Freiwillige Feuerwehr Ismaning:Immer im Einsatz

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Christian Dobmaier, Johann Obermaier junior, Johann Obermaier und Werner Kastner (von links). (Foto: Florian Peljak)

Seit 150 Jahren gibt es eine Feuerwehr in Ismaning. Die Arbeit der Ehrenamtlichen hat sich verändert, doch der Reiz ist geblieben.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Schon als kleiner Bub stand Johann Obermaier am Rande des Schulhofs am Kirchplatz in Ismaning und beobachtete fasziniert, wenn die Feuerwehrleute aus ihrer Wache gegenüber, beim heutigen Gasthof zur Mühle, zu einem Einsatz ausrückten. Die Faszination ließ Obermaier nicht los: 1983, kaum war er 18 Jahre alt, meldete er sich selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Wenn man in einem Dorf lebt und es liebt, ist es selbstverständlich, dass man sich engagiert", sagt Obermaier. Bis heute ist er Mitglied im Ismaninger Feuerwehrverein, wenn er sich auch aus dem aktiven Einsatz inzwischen zu großen Teilen zurückgezogen hat. Die dunkelblaue Uniform trägt er trotzdem weiterhin mit Stolz, ebenso wie das silberne Ehrenkreuz am Revers. Und seine Begeisterung für den freiwilligen Dienst hat er weitergegeben: Auch Sohn Johann Obermaier junior ist ein eifriger Feuerwehrler, genau wie sein Cousin.

Dass er beitreten würde, war "mehr oder weniger selbstverständlich", sagt Obermaier junior mit einem Lächeln. Mit dieser Einstellung ist er offensichtlich nicht allein: 107 Männer und acht Frauen umfasst die aktive Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Ismaning derzeit, der Verein hat insgesamt etwa 380 Mitglieder. "Bislang haben wir das Glück, dass wir keine Nachwuchsprobleme haben", sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Christian Dobmaier. "Die Tradition ist in Ismaning immer noch sehr groß." Bei der Feuerwehr kann man als Ortseingesessener wie als Zugezogener, Männer wie Frauen gelebte Gemeinschaft erfahren.

Dafür tut die Ismaninger Wehr aber auch viel: Sie wirbt aktiv um junge Leute, informiert und versucht zum Beispiel beim Tag der offenen Tür, mit Aktionen und Vorführungen weitere Mitstreiter für ihre Arbeit zu begeistern. Bislang mit Erfolg. Alle zwei Jahre beginnt ein neuer Jahrgang seine Ausbildung, meist sind es neun bis zwölf Neugierige. Er sage den Neuankömmlingen von Anfang an ganz offen, welche Erwartungen an sie und ihr Engagement gestellt werden, sagt Dobmaier, selbst seit 1996 dabei: "Damit sind wir immer gut gefahren." Eine eigene Jugendfeuerwehr gibt es in Ismaning nicht; der Nachwuchs kann mit 17 Jahren die Grundausbildung beginnen und dann direkt in den Dienst einsteigen.

Ein historisches Foto von 1956 zeigt das Löschen eines Dachstuhlbrandes in der Ziegelei Poschinger (zwischen Agrob und Unterföhring). (Foto: FFW Ismaning)

Es wird schwieriger, Ehrenamtliche länger zu binden

Dennoch spüren auch die Ismaninger, was viele Vereine in der Region beklagen - dass es schwieriger wird, Ehrenamtliche für längere Zeit zu binden. Früher, erinnert sich Obermaier, seien viele Feuerwehrleute Landwirte oder Handwerker gewesen, die im Ort ihren Betrieb hatten. Heute pendeln viele Mitglieder über weitere Strecken zu ihrem Arbeitsplatz und können so im Alarmfall nicht rasch genug am Einsatzort in der Gemeinde sein. Außerdem wird es auch in Ismaning stetig schwieriger, eine passende und leistbare Wohnung zu finden, wenn sich zum Beispiel Familienzuwachs ankündigt. Auch die Arbeitgeber müssten offen sein und das Engagement ihrer Mitarbeiter unterstützen, betont Dobmaier. Das ist zum Glück in Ismaning noch weitverbreitet, sodass es der Freiwilligen Feuerwehr bislang gelingt, stets genügend frische Kräfte an der Hand zu haben.

Und das seit nunmehr 150 Jahren: 1869 wurde die Wehr gegründet vom damaligen Schlossherrn, Baron Carl von Bethmann, und dem amtierenden Bürgermeister Nicolaus Zacherl. Bereits damals war die Resonanz groß: 73 Mann meldeten sich der Überlieferung nach freiwillig zum Brandschutz der Gemeinde, der noch mit Eimern, Handdruckspritze und einer fahrbaren Holzleiter gewährleistet wurde. Die Geräte waren in einem Häuschen nahe der Kirche untergebracht. Manche Tradition aus den Gründerjahren hat sich bis heute gehalten, so fungiert beispielsweise noch stets der jeweilige Ismaninger Bürgermeister als Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Aus Eimern und Holzleiter hingegen sind inzwischen längst hochmoderne elektrische Spritzen und Drehleiterfahrzeuge geworden, aus dem Häuschen neben der Kirche ein stolzes Feuerwehrhaus. Seit 1979 sind die Ismaninger Feuerwehrleute an der Osterfeldstraße daheim, zunächst noch als Teilmieter, seit dem Auszug des Bauhofs im Jahr 2000 haben sie das ganze Domizil für sich.

