Flüchtlinge:Einzug ins Containerhotel

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Die neue Unterkunft am Echinger Weg bietet 144 Menschen Platz. Durch den Neubau werden auch Räume für den Helferkreis frei. (Foto: Florian Peljak)

Die Stadt Garching muss bis Ende nächsten Jahres zirka 445 Flüchtlinge unterbringen. Um die Quote des Landkreises zu erfüllen, sollen am Echinger Weg weitere Unterkünfte gebaut werden

Von Gudrun Passarge, Garching

Noch vor Weihnachten werden vermutlich Flüchtlinge in das neue Containerhotel am Echinger Weg einziehen. Die Bürger können sich das Haus bereits am 17. Dezember anschauen. Geplant ist, dort 144 Bewohner unterzubringen. Nach einer Prognose des Landratsamts muss Garching 2016 voraussichtlich 445 Flüchtlinge beherbergen. Dazu verlängerte der Bauausschuss jüngst die Genehmigung für die schon bestehende Gemeinschaftsunterkunft um ein Jahr. Außerdem könnten auch noch Holzhäuser auf dem Gelände am Echinger Weg entstehen, "sodass wir bis Ende des Jahres unsere Quote erfüllen können", sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD).

Im Moment leben 72 Flüchtlinge plus 19 unbegleitete Minderjährige am Echinger Weg. Vor ihren Containern herrschte in den vergangenen Monaten rege Bautätigkeit. Im Westen des Grundstücks, das der Kirchengemeinde St. Severin gehört, entstand das dreigeschossige Haus in Modulbauweise. Es bietet 144 Plätze, zwölf davon in Familienzimmern à vier Personen, der Rest sind Doppelzimmer. Wenn die kleinen Container dahinter weiter belegt werden, können also 244 Flüchtlinge auf dem Gelände leben. Durch den Neubau, sagte der Bürgermeister, gebe es zukünftig auch Räume für den Helferkreis, "zum Beispiel für Deutschkurse". Außerdem stelle das Landratsamt zusätzlich einen zweiten Sozialpädagogen für Garching ab, der ganztags anwesend sein werde. "Wie ich gehört habe, soll es ein Mann sein", sagte der Bürgermeister. Bisher ist Rebecca Huber Ansprechperson der Flüchtlinge. Sie hat feste Sprechzeiten sowohl im Landratsamt wie in der Unterkunft in Garching. Auch die Stadt selbst hat auf die neue Situation und ihre Anforderungen reagiert und das Personal im Sozialamt aufgestockt. Außerdem bekommt der Nachfolger für Ingrid Stanglmeier eine Vollzeitstelle. Stanglmeier, die sich zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet, war zugleich Integrations-, Senioren- und Gleichstellungsbeauftragte. Sie hatte nur eine 30-Stunden-Stelle.

Aber selbst die 244 Plätze in den Unterkünften reichen nicht aus, um die Quote zu erfüllen. Es gebe Pläne, noch Holzhäuser auf dem Gelände aufzustellen, berichtete Gruchmann. Die Häuser sollen dreigeschossig gebaut werden, in der Art, wie sie momentan schon in Gräfelfing entstehen. Auch in anderen Gemeinden, wie etwa Ottobrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Haar oder Taufkirchen sollen solche Gebäude erstellt werden. "Es sind Wohngruppen für jeweils acht Leute." Sie verfügen in der Regel über Schlafzimmer, eine gemeinsame Küche und zwei Bäder.

Jürgen Ascherl, Fraktionschef der CSU, machte sich jedoch Gedanken, wie sich die Unterbringung weiterentwickeln wird. Wenn Garching mehr Flüchtlinge unterbringen müsse, "wollen wir dann erweitern oder sollten wir nicht auch über andere Standorte nachdenken?" Es gehe ihm auch darum, eine Gettobildung zu verhindern, sagte er. Der Bürgermeister wollte davon nichts hören. Die Planung liege in der Hand des Landratsamtes, betonte er. Garching könne seine Quote mit Unterkünften am Echinger Weg erfüllen, notfalls gebe es noch ein städtisches Grundstück an der B 11. Er forderte, "kein neues Fass" aufzumachen, so lange die Asylbewerber dort Platz fänden. Auch gegen die Bezeichnung Gettobildung protestierte er. Die Häuser, die geplant würden, seien "optisch sehr ansprechend".

Wenn jemand für die Flüchtlinge Sachspenden abgeben möchte, den bittet die Stadt, bis Januar zu warten. Wegen fehlender Lagerkapazität könne aktuell nichts mehr entgegengenommen werden. Erst im Januar, wenn das neue Containerhotel am Echinger Weg vermutlich belegt sein wird, sei absehbar, welcher Bedarf besteht und was die Menschen dort brauchen können. Die Stadtverwaltung werde dann gezielt zu Sachspenden aufrufen. Unabhängig davon könnten Sachspenden im Römerhof für die Kleider- und Schatzkammer der Nachbarschaftshilfe abgegeben werden.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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