Flamenco-Festival:Eleganz mit Händen und Füßen

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Bei der dritten Auflage der Veranstaltung in Ottobrunn treten diverse Größen der Szene auf, die mit Tanz, Gesang und Gitarre die charakteristische Balance zwischen Anmut, Leidenschaft und Rhythmik suchen

Von Udo Watter, Ottobrunn

Gesang, Tanz und Gitarre - ähnlich wie sein melancholischer argentinischer Bruder Tango entfaltet der Flamenco einen Dreiklang sinnlicher Verführung. Von wortgewaltigen Folklorefans gerne mal als "Seele Andalusiens" oder "Feuer Andalusiens" bezeichnet, hat er seine Wurzeln in der südspanischen Region und geht freilich auf Einflüsse unterschiedlicher Kulturen zurück. Er gilt als Verschmelzung orientalischer und andalusischer Musik. Die Gitanos (Roma), die vom 15. Jahrhundert an in die iberische Halbinsel einwanderten, spielten bei seiner Entwicklung eine wichtige Rolle.

Johannes Tonio und Cornelius Claudio Kreusch, die künstlerischen Leiter der "Ottobrunner Konzerte", präsentieren vom 22. bis zum 24. Februar, ein kleines Flamenco-Festival, bei dem prominente Protagonisten dieses berühmtesten musikalischen Genres Spaniens in die Gemeinde kommen - Tänzer, Sänger und Instrumentalmusiker. Es ist die dritte Auflage des Festivals in Ottobrunn und nach eher experimentellen Künstlern wie Ana Morales 2017 und Andres Peña 2018 stehen diesmal vor allem Vertreter der traditionellen, ursprünglichen Form im Zentrum. Oder wie es Johannes Tonio Kreusch formuliert: "In der Szene sind das Legenden." Das gilt wohl ganz besonders für den Flamenco-Gitarristen Rafael "El Cabeza" Rodríguez, der am Freitag und Samstag auftritt sowie am Sonntag Workshops gibt. Er war 18 Jahre lang in dem, nun ja, legendären Tablao "Los Gallos" in Sevilla beschäftigt und dank seiner stupenden Spieltechnik beherrscht er anspruchsvolle Arrangements. Zudem verfügt Rodríguez über eine große historische Kenntnis der Flamenco-Gesänge und -Tänze. "Er ist der musikalische Kopf vieler bekannter Gruppen und Produktionen." Seine Tochter Isa Rodríguez wird in Ottobrunn die Percussion übernehmen. Als Sänger werden zwei der wichtigsten Vertreter ihres Fachs in den Münchner Südosten kommen: David Palomar und David Lagos. Beide haben diverse Preise gewonnen und waren weltweit mit anderen Flamenco-Größen auf Tournee. Palomar war unter anderem für die Compagnie von Cristina Hoyos tätig, die in Carlos Sauras "Carmen" prominent mitwirkte - ein Film, der 1983 in seiner Verschränkung von Oper, Novelle und Choreografie einen veritablen Flamenco-Boom auslöste.

Rafael Rodriguez ist ein Gitarrist, der in der Flamenco-Szene hoch anerkannt und gut vernetzt ist. (Foto: Veranstalter)

Der Tänzer Javier Barón wird beim ersten Konzert am Freitag sein Können demonstrieren. Er gilt als Bewegungskünstler, der ebenso natürlich wie lässig agiert, dabei virtuose Fußtechnik und versierte Rhythmik kombiniert. Angestrebt wird dabei eine Balance zwischen Anmut, Eleganz und Kraft. Barón tanzt von Kindesbeinen an. 1981 trat er in das Ballet Nacional de España ein. Seine Erfahrungen dort und vor allem seine Zeit in der Compagnie des Tänzers Ciro haben ihn geprägt. Berühmt wurde sein Programm neben den Tänzern Rafael Campallo und Israel Galván unter der Leitung von Manolo Soler. Für seine Tanzkunst und choreografische Arbeit erhält Javier Barón 2008 mit dem Premio Nacional de Danza die höchste Auszeichnung.

Am Samstag wird im Wolf-Ferrari-Haus Milagros Mengíbar den tänzerischen Part auf der Bühne übernehmen. Sie wurde 1952 in Sevilla geboren und gilt als Hauptvertreterin der sevillanischen Schule, die sich durch ihre weichen Bewegungen und das elegante Spiel der Hände auszeichnet. Auch sie ist eine Größe in der Szene. Bereits mit 17 Jahren trat sie in die Akademie von Matilde Coral ein und nur vier Jahre später gewann sie den renommierten Premio Nacional de Córdoba. Seit 1997 unterrichtet Mengíbar in der bekannten Fundación Cristina Heeren in Sevilla.

Rodriguez hat das Programm für das Festival in Ottobrunn erarbeitet, bei dem auch der renommierte Tänzer Javier Braón auftreten wird. (Foto: Veranstalter)

Zusammengestellt hat das Programm für dieses Wochenende Rafael Rodriguez, der Mann, der sich selten ins Rampenlicht rückt und gerne im Hintergrund agiert. Johannes Tonio Kreusch, der als klassischer Gitarrist natürlich auch vom Geist des Flamenco nicht unberührt geblieben ist ("das hat mich schon immer gereizt"), freut sich auf zwei Konzert-Abende mit anschließendem Meet-the-Artist-Gespräch. "Ein Wochenende im Zeichen der großen Meister", urteilt er.

Karten gibt es unter Telefon 089/608 08 302 oder online unter www.wfh-ottobrunn.de; eine Anmeldung zum Workshop ist möglich unter Telefon 089/608 08 301.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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