Feuerberg:Ballspiele, Bier und deftige Burger

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Authentisch amerikanisch: Das ''Feuerberg'' bietet Steaks vom Grill und eine entspannte Sportsbaratmosphäre

Matthias Weitz

Man sollte den Untertitel schnell vergessen, mit dem sich das Feuerberg in Giesing schmückt: "An american style restaurant". Das Feuerberg ist eine Sportsbar, und in einer Sportsbar geht es weder um Stil noch um eine irgendwie gehobene Küche. Das ist auch gut so.

Herzhafte Hausmannskost zur Fußballübertragung: Alles, was eine echte Sportsbar braucht, wird im Feuerberg geboten.  (Foto: region.mue)

Sportsbars sind ein amerikanisches Kulturphänomen. Man feiert dort eine prinzipielle Haltung zum Leben und zum Sport. Man trifft sich, um mit Gleichgesinnten auf einem möglichst großen Fernsehschirm ein Spiel seiner Mannschaft anzusehen, jedes Tor ausgiebig zu bejubeln und das alles mit viel Bier zu begleiten. Kurz, man will sich in einer Sportsbar so benehmen, wie man es in einem gesitteten Lokal nicht darf.

Der Wirt sollte das wissen. William J. Wright ist ein Amerikaner, der in Greensboro in North Carolina aufgewachsen ist. Die Gegend ist eines der Epizentren der Sportsbarkultur (die angeblich erste Sportsbar Amerikas war das "McGreevy's" in Boston). Wie es ihn an die kleine Piazza an der Kreuzung Voß-/Cannabichstrasse in Giesing verschlagen hat, ist eine andere Geschichte. Jedenfalls ist sein Versuch, die Tradition einer bayerischen Wirtschaft mit den Elementen einer amerikanischen Sportsbar zu vereinen, recht gut gelungen.

Der zweigeteilte Schankraum in Rottönen mit hohen Stuckdecken ist glücklicherweise frei von Amikitsch. Da ragen keine Haifischflossenhecks aus der Wand, die Sternenbanner beschränken sich auf Papierfähnchen, mit Zahnstochern auf die Burger gepflanzt. Es wurde auch nicht versucht, die Atmosphäre einer original amerikanischen Sportsbar nachzuempfinden. Die sind nämlich meist eher seelenlose Hallen mit viel Chrom und Furnier.

Die Sorte herzhafter Hausmannskost, wie sie das Feuerberg serviert, fällt in Amerika unter die Rubrik "comfort food". "Comfort food" soll an die Kindheit erinnern, an Sommer voller Baseballspiele und Abende im goldenen Dämmerlicht. Der Hamburger gehört zu dieser Gattung genauso wie der Cheesecake (den man mit seiner Quarkdichte, dem enormen Zuckeranteil auf keinen Fall mit dem deutschen Käsekuchen verwechseln sollte, 4,20 Euro).

Und natürlich die fetttriefenden Vorspeisen wie Onion Rings (frittierte Zwiebelringe, 5,20 Euro), Chicken Wings (Hähnchenflügel, 8,90 Euro) und Nachos, also Chips, die unter Käse und einem Bohnen-Fleisch-Brei begraben sind (7,70 Euro). Die vergleichsweise hohen Preise für die Vorspeisen relativieren sich übrigens schnell durch die Größe der Portionen.

Zu einer richtigen Sportsbar gehört ein Grill. Alle Steaks und Fischfilets werden im Feuerberg über offener Flamme gegart. Die Hüft-, New York Strip- und Rib Eye-Steaks gibt es in drei verschiedenen Größen (je nach Sorte und Gewicht 12,20 Euro bis 19,90 Euro). Mit Pommes frites oder Bratkartoffeln, Salatgarnitur und Pfeffersauce hat das alles solide Qualität - wie man sie genauso in den Steakhausketten serviert bekommt.

Auch die Burger sind vor allem solide. Aus den neun Variationen (vom Classic, 8,90 Euro, bis zum Burgermeister mit Käse, Speck, Spiegelei zu 12,90 Euro) wählten wir den Cheeseburger (9,20 Euro) - die große Prüfung für jeden, der behauptet, original amerikanische Speisen zu servieren.

Das Brot, der "bun", nicht so groß wie eine Singleschallplatte, aber größer als eine Semmel, schmeckte mit luftigem Teig und Sesamkörnern authentisch amerikanisch, stammte aber deutlich aus einer Großpackung haltbarer Industrieware. Der Burgerfladen war dafür von angenehm deftiger Qualität - das Hackfleisch nicht zu fein, was einen bei den großen Ketten ja immer an Astronautennahrung erinnert.

Wir bestellten dazu "Home Fries", gebratene Kartoffelschnitze mit Schale. Es ist eine hohe Kunst, sie zur richtigen Konsistenz zu bringen - das Innere unter der knusprigen Schale war in diesem Fall zu mehlig und zu heiß.

Nun sollte man mit dem Essen nicht zu streng sein. Bei "comfort food" zählen weder Raffinesse noch Originalität. Die Größe der Portionen, der Fettanteil sind mindestens so wichtig wie die Auswahl an Bieren (man bekommt hier sogar das klassische Sportsbar-Bier Miller's).

Sicher gibt es im Feuerberg auch Pasta, Salate, das eine oder andere asiatische Gericht. Doch Sportsbars sind eine altmodische Angelegenheit. Das "Fit & Fun Food" auf der Karte ist ein überflüssiges Zugeständnis an eine Welt, die nicht begreift, dass Vernunft und Mäßigung weder beim Bier noch beim Fußball Tugenden sind.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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