Zurzeit geht es Schlag auf Schlag: Innerhalb von nur drei Tagen wurde im Landkreis eine Containeranlage als Interimsunterkunft in einem Gewerbegebiet in Aschheim eröffnet als auch eine Turnhalle in der Gemeinde Pullach als weitere Notunterbringung für Asylbewerber hergerichtet. Mit diesen kurzfristigen Maßnahmen wurde Raum für knapp 200 Asylbewerber geschaffen. Zu wenig, um die von der Regierung von Oberbayern angekündigten Zuweisungen zu bewältigen.
Mindestens 50 Neuzugänge pro Woche sind dem Landkreis für die kommende Zeit angekündigt worden. Die freien Kapazitäten in Einzel- wie in Sammelunterkünften gehen jedoch praktisch gegen Null. Solange dem Landkreis jedoch keine geeigneten, kurzfristig nutzbaren Unterkünfte oder auch Grundstücke zur Bebauung angeboten werden, die ausreichend Platz für die vielen Menschen schaffen, kann er seine Pflicht nur erfüllen, indem er Notunterkünfte einrichtet, teilt das Landratsamt mit.
Erneut muss der Landkreis daher auch auf die kreiseigene Liegenschaft, die Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim, zurückgreifen. Bereits im vergangenen Jahr diente sie vorübergehend als Notunterkunft. Auch diesmal hoffen die Mitarbeiter des Landratsamts, den Zeitraum möglichst kurz halten zu können, denn den Verantwortlichen ist bewusst, wie wichtig der Sportunterricht gerade in einer Förderschule ist. Ziel ist es, bis Ende Juli eine Alternative zur Notunterkunft in der Turnhalle zu finden.
Landrat Christoph Göbel bedankt sich daher ganz besonders bei der Schulleitung der Rupert-Egenberger-Schule für ihre Kooperationsbereitschaft, genauso wie bei der Stadt, die den Landkreis in kollegialer Weise unterstützt: "Ich verstehe aber auch den Unmut, den dieses nochmalige Heranziehen der Unterschleißheimer Turnhalle sicher auch hervorrufen wird", sagt Göbel.
Unterschleißheims Erster Bürgermeister Christoph Böck (SPD) sagte sofort zu, die in der Turnhalle unterzubringenden Asylbewerber ebenso herzlich in der Stadt willkommen zu heißen wie im vergangenen Jahr. Gleichzeitig kritisiert Böck aber auch die restriktive Finanzpolitik des Freistaates in Sachen Asylbewerberunterkünfte: "Auf der einen Seite werden die Landkreise, und mit ihnen die kreisangehörigen Kommunen dazu verpflichtet, geeignete Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite wurden die erforderlichen Finanzmittel zur Nutzung eines bestehenden Bürogebäudes in der Unterschleißheimer Siemensstraße als temporäres Wohnheim für 200 Asylbewerber noch nicht eingestellt, obwohl hier eine wesentlich bessere Alternative gegeben wäre als die Nutzung der Turnhalle." Damit spricht der Bürgermeister die Pläne eines privaten Investors an, das Bürogebäude in eine Flüchtlingsunterkunft umzubauen. Bisher, so teilt das Landratsamt mit, seien die Verhandlungen zwischen Investor und Regierung von Oberbayern an der "Diskrepanz der Preisvorstellungen" gescheitert, doch die Gespräche dauerten noch an. Außerdem sei auch noch nicht entschieden, ob diese Unterkunft als eine staatliche von der Regierung von Oberbayern betreute Einrichtung oder als eine dezentrale Unterbringung des Landkreises geführt werde.
Maximal 100 Asylbewerber werden voraussichtlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche in der Turnhalle der Schule einziehen. Böck und Göbel hoffen, dass die Unterschleißheimer die Asylbewerber erneut offen und herzlich zu empfangen. "Die hier ankommenden Menschen haben oft schwere Schicksalsschläge zu verkraften, hinter ihnen liegt eine physisch wie psychisch belastende Flucht und sie müssen sich in einem für sie völlig neuem Kulturkreis zurecht finden", heißt es in der Pressemitteilung.