Fröttmaninger Heide:Naturschützer beklagen Sabotage

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Schmetterlinge wie das Schachbrett lieben das Licht. Deshalb darf die Heide nicht zuwachsen. (Foto: Florian Peljak)

Unbekannte haben die Kabel eines Baggers durchtrennt. Dadurch verzögern sich Arbeiten des Heideflächenvereins zum Schutz seltener Arten in der nördlichen Fröttmaninger Heide.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Mit Vandalismus oder sogar gezielter Sabotage muss sich der Heideflächenverein bei seinen Arbeiten in der Fröttmaninger Heide herumschlagen. Anfang des Jahres brachen Unbekannte mit einem Generalschlüssel die Motorhaube eines Baustellenbaggers auf und durchtrennten mehrere Kabelverbindungen und Schläuche, der Schaden belief sich auf 3000 Euro.

Ob es sich um bloße Zerstörungswut handelte, um Baumfreunde, die gegen die Rodungen protestieren oder militante Hundebesitzer, die sich über den geplanten Leinenzwangs ärgern, darüber kann man beim Heideflächenverein nur rätseln. Fakt ist, es handelt sich bei den Arbeiten im Nordosten der Fröttmaninger Heide um eine naturschutzfachliche Aufwertung, die schon seit Herbst läuft.

Eidechsen und Schmetterlinge lieben das Licht

Nach der Kampfmittelräumung wurde der Wald ausgelichtet, unter anderem, um Sonnenplätze für Zauneidechsen zu schaffen. Tue man dies nicht, betont Christine Joas, die Geschäftsführerin des Vereins mit Sitz in Unterschleißheim, würden sich die Lebensräume so verändern, "dass die in ihrem Bestand gefährdeten Tiere und Pflanzen dort nicht mehr leben können".

So kommen auf einem drei Hektar großen Grundstück am so genannten "Kleinen Hart" beispielsweise noch viele seltene Schmetterlinge vor, etwa die Rostbinde. Das Kieferwäldchen aber war mittlerweile so dicht mit Laubbäumen und Sträuchern bewachsen, dass nur noch wenig Licht in den Wald fiel und die lichtliebenden Schmetterlingsarten weniger wurden.

Ausgewählte Bäume bleiben stehen

Man habe beim Auslichten aber darauf geachtet, dass alte Kiefern und auch junge Exemplare für die Verjüngung stehen blieben. Bis Mitte März sind die Waldarbeiter im Auftrag des Heideflächenvereins nun noch unterwegs, um den Japanischen Staudenknöterich auszugraben, ein sich schnell ausbreitender Neophyt. Auch legt man noch weitere Sonnenflächen für die Zauneidechsen an und Strukturen, wo sie sich im Winter verschlüpfen und im Sommer ihre Eier ablegen können.

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Die zweite Bearbeitungsfläche, der ehemalige Pionierübungsplatz, grenzt südlich am "Kleinen Hart" an. Hier fuhren bis vor einigen Jahren noch Panzer und schweres Gerät, weshalb der Bereich fast vegetationsfrei war, jetzt müssen dort die Büsche ausgeschnitten werden. In der Mitte des Platzes liegt eine trichterförmige Vertiefung mit kleinen Tümpeln, hier siedelt sich bereits der Flußregenpfeifer an. "Ziel ist die Herstellung eines Lebensraummosaiks aus offenen Kiesflächen, artenreichen Magerrasen und Gehölzen, als Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten", erklärt Christine Joas.

Statt der Sträucher sollen Blumen blühen

Wo die Sträucher verschwinden, werden bald Heideblumen blühen. Von Mitte Juli an soll punktuell angesät werden, mit Mähgut aus der Münchner Schotterebene. Weiter will der Heideflächenverein Laichgewässer für die Wechselkröte und andere Amphibien verbessern, vorhandene und teilweise undichte Tümpel entkrauten und neu abdichten. Die Maßnahmen seien mit der Naturschutzbehörde der Stadt München und der Regierung von Oberbayern abgestimmt.

Aktuell, so Christine Joas, führe die Zerstörung der Maschine zu Verzögerungen im Baustellenablauf. Der Heideflächenverein bittet die Besucher der Fröttmaninger Heide um Verständnis und darum, die Flächen während der Bauarbeiten nicht zu betreten. Wer Fragen habe, könne sich gerne an den Verein wenden - unter der Telefonnummer 089/319 57 30 oder per E-Mail an die Adresse info@heideflaechenverein.de.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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