Festival der Gitarre:Paganini Fingerstyle

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Gilt auf der Akustik-Gitarre quasi als One-Man-Band - Gitarrist Petteri Sariola, der beim Festival der Gitarre in Ottobrunn auftritt. (Foto: Veranstalter)

Beim sechsten "Festival der Gitarre" im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus erkunden die Veranstalter Johannes Tonio und Cornelius Claudio Kreusch mit ihren Gästen die ganze Bandbreite des Instruments

Von Udo Watter, Ottobrunn

Kann man mit einem Instrument Liebe machen? Mit ihm tanzen, wie mit einer Geliebten? Oder zumindest die Finger so über die Saiten tanzen lassen, dass besondere Vibrationen entstehen, die jenseits reiner Virtuosität sind und die Pforte zu besonders sublimen Regionen öffnen? Der polnische Gitarrist Marcin Dylla erntet mit seiner erstaunlichen Expressivität und seiner leidenschaftlichen Phrasierungskunst immer wieder derart hymnische Reaktionen, wenn man sich zahlreiche Kommentare, etwa auf Youtube, zu seinen Performances durchliest. 1976 in Chorzów geboren und mittlerweile in Deutschland lebend, hat er zahlreiche internationale Gitarren-Wettbewerbe gewonnen und wird hoch geschätzt in der Szene. "Ja, er hat viele Preise gewonnen, aber was mir bei ihm besonders imponiert, ist seine unglaubliche Musikalität" erklärt der klassische Gitarrist Johannes Tonio Kreusch.

Zusammen mit seinem Bruder, dem Jazz-Pianisten Cornelius Claudio Kreusch, organisiert er die "Ottobrunner Konzerte" und an diesem Wochenende steht in der Reihe mal wieder sein bevorzugtes Instrument im Fokus: Vom 17. bis 19. September findet das "6. Festival der Gitarre - Colours of Guitar" im Wolf-Ferrari-Haus statt, bestehend aus zwei Konzerten und verschiedenen Workshops.

Marcin Dylla wird dabei am Samstag, 18. September, sein außerordentliches Können zeigen, zusammen mit einem anderen klassischen Gitarristen: Pavel Steidl. Der Tscheche wird in der Szene ebenfalls "sehr verehrt", wie Johannes Kreusch betont. Er ist einerseits ein renommierter Interpret klassischer und romantischer Gitarren-Literatur, andererseits auch ein Freigeist, der vielfältige Spielarten beherrscht (und der sich in der ein oder anderen Komposition sogar mit Obertongesang begleitet). "Das Tolle ist, dass beide auch so verschieden sind und unterschiedliche Herangehensweisen haben" sagt Johannes Kreusch. "Cornelius und ich wollen als Veranstalter ja immer auch Kontraste schaffen." Ein besonderes Highlight dürfte an diesem Abend zudem noch der Auftritt von Johannes Tonio Kreuschs Frau Doris Orsan sein: Die Violinistin wird mit Steidl zusammen Originalwerke von Paganini für Geige und Gitarre darbieten. "Was viele nicht wissen: Paganini war auch ein fantastischer Gitarrist", erklärt Kreusch. Der große italienische Geigenvirtuose habe sogar empfohlen, unbedingt beide Instrumente zu lernen: Das Gitarrespielen helfe etwa Violinisten, die "Dehnbarkeit der Finger" zu verbessern.

Zwei angesagte Fingerstyle-Crossover Gitarristen bestreiten am Freitag, 17. September, den ersten Abend des Festivals: Der finnische Sänger und Gitarrist Petteri Sariola wird in einem Doppel-Konzert auf den Wiener Gitarren-Professor und Komponisten Michael Langer treffen, der auch als Gewinner des "American Fingerstyle Guitar Festivals" in Milwaukee sich internationale Meriten erworben hat. Sariola ist nicht zuletzt für seinen perkussiven Ansatz bekannt und gilt auf der Akustik-Gitarre quasi als One-Man-Band. "Er ist einer dieser Gitarristen, die die Gitarre neu definieren: Er singt, und seine beiden Hände machen verschiedenste Dinge, so dass du das Gefühl hast, die Gitarre ist eine ganze Band", schwärmt Johannes Tonio Kreusch. Er selbst wird an diesem Abend auch noch die Bühne betreten und mit Langer, der auch Autor zahlreicher Lehrwerke und Gitarrenschulen ist, zusammen im Duo spielen.

"Wir wollen immer was Besonderes präsentieren,", erklären die Kreuschs, dabei profitieren sie von ihren guten Kontakten in der Szene. Diesmal gibt es zudem wieder Workshops mit den genannten Künstlern, die am Samstag, 18. September, und Sonntag, 19. September, abgehalten werden. Ein "Meet The Artist"-Gespräch, das ja generell zum Konzept der Konzertreihe gehört, wird es aber wohl - noch unter dem Eindruck der Pandemie - nicht geben.

Die Resonanz ist inklusive Workshops gut bisher, während andernorts manch Kulturveranstalter noch mit zögerlichen Reaktionen vonseiten des Publikum konfrontiert ist. "Wir haben ein treues Stammpublikum, aber es liegt auch daran, dass die Leute, die einmal da waren, wissen: Bei den Ottobrunner Konzerten bekommt man was geboten", erklärt Cornelius Claudio Kreusch. An diesem Wochenende vier spannende Gitarristen, die nicht zuletzt die große Klangfarbenpalette des Instrumentes demonstrieren wollen.

Beide Konzerte im Wolf-Ferrari-Haus beginnen um 20 Uhr. Karten gibt es über Tel: 089-608 08 302, Ticket-Online: www.wfh-ottobrunn.de & Reservix, Ticket-Email: wfh@ottobrunn.de. Anmeldung zu den Workshops unter Tel. 089-608 08 301

© SZ vom 16.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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