Garching:Ein "Rocker" geht in den Ruhestand

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Abschied von einem VHS-Mitarbeiter der ersten Stunde: Bernhard Kopp (Mitte) wurde von den Kollegen mit großem Fest in den Ruhestand geschickt. (Foto: VHS/Baumgart)

Nach 37 Jahren verlässt Bernhard Kopp die VHS Nord. Er hat viele Trends mitgemacht und eigene gesetzt

Von Gudrun Passarge, Garching

Unter der Überschrift "Bernhard Kopp rockte die VHS-Nord" hat die Volkshochschule sich von einem langjährigen Mitarbeiter verabschiedet. Was damit gemeint war, wird deutlich, wenn sich Kopp an seine Anfänge in Garching 1979 erinnert. Über einen Freund aus WG-Tagen in München kannte er einen Künstler, der gerne im gerade eröffneten Bürgerhaus Garching ausstellen wollte. Kopp hatte einige der Bilder vorher gesehen, von denen der Künstler selbst später sagte, die könne auch die Schwester des Papstes in ihr Wohnzimmer hängen. Aber eben nicht alle. Und so kam es zum Eklat, just als Kopp im Urlaub in Paris war. Der Künstler hatte bewusst auch einige anstößige Bilder ausgestellt. Und als Kopp zurückkehrte, haute ihm der damalige VHS-Chef Herbert Becke die Schlagzeilen der Boulevards "um die Ohren": "Bürgermeister lässt Porno-Bilder abhängen."

Kopp erzählt das mit einem Schmunzeln. Damals sei er natürlich peinlich berührt gewesen. "Ich war ja noch blutjung, gerade mal 26 Jahre alt." Selbstverständlich habe er sich auch entschuldigt. "Aber letztendlich war es nicht dramatisch. Es hat der Stadt Garching und dem Kulturleben nicht geschadet." Immerhin habe ja das Bürgerhaus auch erst bekannt werden müssen. Und der Künstler hatte sowieso seine Publicity erreicht. So also war Kopps Einstand bei der VHS Nord. Er hatte sie während seines Studiums für Jugend- und Erwachsenenbildung kennengelernt, als er ein Praxissemester in Garching absolvierte. Dann wurde eigens für den Sozialpädagogen 1979 eine neue Stelle geschaffen, "damals war ich Mädchen für alles", sagt er. Kopp erinnert sich vor allen Dingen noch an die vielen Unterkünfte, in denen die Volkshochschule untergebracht war. Das fing beim Großraumbüro in der St.-Severin-Schule an, später dann bekam die VHS Räume im neuen Bürgerhaus, noch später im alten Rathaus in Garching. Außerdem wurden die Zweigstellen in Unterschleißheim, Ismaning und Unterföhring aufgebaut. Eng verbunden mit diesen Ortswechseln und Räumlichkeiten wuchs auch das Angebot der VHS. Am Anfang gab es die klassischen Angebote wie Maschinenschreiben, Weben, Keramikkurse. Je mehr Räume hinzukamen, je besser die technische Ausstattung wurde, desto anspruchsvoller wurde auch das Programm.

Einer der Höhepunkte aus der Anfangszeit war auch ein Konzert im Bürgerhaus. Kopp hatte die Spider Murphy Gang in München bei einem Auftritt in der Drehleier angesprochen und sie nach Garching geholt. Das war zu Skandal-im-Sperrbezirk-Zeiten. 600 Besucher sollten offiziell ins Bürgerhaus gelassen werden. Aber die Nachfrage war riesig, eine große Menschenmenge stand vor der Tür und wollte den Auftritt miterleben. Hinzu kam, dass es Anfang der Achtzigerjahre noch leicht zu fälschende Eintrittskarten gab, wie Kopp sagt, und mancher sich auf diese Weise den Eintritt erschlich. "Am Schluss habe ich einfach die Türen aufmachen lassen", erzählt er. Etwa 1000 Menschen rockten mit. "Alles ist bestens gelaufen."

Kopp hat 37 Jahre bei der VHS-Nord gearbeitet, so war er lange stellvertretender Leiter der Institution. Zuletzt hat der 63-Jährige in Ismaning sein Büro gehabt und den Fachbereich Kultur-Gestalten-Tanz geleitet. Während dieser langen Zeit hat er die unterschiedlichsten Trends mitbekommen. Etwa die Bauchtanzwelle. Bis zu 25 Kurse mit orientalischem Tanz wurden zu Hochzeiten angeboten, "Unterschleißheim war das Zentrum, da wurden auch ganz tolle Feste im Bürgerhaus gefeiert. Das hat für volle Säle gesorgt." Heute hat das Interesse daran nachgelassen, "zum Schluss hat mich noch die Zumba-Welle erwischt".

Doch all das gehört für Kopp jetzt zur Vergangenheit. Er genießt sein Rentnerleben in Landshut, einer Stadt, in der auch seine Eltern lange lebten und seine Schwester wohnt. "Jetzt will ich erst mal richtig ankommen", sagt er nach seinem Umzug von Garching nach Landshut. Die Stadt entdecken, sicherlich eine ehrenamtliche Tätigkeit übernehmen, sich körperlich fit halten. Vielleicht Kurse der VHS besuchen, vielleicht sogar gelegentlich noch an seiner alten Wirkungsstätte. Aber jetzt genieße er erst einmal, dass er nicht mehr "so total unter Druck" stehe. Und er hat begonnen, Kochen und Haushalt zu übernehmen, da seine Frau nach wie vor in Garching arbeitet. Neuland für den Rentner, der einräumt, bisher eher "der Pascha" gewesen zu sein. Aber er ist guten Mutes. Am ersten Tag im neuen Leben hat er marinierte Chicken Wings mit Salat und Spargel zubereitet. Sein Fazit: "Es ist noch etwas verbesserungswürdig."

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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