Garching:Ein Fördertopf für die Kultur

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Ein Zuschussantrag des Vereins "Thea - Theater für Kinder" lässt Garchings Bürgermeister über einen neuen Weg der finanziellen Zuwendungen nachdenken

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Antrag des Vereins "Thea - Theater für Kinder Garching" auf einen Zuschuss hat Bewegung in die Diskussion über die Kulturförderung gebracht. "Sie hat uns doch verdeutlicht, dass die Stadt hier ein strukturiertes Handlungskonzept braucht", sagt Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Zwar hat der Hauptausschuss die vom Verein gewünschten 6000 Euro abgelehnt, Gruchmann regte jedoch an, künftig einen Kulturfördertopf im Haushalt zu etablieren, der von einem "kulturaffinen Gremium" verwaltet würde. Ihm gehe es um "Transparenz und Gerechtigkeit" beim Verteilen des Geldes.

Der Verein Thea hatte den Zuschuss beantragt, um damit die Produktion seines zweiten Stücks "Fenster zum Wind" zu finanzieren. Ziel des Vereins ist es, ein festes Kindertheater in der Stadt zu gründen mit regelmäßigen Aufführungen, Workshops und Angeboten für Schulen. Tatsächlich hat die Stadt bereits 2015 anlässlich der 1100-Jahr-Feierlichkeiten das erste Stück von Thea finanziell gefördert, außerdem hat sie dem Verein einen früheren Lagerraum im Römerhof zur Verfügung gestellt, den dieser hergerichtet hat. Doch in der Diskussion über den 6000-Euro-Zuschuss zeigten sich die meisten Stadträte zurückhaltend, weil sie keinen Präzedenzfall schaffen wollten. Die Verwaltung hatte sowieso vorgeschlagen, den Zuschuss abzulehnen mit Hinweis auf andere Vereine, die ihre Projekte selbst schulterten. Da Thea aber inzwischen einen Antrag auf normale Vereinsförderung gestellt hat, wird die Stadt immerhin 1636,15 Euro auszahlen.

Thea-Mitinitiator Heinrich Führmann zeigt sich nach den jüngsten Vorschlägen des Bürgermeisters nicht unzufrieden, "es ist ein guter Einstieg", sagt er. Denn möglicherweise könnte Kulturförderung im nächsten Jahr ganz anders ausschauen und damit auch ein anderer Betrag für den Verein herauskommen. Dem Bürgermeister ist es wichtig zu betonen, dass die Stadt sehr viel freiwillige Leistungen erbringt und ihre Vereine fördert, "es sind keine Selbstverständlichkeiten. Da müssen wir überhaupt kein schlechtes Gewissen haben". Dass sich Interessenvertreter jeweils vehement und egoistisch für ihre Projekte einsetzten, sei völlig normal. "Aufgabe des Bürgermeisters ist es daher, hier das Gesamtgebilde Garching im Auge zu behalten und möglichst viel Zufriedenheit herzustellen." Gruchmann will Kulturförderung nicht der Willkür überlassen und schlägt deswegen vor, einen festen Etat im Haushalt zu verankern. Verteilt werden könnte das Geld von einem "Gremium, dessen Zusammensetzung der Stadtrat definiert und dem der Stadtrat auch vertraut". Die Idee könnte bereits bei den Haushaltsberatungen für 2017 verhandelt werden.

Bei den Fraktionen im Stadtrat fällt die Meinung zu diesem Vorschlag geteilt aus. "Wir haben eine wirklich gute Förderung der Vereine insgesamt", sagt Josef Euringer, Fraktionsvorsitzender der Bürger für Garching. Auch kostenlose Räumlichkeiten, die die Stadt Vereinen zur Verfügung stelle, müssten mit eingerechnet werden. Wenn der Bürgermeister ein Konzept vorstelle, wie künftig Garchinger Vereine unterstützt werden sollten, werde man sich das anschauen. Garchinger zu unterstützen, die Kultur machen, darum geht es auch Joachim Krause, SPD-Chef im Stadtrat. Er findet die bisherige Haltung, wie über einzelne Kulturprojekte entschieden wurde, teils zu apodiktisch. Wenn es einen festen Topf gäbe und das Geld etwa mit Hilfe eines Gremiums verteilt werde, "dann wird es sauber". Wie viel Geld in so einen Kulturfördertopf fließen könnte, darüber müsse man mit dem Kämmerer sprechen.

Allen Fraktionen gemeinsam ist der Wunsch nach "objektiv anwendbaren Kriterien" wie etwa Bastian Dombret, der einzige FDP-Mann im Stadtrat, es fordert. Damit soll eine Gleichbehandlung sichergestellt werden. "Denn hier eine Ausnahme und da eine Ausnahme, das halte ich für falsch", sagt auch Jürgen Ascherl, Fraktionssprecher der CSU. Einen Kulturfördertopf kann er sich gut vorstellen, ebenso wie einen eigenen Kreis, der über die Vergabe entscheidet, "aber das haben wir in der Fraktion noch nicht besprochen".

Doch genau an dem Gremium stößt sich Harald Grünwald von den Unabhängigen Garchingern, "das bindet nur unnötig Kapazitäten". Er erwartet sich von der Verwaltung ein grundsätzliches Konzept zur Vereinsförderung, "da gehört der Kulturbereich rein". So könnte er sich beispielsweise auch Projektförderung als einen Teil vorstellen. Gegen einen eigenen Ausschuss wendet sich Hans-Peter Adolf, Fraktionssprecher der Grünen. "Warum soll das nicht der Hauptausschuss entscheiden?" Dritter Bürgermeister Walter Kratzl (Grüne) sagt, seine Partei hätte auch kein Problem gehabt, für den Thea-Zuschuss zu stimmen. Er will abwarten, wie das mögliche neue Konzept aussehen soll, "dann werden wir es prüfen, und wenn es uns gefällt, werden wir uns gerne einbringen".

Noch steht also nichts fest. Für Thea hatte der Bürgermeister allerdings den Hinweis, sie sollten mit Kulturreferent Wolfgang Windisch über den Ankauf eines Stückes für das Kulturprogramm verhandeln. Auch das wäre eine Förderung, wenn auch auf Umwegen. Aber eine, die der Verein gut gebrauen könnte, denn bisher hätten die Darstellerinnen auf ihr Honorar verzichtet, sagt Führmann - "um die Idee nicht sterben zu lassen".

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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