich, auch wenn das Auto allein fährt. Bei autonomen Autos müsste sich diese Regelung ändern.

Für Dandl ist klar, dass City2Share dabei helfen kann, die Entwicklung autonomer Fahrzeuge voranzutreiben. Wenn autonome Autos auf den Markt kommen, seien sie teuer. "Mit dem Projekt kann man kostengünstig die Technik testen", sagt er. Denn so würden die Anschaffungskosten von autonomen Fahrzeugen auf mehrere Personen verteilt. Das Projekt soll den Nahverkehr und das Rad aber nicht ersetzen, sondern ergänzen. So könne man verschiedene umweltfreundliche Angebote kombinieren, sagt Dandl: Also zum Beispiel mit dem autonomen Carsharing-Auto zur U-Bahn zu fahren.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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