Garching:Ein Neubau für die Feuerwehr

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Weil der jetzige Standort viel zu klein ist, will Garching den Einsatzkräften ein großzügiges Haus errichten lassen

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Zahlen sind eindeutig. 1974 rückte die Garchinger Feuerwehr 44 Mal aus, 2015 waren es dagegen 485 Einsätze. Die Universitätsstadt ist in diesem Zeitraum stark gewachsen und die Feuerwehr mit ihr. Allein das Feuerwehrhaus wuchs nicht mit. Seit vielen Jahren schon sind die Mängel des Hauses und seine Platznot bekannt, seit vielen Jahren schon ist der Feuerwehr ein neues Haus versprochen. Nun ist der erste Schritt getan. Der Bauausschuss empfahl dem Stadtrat gegen die Stimme von Hans-Peter Adolf (Grüne), ein Raumprogramm freizugeben und die Verwaltung zu bemächtigen, einen Wettbewerb vorzubereiten.

In einer Stellungnahme hatte Kommandant Christian Schweiger noch einmal ein paar gewichtige Gründe dafür aufgeführt, warum die Feuerwehr dringend einen Neubau braucht. Vor allem erschwert die beengte Situation in der jetzigen Unterkunft am Hüterweg den Feuerwehrleuten ihre Arbeit. Da etwa Stellplätze für Fahrzeuge fehlen, sind sie hintereinander abgestellt, und auch die Waschhalle müsse als Stellplatz herhalten. Außerdem blockierten abgestellte Anhänger die Laufwege der Einsatzkräfte. Zudem entspreche auch der Atemschutz- und Responderraum nicht mehr den Hygienevorschriften und der Größenvorgabe. Schließlich listet Schweiger auch noch das Problem der Zu- und Abfahrt über die kleine Bürgermeister-Hagn-Straße auf, die stets stark von Fußgängern und Radfahrern frequentiert sei und den Einsatzkräften in vielen Fällen als Anfahrtsweg diene.

Die Stadt weiß schon lange um die Probleme und hatte auch schon ein Grundstück für den Neubau reserviert. An der alten Umgehungsstraße, wo jetzt eine Filiale der Postbank noch Überweisungen und Päckchen annimmt, soll auf einem Areal von circa 9500 Quadratmetern das neue Feuerwehrhaus gebaut werden. Seit einiger Zeit schon waren Vertreter der Feuerwehr und des Stadtrats unterwegs, um sich in Nachbarkommunen die dortigen Unterkünfte der Feuerwehren anzuschauen und Anregungen zu sammeln. In der Diskussion im Stadtrat ging es jetzt zunächst darum, das Raumprogramm auf den Weg zu bringen, ebenso wie einen Wettbewerb. Doch dieses Vorgehen nannte Hans-Peter Adolf verfrüht. Der Grünen-Sprecher monierte, dass es noch gar keinen Stadtratsbeschluss zur Verlegung der Feuerwehr gebe und auch "die Finanzierung noch gänzlich ungeklärt ist". Er sieht Garching vor großen Aufgaben, da zuletzt ja auch beschlossen worden war, das Bürgerhaus für mehr als neun Millionen Euro zu sanieren. "Haben wir einen Geldscheißer oder wo kommt das Geld her?", wollte er wissen. Er hatte auch gleich eigene Sparideen parat, von denen er schon vermutete, sich damit Feinde zu machen. So empfahl er, in Betracht zu ziehen, "ob nicht eine Feuerwehr reichen würde". Außerdem bezweifelte er, ob ein Wettbewerb nötig sei, "das ist rausgeschmissenes Geld". Zum Haus selbst sagte er, ein Zweckbau wie in Markt Schwaben reiche aus, wobei er für eine modulare Bauweise plädierte und eine enge Zusammenarbeit der Feuerwehr mit den Planern forderte. Das hatte vor ihm schon Jürgen Ascherl betont. Der Fraktionsvorsitzende der CSU bestand auch darauf, die Forderung in den Beschluss mit aufzunehmen, dass die Feuerwehr bei jedem Planungsschritt mit am Tisch sitzt.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) verteidigte den Wettbewerb, er diene dazu, die besten Ideen zu sammeln für das Feuerwehrhaus, in dem auch Wohnungen für Bedienstete entstehen sollen. Das sei außerdem so mit der Feuerwehr abgesprochen worden. Die Finanzen waren bei fast allen, die sich zu Wort meldeten, ein Thema. So fand auch der Zweite Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching), dass das Raumprogramm sehr großzügig konzipiert sei und Einsparmöglichkeiten biete. Und auch der neue Fraktionssprecher der Unabhängigen Garchinger, Florian Baierl, fand die Frage nach der Finanzierung berechtigt. Er wies jedoch auf die Haushaltsberatungen hin, die im März wohl abgeschlossen sein würden, also dann, wenn auch der Wettbewerb starten könnte.

"Wenn wir schon einsparen, dann sollten wir nicht gleich bei der Feuerwehr anfangen", sagte Joachim Krause, Sprecher der SPD-Fraktion. Er sah eine Verpflichtung der Stadt den Feuerwehrleuten gegenüber und fand den Wettbewerb sehr vernünftig. Götz Braun (SPD) schließlich, machte noch den Vorschlag, einen Holzbau in Betracht zu ziehen. Er sei nicht nur ökologisch, sondern auch schnell umsetzbar. Wenn alles nach Plan läuft, könnte mit dem Bau im Frühjahr 2019 begonnen werden, die geschätzte Bauzeit beträgt 52 bis 56 Wochen.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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