Feldkirchen:Traglufthalle unerwünscht

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Feldkirchens Gemeinderat prüft Alternative

Von Franziska Dürmeier, Feldkirchen

Die Stimmung ist merklich angespannt: Zum wiederholten Male ist eine Vielzahl besorgter Bürger zur Sitzung des Gemeinderats ins Feldkirchner Rathaus gekommen. Die meisten sind Anwohner des Grundstücks an der Ecke Emeran-/Bodmerstraße, wo laut Gemeinderatsbeschluss von vor zwei Wochen eine Flüchtlingsunterkunft in Modulbauweise entstehen soll. Eigentlich stand laut Sitzungsplan diesmal vor allem das Raiffeisengrundstück zur Debatte. Dort möchte das Landratsamt im Notfall, wenn die Zahl der Asylbewerber weiterhin stark ansteigt, eine Traglufthalle für etwa 250 Menschen aufstellen - und fragt nach dem Einverständnis der Gemeinde.

Diese kurzfristige Lösung lehnten die Räte einstimmig ab - zum einen, da die Fläche vielen als ungeeignet erscheint, zum anderen stößt auch die Art der Unterbringung auf Kritik. Und dann wäre da noch ein neues Grundstück: Eine etwa 5300 Quadratmeter große Fläche im Osten der Gemeinde, südwestlich der Kreuzung Hohenlindnerstraße und der Kreisstraße M 1. Dort könnten schätzungsweise mindestens hundert Flüchtlinge untergebracht werden. Die Gemeinde hatte das Angebot erst vor wenigen Tagen erhalten, diese Alternative wird derzeit geprüft.

Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) schlug vor, erst das Ergebnis dieser Prüfung abzuwarten, bevor der Errichtung einer Traglufthalle zugestimmt wird. Die Mehrzahl der anwesenden Bürger goutierte die Überlegungen in Richtung Alternativfläche: "Wir haben eine Bürgerinitiative zur Asylunterbringung gegründet", meldete sich eine Bürgerin schon am Anfang der Sitzung zu Wort - "der Gemeinde liegt ein Alternativgrundstück vor." Alternativgrundstück ist das Stichwort - der Eigentümer des neuen Grundstücks hat sein Angebot freilich an eine Bedingung geknüpft: Die Fläche werde er nur anbieten, wenn die Gemeinde vom Grundstück an der Emeran-/Bodmerstraße abrücke.

Ihre Meinung taten die Anwohner im Laufe der Sitzung des Öfteren kund. Protestrufe ertönten etwa, als Silvia Pahl-Leclerque (Grüne) vorschlug, dem Landratsamt sowohl die Ecke Emeran-/Bodmerstraße als auch das neue Grundstück anzubieten. Oder Applaus, als sich Reinhard Mulzer (CSU) gegen das Raiffeisengelände aussprach. Irgendwann platzte den Räten der Kragen: "Ich verbitte mir die Zwischenrufe, den Lärm von hinten", sagte Franz Golibrzuch (UWV). "Ich bin es wirklich leid - wenn uns jemand zuhört, wie wir über Menschen reden." Pahl-Leclerque stimmte zu: Es gehe nicht, dass man hier um Menschen schachere - "ich schäme mich dafür."

Doch man hörte auch ganz andere Stimmen aus der Bürgerschaft: "Ich glaube, jeder in Feldkirchen ist offen dafür, Asylbewerber aufzunehmen", sagte eine Bürgerin. Sie schlug zudem vor, Paten für die Flüchtlinge zu organisieren, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen - sie selbst stünde auch zur Verfügung. Daneben könne man eine Grillparty veranstalten, zu der alle Bürger und Flüchtlinge eingeladen werden.

Mit dem Beschluss gegen eine Traglufthalle hat der Gemeinderat ein eindeutiges Signal gesetzt - und trotzdem kann sich das Landratsamt, wenn es hart auf hart kommt, über den Willen der Gemeinde hinwegsetzen. Für die Bürger findet am 6. Juli eine Informationsveranstaltung statt, bei der alle offenen Fragen geklärt werden sollen.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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