Eine Übung mit dem Löschfahrzeug LF 8 Borgward. (Foto: FFW Ismaning)

In zehn Minuten zum Einsatzort

Wenn dort der Alarm ertönt, muss es schnell gehen, damals wie heute. Zehn Minuten haben die Brandschützer nach dem bayerischen Feuerwehrgesetz, um nach Eingang einer Notmeldung zum Einsatzort zu gelangen, wohlgemerkt im gesamten, circa 40 Hektar Fläche umfassenden Gemeindegebiet. Dank einer guten Planung und Nachrichtenkette funktioniere das auch, sagt Dobmaier. Anders als früher bekommen die Feuerwehrleute die Benachrichtigung heute auch gleich auf ihr Handy. Noch einiges hat sich verändert in den vergangenen 150 Jahren. Die Ausbildung etwa ist wesentlich umfangreicher geworden. "Früher hat man für Verkehrsunfälle ein Modell von Schere und Spreizer bedienen gelernt", sagt Dobmaier, "heute sind es drei verschiedene."

Die Gerätschaften der Ismaninger Feuerwehr wurden über die Jahre modernisiert. (Foto: Florian Peljak)

Auch die bürokratischen Anforderungen sind gestiegen. Um umgestürzte Bäume aus dem Weg zu räumen, braucht ein Feuerwehrler heute zum Beispiel einen Motorsägenschein. Lernte Johann Obermaier in den Achtzigerjahren noch das Fahren mit einem alten Borgward, ist Kommandant Werner Kastner heute mit einem elektrisch betriebenen BMW i3 unterwegs. Auch die Einsätze verändern sich. Heute, sagt Dobmaier, sei mehr Kleinkram dabei. "Wir wurden im vergangenen Jahr 30 Mal zu Wohnungsöffnungen gerufen, weil man die Nachbarn nicht mehr kennt und keiner einen Ersatzschlüssel hat."

Kommandant Kastner, der die Ismaninger Brandschützer seit 2001 führt, bemerkt noch eine Veränderung: Zwar genieße die Feuerwehr immer noch hohes Ansehen in der Bevölkerung, doch: "Die Anspruchshaltung ist gestiegen." Einen Unterschied, ob da Freiwillige oder Berufsfeuerwehrleute im Einsatz sind, mache kein Bürger. Den Anspruch, dieselbe Leistungsfähigkeit wie die Berufskollegen zu haben, stellten die Ismaninger Feuerwehrler aber auch an sich selbst, sagt Dobmaier. Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, proben die Einsatzgruppen regelmäßig. Mehrere Übungen pro Monat denkt sich der Stab aus, die Szenarien reichen von einem Brand im Taxet-Wald bis zu Gefahrengutunfällen oder der Explosion in einer Lagerhalle. Ein richtig großes Unglück mussten die Ismaninger Kameraden zum Glück in der Realität noch nicht bewältigen, auch wenn es in den vergangenen 150 Jahren einige große Brände gab. 1956 etwa musste ein Dachstuhlbrand in der Ziegelei Poschinger am heutigen Agrob-Gelände gelöscht werden, am Karlshof brannte am Gründonnerstag 1998 eine Halle mit 500 Rundballen Stroh, am Goldachhof schlugen 1999 Flammen.

Das Ismaninger Schloss, dessen Schlossherr die Wehr einst mit begründete, blieb bislang verschont. Dort, erzählt Kastner mit einem Lächeln, habe es höchstens einmal einen Feueralarm gegeben, wenn die Sternsinger zu Heilig-Drei-König zu heftig räucherten.

Die Freiwillige Feuerwehr Ismaning feiert ihr 150-jähriges Bestehen groß. Beim Feuerwehrwochenende während der Ismaninger Festwoche im Juni präsentieren sich die Aktiven am Samstag, 29. Juni, von 11 bis 17 Uhr als "Feuerwehr zum Anfassen"; anschließend ist Party im Festzelt, es spielen die Spider Murphy Gang und die Cagey Strings. Karten für die Veranstaltung gibt es online über www.muenchenticket.de und www.eventim.de oder bei Haushaltswaren Benz, Monaco Cut oder Schreibwaren Riedler in Ismaning. Beim historischen Tag der offenen Tür am 8. September zeigt die Feuerwehr Schätze aus ihrem Museum. Historische Uniformen sind ebenso zu bestaunen wie alte Löschfahrzeuge, unter anderem eine noch funktionstüchtige Saug-Druck-Spritze von 1893. Im November lädt die Wehr zur Feuerwehrparty ein.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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