Ferien daheim:Rurassic Park

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Josef Sedlmair mit glücklichen Mitbewohnern in seiner Idylle - dem Tierpark Blindham bei Aying. (Foto: Claus Schunk)

Josef Sedlmair hat sich einen Traum erfüllt mit seinem Bauernhof-Zoo in Blindham, der Alt und Jung Spaß bereitet

Von Gregor Bauernfeind, Aying

Nein, aus finanziellen Gründen habe er das damals nicht gemacht, den Neuanfang, den "totalen Gang ins Ungewisse", wie es Josef Sedlmair ausdrückt. Indem er vor 13 Jahren die landwirtschaftliche Nutzung des ehemals elterlichen Hofes in Blindham reduzierte, stürzte er sich in ein Abenteuer. Er wollte sich stattdessen dort seinen Traum zu erfüllen: einen eigenen Tierpark.

Längst hat sich herausgestellt, dass sich sein Mut gelohnt hat. Wo früher Mais angebaut wurde und Mastrinder grasten, locken heute heimische Haus- und Wildtiere zahlreiche Besucher auf den Hof in der Gemeinde Aying, an schönen Tagen weit über tausend, sagt Sedlmair.

Dass alles so gut gelaufen ist, überrascht ihn indes nicht. "Überzeugt war ich ja ganz fest, dass das funktioniert", sagt Sedlmair. Auf 25 Hektar leben heute Tiere in seinem Park. Tiere, die man auf einem Bauernhof erwartet, wie Ziegen, Rinder oder Hausschweine. Wildtiere wie Rotwild, Dam- und Muffelwild sowie Wildschweine; aber auch welche, denen man im südlichen Landkreis sonst seltener begegnet. Etwa Fasan, Auerochse, Streifenhörnchen oder Waschbär.

Ziegen füttern erlaubt

Eigentlich an alle - von Jung bis Alt, vom Land bis zur Stadt - richte sich das Angebot, sagt Sedlmair, vor allem würden aber schon Familien mit Kindern kommen. "Die sind besonders vom Streichelzoo ganz begeistert", sagt der Park-Chef. Dort können sie Schafen und Ziegen nah sein und sie füttern. Für die Kleinen gibt es neuerdings ein ganz besonderes Angebot, das ursprünglich aus der Landwirtschaft kommt und jetzt von Ausflüglern genutzt wird: Im "Spielstadl" waren früher Mastrinder untergebracht, auch ein Heu- und Futterlager gab es dort. Jetzt spielen dort auf drei Etagen Kinder auf Hängebrücken, Schaukeln und Rutschen. So ist es Zug für Zug zurückgegangen mit der Landwirtschaft auf dem Sedlmair-Hof. Bis 2007 hatte er noch die Mastrinder, heute betreibt er nur noch Forstwirtschaft und verkauft zu Weihnachten Christbäume.

Mit der neuen Ausrichtung auf seinem Hof musste auch Josef Sedlmair dazulernen. "Freilich war das eine Umstellung", sagt er. Mit Tieren habe er ja vorher schon zu tun gehabt. In einem Tierpark müssten aber ganz andere Prioritäten gesetzt werden. "Die Tiere dürfen natürlich nicht spucken, kratzen und beißen", erklärt er die Merkmale, auf die er beim Kauf seiner neuen Viecher jetzt achten muss. "Als Landwirt hat man die dickste und fetteste Kuh geholt. Heute suche ich so lange, bis ich die bravste gefunden habe. Und die kaufe ich dann."

Unterstützung bekommt Sedlmair von seiner ganzen Familie, beim Versorgen der Tiere, beim Rasenmähen, bei Reparaturarbeiten. "Es ist so viel Arbeit, die da anfällt", sagt der ehemalige Vollzeit-Landwirt. "Jeden Tag ist es was anderes." Die Eltern helfen mit, seine Frau betreibt den Kiosk. Auch Kilian, 14 Jahre alt, und Maxi, 16 Jahre, helfen natürlich fleißig mit, der eine mehr beim Essensverkauf, der andere eher draußen bei den Tieren. Ob die beiden mit dem Tierpark einmal weitermachen möchten, oder ob auch sie einmal einen Neuanfang wie Josef Sedlmair wagen werden, weiß er nicht. Er wird auch nicht für seine Buben planen, das müssten sie nämlich selber entscheiden. "Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Isar runter", sagt er.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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